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Lieblingsstücke

Lieblingsstücke

Titel: Lieblingsstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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nicht besonders praktisch. Man muss das Flatterteil ja immer festhalten. Dann hat man noch ein Handtäschchen dabei und wenn man noch was trinken will, fehlt einem die dritte Hand. Wie so oft im Leben. Aber ein neues Kleid? Nur für einen einzigen Abend? Ich bin nicht geizig, aber das erscheint mir doch keine besonders sinnvolle Investition.
    »Der Ball ist wichtig für mich, da sind alle da«, betont Christoph nochmal.
    »Ich habe nichts zum Anziehen«, stimme ich das bekannte und auch ziemlich profane Frauen-Klagelied an.
    »Das vom letzten Mal war doch schön. Zieh das doch an«, sagt Christoph, »ich trage auch wieder meinen Smoking.«
    So was Knackdoofes kann wirklich nur ein Mann sagen.
    »Ich geh jetzt erst mal schlafen und gucke morgen«, verschiebe ich, wie so oft, Unangenehmes auf den nächsten Tag und spare mir eine spitze Bemerkung zu seinem Smoking-Argument.
     
    Am nächsten Morgen werde ich von einem grausigen Schrei geweckt. Eindeutig mein Sohn. Ich gucke neben mich. Christoph ist, mal wieder, schon weg. Man könnte denken, er arbeitet in der Frühschicht. Leider kommt er nicht dementsprechend nach Hause. Aber er betont oft: »Morgens ist Ruhe in der Kanzlei, da kann man gut was wegarbeiten.« Mag ja sein, aber dann sollte man doch wenigstens ein bisschen früher heimgehen können. Vor allem, wenn es keine Stechuhr gibt.
    Jetzt heißt es aber erst mal nachschauen, warum mein Sohn wie ein angestochenes Jungschwein schreit. Ich tapse in Claudias Zimmer. Mark wälzt sich auf dem Boden und Claudia steht ungerührt daneben.
    »Was ist hier los? Seid ihr verrückt geworden?«, frage ich meine Kinder.
    »Ich hab vergessen, dass der hier schläft und bin drauf getreten beim Aufstehen. Da kann ich ja wohl nichts dafür«, rechtfertigt sich meine Tochter direkt.
    »Du bist zweimal auf mich draufgetreten«, schluchzt mein Sohn. »Die hat auf meinem Bauch gestanden. Extra. Das hat die extra gemacht.«
    Was für ein schöner Tagesbeginn, vor allem, weil jetzt auch noch mein Vater in der Tür steht.
    »Was ist denn hier los?«, fragt er verstört. »Muss das denn sein, so ein Gekreische am frühen Morgen?«
    »Papa, ich kläre das. Mark hat sich wehgetan. Geh schon mal runter. Ich komme gleich und mache Frühstück.«
    »Ist das noch nicht fertig?«, knurrt er und geht.
    Na prima. Da habe ich mir ja einen schönen Pascha ins Haus geholt. Gewöhnt an Full-Service.
    »Ich hab mir nicht wehgetan. Die hat mir wehgetan, extra«, heult Mark sofort wieder los.
    Ein bisschen wehleidig ist er schon. Aber was will man erwarten. Er ist ein Junge. Also irgendwann mal ein Mann. Und wer die kennt, weiß, sie bemitleiden sich gerne. Ich schaue mir seinen Bauch an und es ist tatsächlich ein Fußabdruck von Claudia zu sehen. War vielleicht keine gute Idee, seine Matratze direkt neben ihr Bett zu schieben. Obwohl wir das, wenn Übernachtungsbesuch da ist, immer so machen, und auf ihre Freundinnen ist Claudia noch nie getreten. Ich gehe mal vom Besten aus und hoffe, dass es keine Absicht war.
    »Claudia, entschuldige dich. Und dann zieht ihr euch beide an. Die Schule wartet nicht gerne«, beende ich das morgendliche Gezeter.
    »Ich mache Frühstück«, sage ich und verlasse das Zimmer. Ich höre noch, wie Claudia sagt, »Ich denke nicht daran, mich zu entschuldigen« und Mark »Das kriegst du zurück. Warte nur, bis du heute schläfst!« Herrlich.
    Am Esstisch sitzt mein Vater. In froher Erwartung.
    »Willst du einen Kaffee?«, frage ich freundlich.
    Ehrlich gesagt, hätte er auch schon mal einen machen können, während ich da oben versucht habe, die Lage zu klären.
    »Wir trinken morgens grünen Tee«, informiert mich mein Vater. Grünen Tee! Aha. Sicher sehr gesund, aber da wir ihn nicht mögen, haben wir auch keinen im Haus.
    »Schwarzen Tee, Pfefferminz, Papa, oder eben Kaffee?«
    Er scheint nicht begeistert.
    »Nein, dann nehme ich nur heißes Wasser. Wenn ihr Ingwer da habt, wäre es schön, du würdest mir ein bisschen dazugeben.«
    Heißes Wasser mit Ingwer. Irgendwo muss doch noch so ein Stück Ingwerknolle rumfliegen. Ich setze Wasser auf,
suche die verdammte Knolle und finde sie auch tatsächlich. Unter den Zwiebeln.
    »Möchtest du auch was essen, außer dieser Ingwerknolle meine ich?«, frage ich, nachdem ich ihm seinen Ingwer und sein Wasser serviert habe. Ich habe das Gefühl, ein drittes Kind im Haus zu haben. Meine Güte, ob alle Männer dieser Generation so sind?
    »Die Knolle muss geschält werden und geraspelt,

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