Liebling, Ich Kann Auch Anders
zu wahren, bekundete aber unverhohlene Zuneigung, wälzte sich zu ihren Füßen und streckte ihr – als deutlichen Kraul-Appell – Brust und Bauch entgegen. Sie tat ihm den Gefallen.
»Danach wäre mir auch gelegentlich«, sagte sie lachend. »Aber ich fürchte, es käme in Gesellschaft nicht besonders gut an.«
Francis zeigte sich amüsiert. Anschließend wehrte sie sich ein wenig gegen Evas Gastgeschenk, bedankte sich dann aber mit einem Küsschen und packte es umgehend aus. Es war eine kleine bibliophile Lyrik-Anthologie mit modernen Liebesgedichten.
Während sie auf der Terrasse Kaffee tranken, blätterte Francis darin, bekundete dann große Freude und sagte, es sei das perfekte Buch für den Nachttisch.
In Eva sträubte sich spontan allerhand dagegen, Vorstellungen über Weizeneggers Schlafzimmer aufkommen zu lassen. Doch dann bereitete der Gedanke, Magnus’ erster und letzter Blick des Tages könnte auf ihr Geschenk in Händen seiner Frau fallen, ihr ein kleines diabolisches Vergnügen.
»Bist du alleinstehend?«, erkundigte sich Francis. Und als Eva bejahte, meinte sie, das hätte doch auch einige Vorteile. Sie etwa würde gelegentlich nachts gern das Licht anknipsen, um zu lesen. Und sie träumte geradezu davon, sich ab und zu einen Tag nach ihrem Rhythmus einzuteilen. Aber damit käme ihr Mann wohl nicht klar. »Er ist halt ziemlich behäbig. Für ihn muss alles im gewohnten Stil ablaufen, denn er stellt sich nicht gern auf Neues ein. Es sei denn, er selbst entschließt sich dazu. Aber im Grunde ist er pflegeleicht. Hauptsache, er hat zu essen, zu trinken, sein Fernsehen und die gewohnte Lektüre, dann ist er zufrieden. Ach, und das Wichtigste ist das Internet! Manchmal frage ich mich, wie er überhaupt leben konnte, als es das noch nicht gab. Er behauptet ja, er benütze es in erster Linie zur Weiterbildung, aber das nehme ich ihm natürlich nicht ab.«
»Nein?«
»Nun, Weiterbildung ist natürlich ein weiter Begriff. Aber er wäre wohl der erste Mann, der die halbe Nacht im Internet rumsurft, ohne sich mit Sex zu befassen.«
»Vermutlich. Die Statistik zumindest spricht eine deutliche Sprache. Obwohl sie mit ihren Angaben sicher sogar weit untertreibt, da nicht gerade die Mehrheit der Befragten die Wahrheit sagt.«
»Stimmt. Ich kenne ein paar Leute aus der Umgebung, die in der Demoskopie arbeiten. Für das Allensbacher Institut. Was glaubst du, was die angelogen werden! Aber ist ja auch verständlich. Stell dir vor, da interviewt eine Frau einen Mann über sein Sexualleben. Der will ihr vermutlich imponieren und wird ihr wohl kaum reinen Wein einschenken, wenn er impotent ist. Oder zugeben, dass er Schmuddelvideos anguckt oder sich täglich Einschlägiges im Internet anschaut.«
»Verständlich!«
»Einen witzigen Beweis für Befragungslügen bieten die Ergebnisse der Erhebungen über Penisgröße.«
»Interessant …«
»Die wurden international von Firmen in Auftrag gegeben, die Kondome herstellen. Den Angaben entsprechend wurden dann die Gummis produziert. Bald stellte sich aber heraus, dass die Mützchen bei einem hohen Prozentsatz der Benutzer schlotterten.«
»So kommt’s raus. Da haben wohl etliche ihre Messungen an den Halswirbeln begonnen«, vermutete Eva. Sie lachten beide.
»Dergleichen peinliche Enthüllungen bleiben natürlich Herren erspart, die sich darauf beschränken, im Internet herumzusurfen.«
»Klar. Und das ist für die Y-Träger vermutlich auch ein ganz wichtiger Aspekt: Da können sie sich nach Belieben stark fühlen und brauchen keinen Beweis anzutreten. Das könnte einer der Gründe dafür sein, dass flirrende Mattscheiben auf Männer einen wesentlich größeren Reiz ausüben als auf Frauen.«
»Ich bin da vielleicht altbacken, aber ich finde es blöd, die Welt bloß aus zweiter Hand zu erfassen – übers Fernsehen, Bücher, Internet. Ich würde lieber mehr unternehmen, mehr reisen. Ich träume zum Beispiel seit Jahren von einem Besuch der Arena in Verona, war aber bis heute noch nicht dort«, gestand Francis.
»Sollen wir nächste Woche hinfahren?«
»Ist das dein Ernst?«
»Warum nicht? Ich war auch noch nie dort. In rund fünf Stunden wären wir vor Ort. Ich schau heut Abend mal im Internet nach.«
»Warum nicht gleich – bevor du es dir anders überlegst.« Francis war Feuer und Flamme.
Sie gingen in die Bibliothek, wo zwei Schreibtische standen. Einer, der für Handschriftliches bestens geeignet schien, und ein etwas niedrigerer mit
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