Liebling, Ich Kann Auch Anders
Improvisationen, da Leonardos Gäste sich darauf eingestellt hatten, in einem Zelt im Garten zu übernachten.
Frau Keller, die schon mit Campern im Garten einverstanden gewesen wäre, entschloss sich spontan, den beiden Freunden ihr Gästezimmer zur Verfügung zu stellen, was ihr selbstverständlich eine Einladung zum Kaffee eintrug und ihre Überraschungsgäste veranlasste, sie später am Abend abzuholen, um auf dem Motorschiff, das Leonardo und ein Freund aus dem Fitnesscenter gemietet hatten, in fröhlicher Runde aus optimaler Position die gigantischen Feuerwerksspektakel zu erleben, die von den Nachbarstädten Konstanz und Kreuzlingen veranstaltet wurden.
»War ganz gut, dass ich ihn nicht schon wieder gesehen habe, sondern den Tag mit erbaulichen Themen verbringen konnte«, resümierte Eva am Telefon ihren Verzicht auf die Kaffeestunde.
»Eva, das finde ich auch, ich wünschte, du könntest insgesamt Abstand gewinnen.«
»Oh nein, so leicht mache ich es ihm nicht! Er war in meiner Achtung ja schon sehr tief gesunken, als er sich die Sache mit Lola M. erlaubt hat. Aber nach seinem erbärmlichen Benehmen gestern Abend ist er völlig unten durch. Und das wird er auch noch zu spüren bekommen – nach allem, was ich seinetwegen durchgemacht habe, das schwöre ich dir!«
»Wer weiß, was noch alles kommt? Was du da losgetreten hast, enthält großes dramatisches Potenzial und könnte sich vom faustgroßen Schneeball leicht zu einer riesigen Lawine entwickeln.«
»Dessen bin ich mir bewusst. Das ist in der Tat momentan nicht abzusehen. Doch ich nehm’s in Kauf. Er muss einen Schuss vor den Bug bekommen. Aber weißt du, was mich an den gestrigen Ereignissen am meisten erschüttert und wofür ich ihn auch verantwortlich mache: Er hat mich mit seinem erbärmlichen Verhalten so in Rage gebracht, dass ich in meinem unbändigen Zorn um ein Haar Francis mit reingebuttert hätte.«
»Ja, das ist wirklich nicht nobel, aber menschlich. Ich schätze, die wenigsten verprellten Geliebten denken im Moment der Rache an ihrem Ex über die zarte Seele seiner Frau nach.«
Sie schwieg eine ganze Weile nachdenklich. »Obwohl das vielleicht grundverkehrt ist. Wo es doch bestimmt sehr vieles gibt, was beide Frauen verbindet. Wäre doch nur logisch, dass sie sich verbünden.«
»Du willst jetzt aber nicht andeuten, dass du anstrebst, mit Frau W. gemeinsame Sache gegen ihren Gatten zu machen?«
»Das käme auf sie an. Vorstellen könnte ich es mir durchaus, schließlich ist sie mir sehr sympathisch. Und abgesehen davon gibt’s kaum was, womit ich ihn effizienter ärgern könnte!«
»Schade, dass der Bub noch so jung ist …«
»Eliza!«
Wir lachten beide über ganz ähnliche ketzerische Gedanken.
Charly, der Fitnessriegel, hatte eine feste Anstellung bekommen und daraufhin – ganz Freund klarer Lösungen und praktischer Entscheidungen – all seine Frankfurter Zelte abgebrochen, um bei einer Frau aus dem Studio einzuziehen.
Da er sich trotz allem als angenehmer Mieter erwiesen hatte, lud ich ihn zum Abschied zum Essen ein. Ich setzte ihm das vor, was mir für eine Einladung angemessen erscheint: zum Aperitif Sekt und frisch geröstete Salzmandeln, zur Vorspeise in Knobitunke marinierte gegrillte Riesengarnelen mit Blatt- und Kräutersalat, zum Hauptgang Seeteufel-Medaillons mit Cava-Safran-Schaum und Blattspinat (alles nach bewährten Rezepten von Eva). Dazu einen Chablis. Zum Dessert reichte ich in Berliner-Weiße-Gläsern Waldbeeren auf Zitronen-Cassis-Sorbet – von Sekt umspült.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du so gut kochst, hätten wir öfter mal zusammen zu Abend gegessen«, lautete sein lobender Kommentar. »Aber mein Leibgericht ist und bleibt eben doch so eine richtig leckere Pizza!«
So viel zu Perlen und Säuen … Es gelang mir dennoch, den lieben Charly mit einem Lächeln zu verabschieden, denn er überreichte mir noch die Nummer einer jungen Frau, die direkt nach ihm für ein paar Wochen die Wohnung beziehen wollte. Er sagte, sie sei eine Frankfurter Sportfreundin von ihm, die bei einer Filmproduktionsfirma ein Praktikum als Regieassistentin absolviere.
Da mit Eva während der nächsten Wochen eher nicht zu rechnen war, willigte ich ein, nachdem ich die Frau in Augenschein genommen hatte. Sie machte einen patenten Eindruck und war ganz glücklich, bei uns einziehen zu können.
Am Dienstagnachmittag begab sich Eva zu Weizeneggers Villa. Cerberus war so freundlich, absolute Diskretion
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