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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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Mitte ihres Körpers verstärkte. Kreiselkompass. Jetzt hatte sie es begriffen.
    »Ich rede mit Govind, inwieweit wir das mit unserem Equipment machen können. Allerdings muss sich dann jemand um die Web-Inhalte kümmern ...«
    »Das übernehme ich. Ich betreue die Internetseite von Washington aus. Wenn ihr in der Lage seid, den Kontakt zu den Walen über den ganzen Globus zu halten, dann sollte uns das nicht schwerer fallen.«
    Davids Lächeln erstarb. Für einige wenige Sekunden hatte er tatsächlich zu hoffen gewagt, dass sie auf der »SeaSpirit« bleiben würde. Die überwältigende Wärme, die er gerade noch gefühlthatte, zog sich zurück wie das Meer bei Ebbe und ließ ihn frierend zurück.
    »Ja, ich werde Govind fragen, wie wir das managen können«, sagte er heiser. Dann versuchte er sich zusammenzunehmen und sah sie direkt an. »Leah, es wäre vielleicht besser ...« Er hielt inne, als sie zu ihm aufschaute. Sie war so offen, so verwundbar und so voller Euphorie.
    »Was wäre besser, David?«
    »Ähm ... es wäre besser, ich tue es gleich. Mit Govind sprechen.«
    Nein, er konnte das jetzt hier nicht stoppen, nur weil er sich wie ein Trottel in diese Frau verliebt hatte. Und weil er es nicht ertragen würde, mit ihr zu arbeiten, ständig mit ihr in Kontakt zu bleiben, wenn sie sich am anderen Ende der Welt befand. Und weil sie ihm schon jetzt fehlte. Er wandte sich ab und ging.
    Sie schaute ihm hinterher. In keinem Moment, seitdem sie ihren Fuß an Bord gesetzt hatte, war sie sich so allein vorgekommen wie in diesem.
    N atürlich wird sie das Schiff verlassen.
    Zum ersten Mal wurde David bewusst, dass er Leah in der letzten Zeit zur Crew gezählt hatte, dabei würde sie schon bald von Bord gehen und in ihr altes Leben zurückkehren, zu ihrem Sohn und gewiss zu einem Ehemann, Lebensgefährten – wie auch immer.
    Nach seinen Überlegungen der letzten Nacht sollte er froh darüber sein. Schon vergessen? Finger weg.
    Aber er spürte noch ihre Hand auf seiner Wange. Mit ihrer Berührung hatte sie ein kleines Tor in seinem Herzen aufgerissen, das er beim Verriegeln übersehen hatte. Und dieses Engagement und ihre wirklich gute Idee, nicht nur, weil es ihre war und er sichüber ihr Engagement freute, nein, die Idee war brauchbar, leicht umzusetzen, ohne eine Riesenorganisation an Land aufbauen zu müssen – es rührte ihn, zu sehen, wie sie an allem teilnahm, wie sie sich hineinkniete. Wozu all das, wenn er für sie doch morgen schon Vergangenheit war? Was redete sie da von Kontakt halten von Washington aus? Wie sollte so was laufen? Videokonferenz? Sollten beide gleichzeitig die Hand auf ihren Monitor legen, den Bildschirm streicheln als Ersatz für echte Berührungen, nach denen zumindest er sich sehnte? Diese Frau war dabei, sein Leben auf den Kopf zu stellen.
    Es gab nur ein Mittel dagegen: Schotten dicht. Abriegeln. Den Schmerz, sie wieder zu verlieren, würde er nicht ertragen.
    Bis Dutch Harbour musste er noch ein paar Tage durchhalten. Er würde leiden, so ehrlich konnte er sich gegenüber inzwischen sein, aber auch das würde vorübergehen. Und bald wäre Leah Cullin nur noch eine Erinnerung.
    Leah.
    Schluss jetzt!
    W ie geht’s dir, mein Schatz?«
    Sie hätte nie gedacht, dass Geoffreys Stimme sie so durcheinanderbringen würde.
    »Gut«, log Leah. »Sehr gut.«
    »Alles klar an Bord, schwimmen die Fischlein noch?«
    Obwohl er es sicherlich erwartete, war Leah nicht in der Stimmung, aus ihrem Fundus schnippischer Repliken die passende in Blitzgeschwindigkeit hervorzukramen. Sie war nicht mal in der Stimmung, überhaupt mit Geoffrey zu telefonieren. Nur konnte sie das Gespräch schlecht beenden, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen – und ohne Verdacht zu wecken.
    »Ja, die Wale schwimmen noch, und die Leute hier verdienenallen Respekt. Ich bring eine Menge Material mit für eine ganze Artikelserie, das wird ein Knüller.«
    »Über Wale? Jetzt mach mal halblang, darüber wurde schon genügend geschrieben, interessiert doch kein Schwein, was über Wale zu ...«
    »Ich hab Tiere aus Treibnetzen befreit, Geoffrey«, fiel sie ihm ins Wort. »Du kannst dir nicht vorstellen, was für Sauereien hier passieren. Ich habe Videos von Piratenfischern gesehen, sogar ein Video, in dem die ›SeaSpirit‹ gerammt wurde. Die machen einen knallharten Job hier. Und einen guten.«
    Sie hörte Geoffrey ausatmen. Er zögerte. Klar, sie hatte diese Reise aus einem anderen Grund unternommen, doch Geoffrey würde sich damit

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