Lieblingsstücke
unterschreiben, dass ich für sie etwas versteigere und dafür 25 % des Erlöses behalte. »Keine Garantie für einen Mindesterlös« steht außerdem groß- und fettgedruckt auf meinem ausgeklügelten Papier. Ich kann schon ein kleiner Fuchs sein. Und schließlich bin ich Anwaltsgattin und weiß, wie schnell heutzutage Menschen vor Gericht gehen. Man muss sich für alle Eventualitäten wappnen. Seitdem geht vieles leichter.
Nur das Platzproblem bleibt. Obwohl ich Teile der Garage mitbenutze. Für das wirklich sperrige Zeug. Wie zum Beispiel für das Surfboard von unserem Nachbarn Friedhelm. Was Christoph extrem stinkt. Sein Auto, so profan das auch ist, steht ihm nahe.
»Jedenfalls näher als das blöde alte Surfbrett von Friedhelm«, hat er geknurrt, als ich ein paar blöde Bemerkungen über seine tiefe Beziehung zu einem Gegenstand gemacht habe.
»Gut«, habe ich eingelenkt, »dann kriegst du die Garage und ich den Keller. Wenn ich den ganzen Kellerraum habe und du deinen Krempel in die Garage räumst, brauche ich auch keinen zusätzlichen Stauraum in der Garage. Dann kann sogar Friedhelms Surfbrett in den Keller.«
»Heißt das, ich soll in der Garage arbeiten?«, hat er fassungslos zurückgefragt.
»Ich glaube, ja«, war meine schlichte Antwort. Ich habe die Bemerkung runtergeschluckt, dass er ja dann ganz nah bei seinem kleinen Liebling, seinem BMW , wäre, wo die zwei sich doch so prächtig verstehen. Er hat sich einfach geweigert.
»Ohne Heizung, ohne Computer, ohne Internet. Wie soll denn das gehen?«, hat er sich beschwert, mit einem Blick, als hätte ich ihn mitten im sibirischen Winter ohne Kleidung nackt auf die Straße gestellt, um zu sehen, wie schnell so ein europäischer Mann zu einer Eisskulptur wird. Oder als würde er mich in den nächsten Sekunden einweisen lassen. Die Gründe, weswegen Christoph meinen Vorschlag ablehnte, waren genau die Gründe, die mich regelrecht für meine Idee begeisterten. In der Garage würden die Abend- und Wochenendarbeitseinheiten sicherlich um einiges kürzer ausfallen. Wenn es schön kühl ist und man im
Neonlicht sitzt, begrenzt man seine häusliche Zusatzarbeit sicherlich auf ein Minimum. Und die Computerfrage wäre durch die Anschaffung eines Laptops nun durchaus lösbar.
»Wir kaufen einen Laptop und einen kleinen Heizlüfter«, schlage ich vor. Man soll sich offensichtlichen Problemen ja nicht verweigern. Ich bin ja durchaus bereit, auf Christophs Zicken einzugehen. Und dass ich das Internet in meinem Bereich nun wirklich mehr brauche als er, sollte ja nicht mal der Erwähnung bedürfen. Um die Sache etwas abzukürzen – er war nicht bereit, auf meinen Vorschlag einzugehen.
»Du tickst ja wohl nicht mehr richtig«, war sein wenig sachliches Argument. Wir haben uns schließlich darauf geeinigt, dass ich nur den hinteren Teil der Garage »vollmülle«, wie er es nennt, und genau so viel Platz lasse, dass er seinen Wagen noch parken kann. Damit es nicht zu grenzüberschreitenden Handlungen kommt, hat er den Garagenboden markiert. Mit Klebeband! Wer hier nicht mehr richtig tickt, ist damit ja wohl klar bewiesen.
So oder so, stelle ich jetzt hier unten in meinem kleinen Büro fest, das Platzproblem bleibt. Eigentlich müsste ich mir eine kleine Lagerhalle mit angrenzendem Büroraum mieten. Aber das sind Zusatzkosten, die ich scheue. Vor allem wäre damit der Hauptvorteil meiner Arbeit zunichte gemacht. Schließlich ist es ja ein großes Plus, dass ich von zu Hause aus arbeiten kann. Es ist spät, und ich vertage die Aufräumerei und das Nachdenken auf morgen. Nichts wie ins Bett.
Ich schlafe und träume von gigantischen Päckchen, die mir Jesus höchstpersönlich um die Ohren haut. Ein unguter Traum, vor allem weil er bei seiner groben Unfreundlichkeit
auch noch von einer älteren Dame, ich vermute Anabelles Oma, angefeuert wird. Dieses Seminar verfolgt mich bis in den Schlaf. Sollte an dem Quatsch doch was dran sein? Ist jetzt auch noch Jesus sauer auf mich? Wird es morgen in unserer Reihenhaussiedlung Heuschrecken regnen, oder greift er heutzutage auf andere Maßnahmen zurück? War das überhaupt Jesus mit den Heuschrecken? Oder doch Gott höchstpersönlich?
2
Am nächsten Morgen Standardprogramm. Frühstück machen, Brote schmieren, das kann ich inzwischen wie im Schlaf. Noch eine kleine Ranzenkontrolle, die obligatorischen Schmatzer und weg sind meine Kinder. Christoph ist heute schon ganz früh aus dem Haus. Er hat um neun Uhr einen großen
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