Liebling verzweifelt gesucht
Öffentlichkeit für die Rechte von Tieren einzusetzen. Es gibt zwar ein Tierschutzgesetz, aber leider bietet es keinen umfassenden Schutz. Immer wieder kommt es zu Misshandlungen und Quälereien, und in den meisten Fällen kommen die Täter sehr glimpflich davon. Sie bekommen eine kleine Geldstrafe oder eine Strafe auf Bewährung. Daher setze ich mich mit aller Kraft dafür ein, dass das Strafmaß ausgeschöpft wird. Staatsanwälte und Richter müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass es eine Lobby für Tiere gibt und Tierquälerei keine Bagatelle ist.
Zu der Demonstration in der Nähe von Herrn K.s Haus kamen circa 260 Personen. Zudem waren der gesamte Vorstand des Tierheims sowie einige Pressevertreter anwesend. Die Rollläden vor den Fenstern des Hauses waren heruntergelassen worden und Herr K. ließ sich natürlich nicht blicken. Mit einem Megaphon verkündeten wir unseren Protest gegen seine Taten und forderten die Höchststrafe, das heißt drei Jahre Gefängnis.
Am Tag der Verhandlung demonstrierten wir erneut. Dieses Mal versammelten wir uns am Münchner Stiglmaierplatz in der Nähe des Gerichtsgebäudes und marschierten von dort aus bis zum Gericht. Zu dieser Demonstration waren ähnlich viele Leute gekommen wie zur ersten. Wieder forderten wir eine Strafe von drei Jahren ohne Bewährung für den Täter. Einige Demonstranten waren extrem aufgebracht. Und als Herr K. – von sechs Polizisten beschützt – das Gerichtsgebäude betrat, wurde er laut ausgebuht. Der Sitzungssaal war längst nicht groß genug, um all den Tierfreunden Platz zu bieten, aber so viele wie möglich nahmen an der Verhandlung teil.
Die Entscheidung des Gerichts war für uns alle sehr enttäuschend. Herr K. wurde lediglich zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Auch die Familie M. war nicht zufrieden mit dem Urteil. Sie sagten, sie wollten keine Katze mehr haben, aus Angst, dass dem Tier etwas Ähnliches zustoßen könnte wie ihrem Rocco. Nach der Verhandlung wurde Herr K. durch einen Hinterausgang aus dem Gebäude hinausgeschleust. Wahrscheinlich befürchtete man, dass es sonst zu Ausschreitungen kommen würde. Wir hatten die Demonstranten zwar immer wieder dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren und Übergriffe zu vermeiden, aber die Stimmung war in der Tat sehr aufgeheizt.
Ich werde mich weiter dafür einsetzen, das öffentliche Bewusstsein für die Rechte und den Schutz von Tieren zu stärken, damit so etwas nicht mehr geschieht.
Der lange Weg nach Hause
Es war ein sonniger Septembertag in München. Der Himmel leuchtete blau über der bayerischen Hauptstadt und die Föhnwetterlage versprach eine ausgezeichnete Bergsicht. Sieglinde H. ging mit ihrem braunen Colly-Mischling Sam zu ihrem Auto, das sie in einer Nebenstraße geparkt hatte. Kaum hatte sie die Heckklappe des Wagens geöffnet, da sprang Sam auch schon freudig hinein. Er liebte es, mit seinem Frauchen Auto zu fahren. Meistens schlossen sich an die Fahrten wunderschöne Spaziergänge in der Natur an.
Frau H. strich Sam zärtlich mit der Hand über den Kopf und sagte: »Heute machen wir einen größeren Ausflug. Wir fahren nach Oberammergau zu meiner Freundin Julia. Sie wird für eine Weile auf dich aufpassen, während ich im Urlaub bin. Am liebsten würde ich dich mitnehmen, doch das geht dieses Mal ausnahmsweise nicht. Aber du wirst sehen, bei Julia wird es dir gut gefallen. Sie wohnt in einem schönen Haus mit einem großen Garten. Sie wird wunderbare lange Spaziergänge mit dir machen und freut sich schon sehr auf deine Gesellschaft.« Frau H. fuhr zum ersten Mal ohne ihren geliebten Hund in den Urlaub. Aber bei dieserReise konnte sie ihn unmöglich mitnehmen. Und ihre Freundin Julia kannte Sam und verstand sich großartig mit ihm. Er würde es sehr gut bei ihr haben, das wusste sie.
Sam sah sein Frauchen mit seinen großen braunen Augen an. Frau H. seufzte. »Ich werde dich auch sehr vermissen, mein Zottelchen. Aber ich werde schon bald wieder da sein. Und bei Julia bist du wirklich gut aufgehoben.« Sie gab Sam ein Leckerli, schloss die Heckklappe und fuhr los. Zum Glück gab es an diesem Vormittag keine Staus auf dem Mittleren Ring. So erreichten die beiden zügig die Autobahn Richtung Garmisch-Partenkirchen und ließen die Stadt rasch hinter sich.
Nach einer Viertelstunde tauchten in der Ferne bereits die Alpen auf. Die Luft war klar und die Konturen der Berge zeichneten sich unter dem blauen Himmel deutlich ab. »Wir fahren in eine wunderschöne
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