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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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einfach gegen seine Natur.‹ So und ähnlich lauten die Statements unserer kundigen Freundin.«
    »Interessant! Was sagt deine Freundin noch zu diesem Thema?«
    »Sie meint, es wäre gescheiter, ihn dafür zu bewundern, dass er stark ist, tüchtig arbeitet, gut Auto fährt, sie sexuell befriedigt, zum Lachen bringt und mit den Kindern spielt. Das seien Dinge, die er weit besser beherrsche als Monogamie. Wenn fast alle Männer fremdgehen, dann bedeute das doch nichts anderes, als dass es normal ist. Deswegen sollten die Frauen endlich aufhören, die Jungs gegen die Natur zu dressieren.«
    »Hahaha! Da wollte ich aber doch deine Freundin erleben, wenn sie verheiratet wäre und ihr Mann fremdginge!«
    »Das hat sie sogar schon einmal arrangiert – mit großem Gewinn für alle Beteiligten. Aber seither hat sie das Kapitel abgeschlossen. Jetzt lässt sie keinen mehr länger als ein paar Stunden an sich ran.«
    »Das mag zwar weise sein, aber dabei entgeht ihr dann auch der unvergleichliche Genuss, der darin besteht, fast jede Nacht von Wärme umfangen in den Armen eines Mannes einzuschlafen.«
    Eva schluckte. Wie oft hatte sie sich … Um den Gedanken abzuschütteln, erzählte sie Francis von unserer gemeinsamen Idee der Umschlingungs-Sofapuppe. Francis amüsierte sich sehr darüber. Und während die beiden sich die verschiedensten Puppentypen ausmalten, stiegen in Eva trotz aller rationalen Widerstände wieder die intensiv illustrierten Träume auf.

    »Ja«, murmelte sie schließlich, um die Gesprächspause nicht zu sehr auszudehnen, »für diese Aufgabe sind sie wirklich bestens geschaffen! Und wir Töchter abwesender Väter sind für dererlei Zuwendungen auch überaus empfänglich. Leider!«
    »Deine Freundin hat sicher recht mit ihrer Behauptung, eine Frau habe es leichter, wenn sie sich von vornherein überzogene Tugenderwartungen abschminkt und gewisse Tatsachen als gegeben hinnimmt. Aber ich frage mich dennoch, ob wir von einem Mann nicht erwarten dürfen, dass Jahrtausende der Zivilisation bei ihm auch ein paar Spuren hinterlassen haben.«
    »Die Errungenschaften der menschlichen Zivilisation sind vielen Fachleuten zufolge nur eine hauchdünne Haut, die sofort einreißt, sobald es zu außergewöhnlicher Belastung kommt. Bei Männern noch weit schneller als bei Frauen.«
    »Mag schon sein. Aber nicht in meinem Haus«, sagte Francis und nickte mit entschlossenem Gesicht, zwinkerte dann aber.
    Eva wechselte das Thema. »Ich glaube, bevor wir uns die Köpfe noch heißer reden, tauch ich mal in den See ein. Es ist ja so traumhaft schön hier. Wenn ich so wohnen würde wie ihr, ginge ich das ganze Jahr über ins Wasser. Selbst wenn ich dafür das Eis aufhacken müsste.«
    »Das könnte mich auch reizen. Aber bisher hat’s mir immer an der Motivation gefehlt. Weißt du, Magnus geht frühestens ab zweiundzwanzig Grad rein.«
    Ein sattes Schwein vor einem Trog voller Perlen, dachte Eva.
    Sie schwammen zusammen. Anschließend verpassten sie sich gegenseitig Kneipp’sche Güsse mit dem Gartenschlauch und cremten einander ein. Ein richtiger Mädchennachmittag!
    Francis schwärmte von den Körperpflegeritualen der Frauen in orientalischen Familien.
    »Nicht dass ich deswegen meine kritische feministische Haltung gegenüber dem Islam aufgeben würde, sicher nicht! Aber es gibt schon auch einiges, wovon wir uns hierzulande eine Scheibe abschneiden könnten. Den Zusammenhalt der Frauen untereinander zum Beispiel, die gemeinsame Fürsorge gegenüber den Kindern sowie deren gemeinschaftliche Erziehung und Betreuung. Und was mir auch imponiert: der Hamam, das Frauenbad, dessen Besuch für Körper und Seele gleichermaßen ein Fest bedeutet. Wir haben uns schon im Freundinnenkreis überlegt, ob es nicht eine gute Idee wäre, so etwas in der Region aufzuziehen.«
    Die beiden Frauen verstanden sich so gut, dass Eva gelegentlich fast vergaß, wer Francis wirklich war. Und wenn es ihr dann wieder in den Sinn kam, schlug ihr Gewissen. Aber der Tag war zu schön! Sie würde sich etwas einfallen lassen, wenn es so weit wäre.
    Für Francis war es eine Selbstverständlichkeit, dass Eva zum Abendessen blieb, zumal sie ja allein zu Hause war. Als Eva sie mit übers Glas gehaltener Hand daran hindern wollte, ihr nachzuschenken, schlug Francis vor, sie sollte über Nacht bleiben.
    »Das wäre doch zu schade, wo wirs jetzt so schön haben und uns so gut unterhalten! Was würdest du heute schon noch anstellen? Nichts Weltbewegendes, da bin

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