Liebling verzweifelt gesucht
einer Weile sagte Herr K.: »Wo ist eigentlich Kaja?« Suchend schaute er sich nach der Hündin um und rief: »Kaja, Kaja!« Auch seine Frau versuchte sie auf den angrenzenden Feldern zu entdecken. Aber die Hündin war nirgendwo zu sehen.
»Das gibt‘s doch gar nicht«, sagte Frau K. aufgeregt. »Sie kann doch nicht einfach verschwunden sein. Kajaläuft nie weit weg. Das ist gar nicht ihre Art.« Sie begannen, laut nach der Hündin zu rufen, aber Kaja kam nicht zurück. Das Ehepaar verstaute den Rest seiner Brotzeit im Auto und machte sich weiter auf die Suche. Stundenlang liefen sie über die staubigen Felder, hielten Ausschau nach Kaja und riefen nach ihr. Erst als der Tag sich dem Ende zuneigte und es dämmrig wurde, kehrten sie entmutigt zum Parkplatz zurück. Es war ihnen völlig rätselhaft, wie Kaja so plötzlich verschwinden konnte. Und sie verstanden erst recht nicht, warum die sonst so pflichtbewusste, folgsame Hündin nicht mehr zurückgekommen war. Sie waren ratlos, wussten nicht, was sie noch tun sollten. Am nächsten Tag mussten Herr und Frau K. wieder zur Arbeit. Daher kehrten sie schweren Herzens ohne ihren Liebling nach München zurück.
Gleich am nächsten Morgen rief Herr K. mich in der Vermisstenstelle an und bat um Rat.
Ich war etwas streng mit ihm: »Ich verstehe ja, dass Sie wieder zur Arbeit mussten, aber trotzdem wäre es richtiger gewesen, länger nach Ihrer Kaja zu suchen. Hunde kommen meistens nach einer Weile wieder an die Stelle zurück, an der sie verloren gegangen sind. Oft erst am nächsten Tag. Wenn ihre Besitzer nicht da sind, laufen sie enttäuscht wieder weg. Deshalb ist es in einem solchen Fall sehr wichtig, vor Ort zu bleiben. Wenn es sein muss, auch mehrere Tage lang. Viele Leute rennen – so wie Sie es getan haben – auf der Suche nach ihrem Tier verzweifelt überall herum. Das ist auch nicht verkehrt, vorausgesetzt jemand bleibt an der Stelle, wo das Tier verschwunden ist. Dann können die anderennach ihm suchen. Aber man sollte unbedingt die Stellung halten und nicht wegfahren.«
»Es tut uns schrecklich leid«, sagte Herr K., »aber wir hatten keine andere Möglichkeit. Wir mussten wirklich dringend zurück zur Arbeit. Wir leiden selbst am meisten darunter, dass wir nicht länger nach Kaja suchen konnten. Es liegt uns sehr viel an ihr.«
»Wenn Sie es irgendwie einrichten können, sollten Sie sofort noch einmal zu dem Parkplatz in Ungarn fahren. Ihr Hund wartet dort bestimmt auf Sie«, sagte ich.
»Ich weiß nicht, wie wir das hinbekommen sollen«, seufzte Herr K. »Unser Urlaub ist aufgebraucht und ich weiß nicht, ob wir trotzdem noch einmal ein paar Tage freinehmen können. Eine weitere Reise ist außerdem mit zusätzlichen Kosten verbunden. Das wird finanziell sehr eng für uns. Ich werde das mit meiner Frau besprechen.« Damit verabschiedeten wir uns fürs Erste.
In den folgenden Tagen rief ich mehrmals bei den K.s an. Die Geschichte ließ mir keine Ruhe. Ich sah Kaja richtig vor mir, wie sie in Ungarn sehnsüchtig auf ihre Besitzer wartete. Eine solche Situation geht mir jedes Mal ans Herz, weil die Tiere mir einfach sehr leidtun. Sie verstehen die Welt nicht mehr und sind ihrem Schicksal hilflos ausgeliefert.
Das Ehepaar K. zögerte, was verständlich war. Sie konnten nicht glauben, dass ihr Hund tatsächlich in Ungarn auf sie wartete. Sie hatten so etwas ja noch nie erlebt. Sie fragten sich, ob sie die ganze Mühe und die Kosten einer neuen Reise auf sich nehmen sollten, obwohl sie nicht sicher sein konnten, dass sie ihren Hund wiederfinden würden.
Aber ich war mir meiner Sache sehr sicher und nervte sie regelrecht. Immer wieder sagte ich zu ihnen: »Wir müssen irgendetwas tun. Es darf nicht noch mehr Zeit vergehen. Sie sollten dorthin fahren. Glauben Sie es mir, Sie werden Ihren Hund in Ungarn finden. Er ist dort und wartet auf Sie.«
Schließlich brachte ich sie dazu, noch einmal an die ungarische Grenze zu fahren. Sie konnten sich doch ein paar Tage von ihrer Arbeit freinehmen und machten sich Kaja zuliebe auf den Weg. Sie hingen sehr an ihr und wollten nichts unversucht lassen, um sie zu finden.
Als die Eheleute wieder bei der Stelle ankamen, wo sie die Hündin verloren hatten, entdeckten sie Kaja sofort. Sie lag auf einem Feld ganz in der Nähe des Parkplatzes. Dieser befand sich auf freier Strecke. Es gab keine Häuser ringsum. Herr und Frau K. waren völlig perplex, ihren Hund tatsächlich dort vorzufinden. Sie hatten es zwar inständig
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