Liebling, Ich Kann Auch Anders
Computer und Schreibmaschine. Francis rollte sich einen Stuhl heran und die beiden Frauen ließen sich vor dem Computer nieder.
Zwanzig Minuten später hatten sie ein Arrangement gebucht, das Hotelzimmer und Tickets für die Arena umfasste. Das einzige verfügbare in der Kategorie, die ihnen vorschwebte, war für zwei Personen im Doppelzimmer. Sie sahen einander kurz an. Ein Nicken, ein Schulterzucken, zwei Lächeln.
»Weißt du was, Eva? Dich schickt wirklich der Himmel!«
Die fühlte sich etwas mulmig bei dieser Sympathiebekundung und wehrte bescheiden lächelnd ab.
»Doch, wirklich! Jemand wie du hat mir gefehlt. Und zwar seit Langem. Eine Frau mit Drive, eine kreative und mutige Persönlichkeit, die nicht nur von den Dingen redet, sondern sie auch anpackt und in die Tat umsetzt.«
»Und wird es mit deiner Familie keine Probleme geben?«
»Aber nein! Die Kinder sind ja noch in Cinque Terre. Für weitere zwei Wochen. Die Sommerferien mit ihren Cousins und Cousinen in Italien sind immer ein anhaltendes Freudenfest. Für Magnus wird es eine sinnvolle Erfahrung sein, wenn er mal selbst zurechtkommen muss. Aber vielleicht fällt ihm noch nicht mal was auf. Denn im Sommer treibt er sich ohnehin meistens im Tennisclub rum.«
Zumindest bevor er heimkehrt, dachte Eva. Wenn er mit ihr im Freien zusammen war, hatte er anschließend jedes Mal den Club aufgesucht, um die Spuren ihres Parfums und ihrer beider Begegnung wegzuduschen.
Nächste Woche, mieser Magnus, werde ich mit deiner Frau die Italienreise unternehmen, die ich mir mit dir in den leuchtendsten Farben vorgestellt hatte!
In ihrer Euphorie kam Eva gar nicht gleich drauf, dass sich hier etwas entwickelte, das nach ihren eigenen moralischen Begriffen eigentlich grob unanständig war. Wie ein gefräßiger Wurm bohrte sie sich in den rotbackigen Apfel, der die heile Welt des abtrünnigen Geliebten darstellte.
Das Telefon läutete. Francis nahm ab. »Ah, hallo, mein Lieber!«
Magnus, das ist sicher Magnus, dachte Eva und ihr Puls raste mal wieder.
»Prima, danke! – Ja, sicher ist Eva Gallina … äh Gallus gekommen. Das war doch so abgemacht! – Gut … – Aber ja, wir verstehen uns blendend! Wir sprechen pausenlos über Männer!«
Francis lachte und zwinkerte Eva zu. »Sie ist zwar jünger als ich, aber ich kann wohl einiges von ihr lernen … – Oh, das ist aber schade! Nun, sie war ja nicht zum letzten Mal hier. Okay, mach ich …«
Ob er seiner Frau wohl gerade einen Gruß an sie aufgetragen hatte? Nein, eher nicht, sonst hätte Francis sie im Moment der Bestätigung angeblickt.
»Ciao, mein Lieber, mach’s gut.«
»Das war Magnus. Es wird spät werden bei ihm. Wenn ich ihn nicht so genau kennen würde und wüsste, was für ein träges Faultier er ist, könnte ich auf den Gedanken kommen, er hat eine Geliebte …«
Vielleicht sogar mehrere. Zumindest auf virtueller Basis …
Francis lachte. »Aber ich vermute, die Gute wäre arm dran.«
»Inwiefern?« Eva stellte diese überflüssige Frage, um sich nicht durch krasses Desinteresse verdächtig zu machen. Zum einen war ihr sehr unwohl bei diesem Gespräch, zum anderen brannte sie vor Neugier auf Francis’ Meinung.
»Nun, er sieht ja ziemlich gut aus und kann wunderbar plaudern. Er ist charmant und auch einigermaßen gebildet, zumindest bis knapp unter die Oberfläche. Aber da ist wenig Greifbares. Weder Konsequenz noch Disziplin noch Durchhaltevermögen.«
»Auf eure Ehe scheint sich das nicht negativ auszuwirken …«
»Dreimal darfst du raten, warum.« Sie lachte und mimte die Handbewegung einer Reiterin, die ihr Pferd an die Kandare nimmt. »Ich war die ältere Schwester zweier jüngerer Brüder. Unsere Eltern waren kaum zu Hause. Mein Vater engagierte sich bis zum Umfallen in der Firma, und meine Mutter knüpfte internationale Kontakte und kümmerte sich um das Gesellschaftliche. Sie hatten ein Pharmaunternehmen, das inzwischen einem Schweizer Großkonzern gehört. Obwohl es Personal gab, wurde von mir schon sehr früh verlangt, dass ich die Jungs im Zaum hielt. Ich hab’s auch so einigermaßen hinbekommen. Es ist aus beiden was geworden. Sie arbeiten heute in der Branche und sorgen dafür, dass auch meine Anteile sich günstig entwickeln. Ihrer Tüchtigkeit verdanke ich einen Großteil unseres materiellen Wohlstands.«
»Oh«, meinte Eva, »interessant!« Mehr als interessant sogar, dachte sie, mir hat sich dein Mann nämlich als der erfolgreiche Geschäftsmann präsentiert, der
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