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Lieblingsstücke

Lieblingsstücke

Titel: Lieblingsstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Detailinformationen.
    »Vierzehn Uhr dreißig bei Yvonne. Goethestraße elf, erster Stock. Danach wirst du zart gebräunt aussehen. Vertrau mir. Die Yvonne versteht ihr Geschäft.«
    »Iris, ich geh nicht auf die Sonnenbank. Da werde ich nur rot oder pink. Vergiss es. Das hat keinen Zweck.«
    Sie lacht. »Sonnenbank. Das ist doch so was von out. Da geht doch niemand mehr hin. Die Yvonne hat eine Bräunungsdusche. Das Allerneuste. Was glaubst du, warum ich so schön braun bin?«
    »Weil du ständig durch die Gegend reist und mehr Zeit auf Mallorca und an der Côte d’Azur verbringst als andere an ihrem Arbeitsplatz«, will ich sagen, schlucke es aber runter.
    »Ich weiß nicht, ob ich das noch schaffe, da heute Mittag hinzudüsen«, äußere ich gewisse Bedenken. »Du weißt, die Kinder und so.«
    »Ach Papperlapapp«, unterbricht mich Iris, »das kriegen wir schon geregelt, dein Papa und ich. Außerdem – da sehen deine Arme doch gleich viel schlanker aus, wenn die so ein bisschen angebräunt sind.«
    Sie hätte kein besseres Argument finden können.
    »Gut, ich werde hingehen«, verspreche ich.
    Selbst wenn das bedeutet, dass ich meinen Vater mit Iris hier allein zu Hause lassen muss. Immerhin sind beide ja erwachsen, und sie werden ja wohl kaum vor den Augen der Kinder irgendwas miteinander anfangen. Ich probiere das Kleid nochmal an, und da fällt mir ein weiteres Problem auf. Ich habe keinen passenden BH . Normale Träger-BHs sehen unter diesem sogenannten Neckholderkleid natürlich grausig aus. Und das bedeutet, ich muss mir auch noch einen Neckholder- BH anschaffen. Wieder weiß Iris Abhilfe.
    »Da trägt man am besten gar keinen BH , sondern klebt die Brüste einfach hoch. Das ist genial, mache ich bei diesem Kleid immer. Da guckt nix raus. Mit Teppichklebeband.«
    »Wie soll denn das gehen?«, frage ich. Ich will nicht sagen, dass ich wenig Vertrauen in Teppichklebeband habe, aber schließlich liegt der Teppich ja auf dem Boden und muss nicht künstlich in der Luft gehalten werden.
    »Ich mach dir das, ist gar kein Problem«, beruhigt mich Iris. »Ich kann dich auch schminken, das wird ein Heidenspaß«, geht sie noch einen Schritt weiter. Ich komme mir langsam vor wie bei einer dieser Vorher-Nachher-Verschönerungsaktionen.
    »Hast du Schuhe, eine Tasche und Schmuck?«, blüht sie richtiggehend auf. Ich zeige meine Vorräte.
    »Das geht gar nicht«, befindet Iris, »das ist doch keine richtige Abendtasche. Ich fahre nochmal nach Hause und bin um zwei wieder hier. Reicht das? Wann müsst ihr los?«
    »Gegen sieben«, antworte ich und spüre tatsächlich so etwas wie Erleichterung.
    Iris wird es schon richten. Wenn sie was kann, dann sich herrichten. Vielleicht wird das heute Abend mit dem Ball doch noch netter als erwartet.
    Mein Vater jedenfalls findet die Pläne für den Nachmittag höchst erfreulich. »Geh du nur. Das kriegen die Iris und ich schon hin«, versucht er mich zu beruhigen.
    »Papa, die Iris ist, genau wie die Tamara, verheiratet«, erwähne ich schnell nochmal. Sicher ist sicher. Ältere Menschen vergessen ja gerne mal was.
    »Ich habe deine Hinweise durchaus verstanden, Andrea«, gibt er leicht genervt zurück.
    Was soll’s. Er ist mein Vater, nicht mein Kind.
     
    Punkt vierzehn Uhr steht Iris vor meiner Haustür. Beladen, als gelte es ein ganzes Mädcheninternat zu verschönern.
    »Ich habe sicherheitshalber alles dabei«, begrüßt sie mich und drückt mir direkt zwei Reisetaschen in die Hände. Ich scheine eine große Schönheitsbaustelle zu sein, wenn man all das Zeug braucht, um mich für einen Abend aufzurüschen.
    »Du musst los, um halb drei erwartet dich die Yvonne. Mach hin«, gibt sie auch direkt erste Anweisungen.
    Ich hole meinen Mantel und gehorche. Mein Vater begleitet mich mit Iris zur Tür. Fast so, als wollten die zwei sich vergewissern, dass ich auch tatsächlich wegfahre.
    »Papa, ich habe es dir schon gesagt, der Mark bekommt heute Besuch von zwei Freunden. Die kommen um drei. Und Claudia soll Mathe lernen. Ach ja und keine Süßigkeiten für die Jungs.«
    Bevor ich weitere Mutti-Anordnungen runterrattern kann, schieben die zwei mich sachte aus der Tür.
    »Das sind doch keine Raubtiere, sondern Kinder«, kichert Iris und ich denke nur: »Du wirst schon sehen.«
     
    Goethestraße elf, erster Stock. Eine feine Adresse. Ich bin sieben Minuten zu spät und hetze die Treppe hoch. Yvonne erwartet mich schon.
    »Frau Schnidt, nehme ich an. Endlich. Wurde ja Zeit. Also,

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