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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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ich sicher. Und ich auch nicht. Aber zusammen bringen wir heute noch einiges zustande. Zumindest in der Theorie!«
    Evas Geist war kurzfristig lahmgelegt und lieferte ihr kein Gegenargument.
    So zeigte Francis ihr nach dem Essen das Gästezimmer, das schon eher einem Gästeapartment glich: Schlafzimmer, kleines Sitz-Zimmer, Teeküche und Bad. Eva war verblüfft.
    »Früher haben wir das gelegentlich vermietet. Mal an Feriengäste, mal an Leute von der Uni. Ich fand das nicht schlecht, weil ich auf diese Weise doch einige interessante Bekanntschaften gemacht habe. Aber Magnus hasst es, in seinem Haus und auf seinem Grund Fremden zu begegnen.«
    »Oh, dann sollte ich doch lieber heimfahren!«
    »Untersteh dich! Du bist ja schließlich keine Fremde!«
    »Nein, das allerdings nicht.« Weiß Gott nicht!
    »Eben. Schau, hier hat’s Zahnbürsten und Zahnpasta. Und da ist eine Schublade voller Kosmetikproben. Da findest du sicher, was du brauchst. Wenn nicht, kommst du in unser Bad, dann gebe ich dir was von meinem Zeug.«
    Als Eva das Verdeck ihres Autos schließen wollte, hielt Francis sie zurück und wies auf die alte Remise, die in mehrere Garagen aufgeteilt war. »Stell’s lieber da rein, wegen der Marder.«

     
    Die beiden schwammen noch einmal, hüllten sich in flauschige Bademäntel, strecken sich auf den Liegen auf der Terrasse aus und blickten auf den See. Etliche Segelboote waren noch unterwegs und gelegentlich fräste sich der Lärm eines Motorboots durch die Abendruhe, das den Geruch des Treibstoffes in ihre Nasen jagte. Francis stellte gelbe Kerzen gegen die Schnaken auf, brachte Rotwein und steckte sich eine Zigarette an.

    »Du rauchst?«, fragte Eva überrascht.
    »Ja, etwa drei Schachteln im Jahr … Nur in ganz besonderen Augenblicken. Das ist so einer. Und dafür danke ich dir, Eva!
    Wieder wurde Eva von einer Welle des Unbehagens überrollt, weil sie das Vertrauen dieser wunderbaren Frau missbrauchte. Aber dies war sicher nicht der Augenblick für die Wahrheit! Der würde noch kommen. Ganz bestimmt.
    Nach einer Weile spannen sie am Projekt des neu zu gründenden Hamam herum, der zu einer kulturellen und kultigen Institution für Frauen werden könnte.
    »Und an die Tür kommt ein Schild mit drei Männern drauf, auf dem steht: Wir müssen leider draußen bleiben«, verkündete Francis und lachte wie ein alberner Teenager in die Sommernacht hinaus.
    »Nicht mal ein klitzekleiner Männernachmittag?«

    »Niet! Niet! Niet! Keine Chance! – Männer haben keinen Zutritt!«

    Ein Räuspern ertönte und dann Magnus’ Stimme: »Aber ich wohne doch hier.«

    Die beiden schreckten von ihren Liegen hoch. Doch Magnus erschrak nicht minder, als sein Blick auf Eva fiel. Hätte Francis sie nicht aufgefordert, ihr Auto in die Garage zu stellen, wäre er zumindest gewarnt gewesen. So aber lief er geradewegs ins Messer.

    »Da bist du ja!«, rief Francis und streckte Magnus die Wange zum Kuss hin. »Nun lernst du doch endlich Eva Gallus kennen. Eva, das ist das juwelengleiche Geschöpf, von dem ich dir pausenlos vorschwärme.«

    Eva hielt es für das Beste, ihm artig die Hand hinzustrecken, und er, diese zu ergreifen.

    »Guten Abend«, sagte er mechanisch oder auch, um überhaupt etwas zu sagen.

    »Magnus, Eva kennst und schätzt du ja bereits von ihrer Arbeit. Ich finde, ihr solltet euch auch duzen, das vereinfacht die Dinge.«

    Beide nickten stumm. Wahrhaftig! Es wäre Eva schon merkwürdig vorgekommen, wenn sie ihn Herr Weizenegger hätte nennen müssen. Zumal er ihr diesen Namen ohnehin nie verraten wollte.

    »Wir haben einen fantastischen Nachmittag und Abend erlebt, Lieber. Eva ist so amüsant und inspirierend! Die Zeit verging wie im Fluge.« Plötzlich schlug sie sich mit der Hand gegen die Stirn. »Mein Gott, wie spät ist es eigentlich?«

    »Gegen halb elf«, erwiderte Magnus, der wie üblich keine Uhr dabei hatte. Etwa so spät war’s wohl auch, als er von ihrem ersten Rendezvous heimkehrte. Es galt ja schließlich noch den Umweg über den Tennisclub zu nehmen. Eva ertappte sich bei Gefühlen, die erheblich an Eifersucht und den Zorn einer betrogenen Frau erinnerten.
    »Magnus, ich bin untröstlich, aber ich hab überhaupt nicht mehr daran gedacht, dir deinen Film aufzuzeichnen.« Francis sagte es mit ehrlichem Bedauern. Aber Magnus blickte so düster drein, dass über seine mangelnde Bereitschaft zur Vergebung kein Zweifel aufkommen konnte.
    »Sorry, Darling! Nun kann ich’s nicht mehr ändern.

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