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Liebling, vergiss die Socken nicht

Liebling, vergiss die Socken nicht

Titel: Liebling, vergiss die Socken nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Haran
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Sekunden versank Meredith in Nachdenken. Für Belinda waren es die längsten dreißig Sekunden ihres Lebens.
    »Was ist los?« platzte sie heraus. »Sag was, Matt!« Doch ehe er dazu kam, ergriff Meredith das Wort. »Also, wissen Sie, das ist nicht die ganze Wahrheit. Ich habe einmal ein Kind gehabt.«
    Merediths Agent, der hinter Belinda auf der Besuchergalerie saß, sprang auf. Das gehörte ganz offensichtlich nicht zum normalen Repertoire für Talkshows.
    »Ich war achtzehn und hatte eine phantastische Karriere vor mir. Das Kind hätte mich behindert. Deshalb habe ich es weggegeben.« Ein Raunen lief durch das Publikum. »Ich habe es nie mehr wiedergesehen. Und später, als ich dann Kinder wollte, stellte ich fest, dass ich keine mehr bekommen konnte.« Sie blickte die alte Dame im Publikum an. »Man kann es wohl die ausgleichende Gerechtigkeit nennen.« Von der witzelnden Person von vorhin war nichts mehr zu spüren. »Aber eines habe ich begriffen: Verglichen mit einem Kind, ist Erfolg ein Dreck.«
    Matt saß da wie angenagelt. Sie konnte überhaupt nicht wissen, was ihm heute nachmittag passiert war.
    Der Aufnahmeleiter gab Matt das Signal, dass sie noch zwei Minuten hatten. Er wollte Meredith Morgan gerade eine letzte Frage stellen, als ihn die Wirkung ihrer Worte erneut traf. Er wusste, was er tun wollte. Doch würde er den Mut dazu haben? Plötzlich schoss ihm das Bild von Ally, wie sie damals beim Telethon die Mutter umarmt hatte, deren Kind so krank war, durch den Kopf. Er hatte sie dafür bewundert, dass sie Gefühle zeigte, und gleichzeitig aber gewusst, dass er es nie können würde. Hier lag seine Chance.
    Überraschenderweise drehte er sich von Meredith weg und schaute direkt in die Kamera.
    »Meredith, du kannst gar nicht wissen, wie nahe mir deine Worte gehen.« Belinda warf Bernie einen Blick zu und zuckte mit den Achseln. Sie hatte keine Ahnung, was als nächstes kam, doch irgend etwas an Matt veranlasste sie, sich aufrecht zu setzen.
    »Was die Zuschauer nämlich nicht wissen, ist, dass ich heute beinahe meine Show verpasst hätte. Man hätte ihnen gesagt, ich sei krank, doch in Wirklichkeit war ich unterwegs, um meine Tochter zu suchen.« Matt machte eine Pause. Im Zuschauerraum herrschte Totenstille. »Sie ist heute morgen weggerannt. Und weil sie mich nicht sehen wollte, habe ich die Tür des Hauses aufgebrochen, in dem sie untergeschlüpft ist.«
    Ally schlug sich die Hand vor den Mund. Davon hatte Matt ihr kein Wort erzählt.
    »Mein Gott!« brüllte der Regisseur Belinda an. »Was soll ich tun? Den Stecker rausziehen?«
    Doch Belinda hörte ihm gar nicht zu. Sie starrte vollkommen gebannt auf Matt. Noch niemals hatte sie ihn im Fernsehen echte Gefühle zeigen sehen.
    »Janey«, sprach er weiter. »Ich möchte dir einfach nur sagen, wie leid es mir tut. Wenn du nicht nach Hause kommen willst, gut, das musst du entscheiden. Aber wir lieben dich. Wirklich.« Matt ergriff Merediths Hand. »Meredith, deine Worte hätten nicht treffender sein können. Kinder bedeuten mehr als jede Karriere.«
    Janey glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Sie reckte den Kopf, um besser auf den Bildschirm schauen zu können.
    »Da, sehen Sie nicht, wie sehr er Sie liebt!« George sprang auf. Tränen väterlichen Mitgefühls liefen ihm übers Gesicht, und er umklammerte Janeys Schultern.
    Einen Moment lang verharrte Janey starr, dann schüttelte sie sich los. »Ja.« Sie drehte sich weg und schnappte ihre Lederjacke von der Stuhllehne. »Das war eine wunderbare Publicity-Nummer, nicht wahr? Um die Versöhnung mit der eigenen Tochter zu bitten. Er würde sie wahrscheinlich sogar am liebsten gleich vor der Kamera durchziehen. Das steigert die Einschaltquoten.« Sie stand auf. »Es gibt nur ein kleines Problem. Er hat vergessen, den Millionen von Zuschauern zu sagen, warum ich fortgelaufen bin.« Mit Tränen in den Augen kämpfte sie sich an den Tischen vorbei. »Weil er uns verlassen hat.«
    Die Telefonleitungen auf der Schalttafel blinkten ununterbrochen auf. Belinda wusste, was das bedeutete. Ritchie Page wollte ihr befehlen, Matt umgehend zu unterbrechen. Aber sie dachte nicht daran. Während sie zuschaute, erkannte sie, wie sehr Matt seine Tochter liebte und dass sie mit dafür verantwortlich war, dass Janey sich unglücklich fühlte. Zu ihrer völligen Verwirrung spürte sie einen Kloß im Hals, und sie musste sich eine Träne wegwischen. Heiliger Herrgott!
    Meredith Morgan wandte sich Matt zu. »Hiernach«, und

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