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Liebling, Ich Kann Auch Anders

Liebling, Ich Kann Auch Anders

Titel: Liebling, Ich Kann Auch Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Riedlinger
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angesehen.«
    Das hätte ich dem auch von Herzen gegönnt.

     
    Unser Protest gegen die Pläne von Evas neuem Zahnarzt trug Früchte. Sie suchte die Praxis zwar am nächsten Tag zur Dentalhygiene auf, stellte aber unmissverständlich klar, dass sie keinerlei Manipulationen an ihren Zähnen wünschte.
    »Meinem Ziel bin ich dennoch ein Stück näher gekommen«, verriet sie mir. »Nach der Behandlung bei seiner Assistentin hatte ich nämlich noch ein angeregtes Gespräch mit seiner Frau. Die war etwas nervös, denn sie ist mit ein paar anderen Damen verantwortlich für die Planung eines Benefiz-Abends, den die Frauen, deren Männer in Service-Clubs – wie Rotarier, Lions, Round Table und so weiter – eingebunden sind, gemeinsam veranstalten. In Konstanz gibt es sowohl gemischte Clubs als auch solche, in denen die Herren unter sich sein wollen. Deren Frauen organisieren dann öfter mal ein gemeinsames sinnvolles Projekt, während die Herren mit ihren Clubs gern separate Süppchen kochen. Das Ganze findet diesmal im Festsaal des Inselhotels statt und zwar am siebenten August, dem Vorabend des traditionellen Seenachtfests. Es beginnt mit einem klassischen Konzert, das von einigen Firmen gesponsert wird und anschließend soll noch eine Party stattfinden, wo Champagner und Leckereien serviert werden, um noch etwas mehr Geld in die Kasse für ein Kinderhilfsprojekt zu spülen. Das übliche kulinarische Ritual für den guten Zweck halt.
    Was Frau Renner, der Frau des Zahnarztes, jedoch noch Kopfzerbrechen bereitet, ist die Atmosphäre während der Party. Sie befürchtet, es könnte eher steif zugehen, da die Mitglieder der verschiedenen Clubs sich möglicherweise zunächst recht reserviert begegnen. Wenn jedoch keine Stimmung aufkommt, ist der Abend schnell zu Ende – und die Umsätze fallen entsprechend gering aus.«
    »Dann müssen sie eben eine Tanzkapelle aufbieten.«
    »Das wurde auch überlegt, aber verworfen.«
    »Ah ja – und wusstest du Rat?«
    »Zumindest hatte ich ’ne Idee. Ich kenne über Ruben ein Schauspielerpaar, das bei Partys als streitbares Ehepaar auftritt und sich zofft oder auch die anderen Gäste anpöbelt. Das funktioniert ausgezeichnet, denn sie benehmen sich so daneben, dass die Partygäste – je nach Einstellung – amüsiert oder schockiert sind. Aber jedenfalls kommen sie miteinander ins Gespräch. Die beiden sind ziemlich erfolgreich auf ihre Art und werden gern für steife Events gebucht. Frau Renner fand die Idee spannend und möchte sie mit den anderen verantwortlichen Damen erörtern. Natürlich darf darüber hinaus niemand von der Aktion erfahren.«

    »Ich hoffe, du wirst mir im Detail berichten, was draus wird. Das eilt ja wohl auch alles ein bisschen.«
    »Natürlich eilt das alles. Aber zwei Dinge kann ich dir schon mal versprechen: Ich werde dabei sein. Und ich werde dort jemanden treffen, der diesen Abend nicht vergessen soll: Magnus, major, maximus!«

20

     
    Der Freitag vor dem Seenachtfest war ein schwüler sonniger Tag, und die Veranstalterinnen, die dieses Fest zum ersten Mal initiiert hatten, fürchteten schon, die Leute würden den Abend lieber im Freien und bei Grillfesten verbringen als bei einer Benefizveranstaltung im Inselhotel. Doch dann kam – perfektes Timing – kurz nach fünf ein Gewitter auf, das alle Sonnenlüsternen und Freiluft-Freunde in die Häuser trieb. Etliche mehr als erwartet strömten in den Festsaal des Inselhotels in der ehemaligen Klosterkirche.
    Die Damen um Frau Renner waren ganz glücklich, aber trotzdem furchtbar aufgeregt. Doch der erste Teil klappte perfekt nach Plan. Das ungarische Kammerorchester war rechtzeitig angekommen, die fünf jungen Leute waren hoch motiviert und sahen zudem sehr ansprechend aus. Der Festsaal war voll, selbst auf den Plätzen hinter den dicken Säulen saßen Leute. Es mussten sogar noch zusätzliche Stühle herbeigeschleppt und an die Seiten gestellt werden.
    Eva hatte einen Platz fast in der Mitte der zwölften Reihe, der ihr nicht nur freien Blick auf die Bühne gewährte, sondern von wo aus sie auch gut verfolgen konnte, was sich in den vorderen Reihen abspielte. Als Magnus auftauchte, krampfte sich ihr Magen zusammen. Er war so schön und so unverschämt reizvoll anzusehen. Sie befürchtete, sie könnte sich während des Konzerts aus Schmerz und ohnmächtiger Wut zu einem unkontrollierten Schrei hinreißen lassen, doch sie atmete tief durch und sagte sich: Er ist ein Lügner, ein Betrüger, ein mieses

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