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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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stürzten. Jeden einzelnen Schlag, den er einstecken musste, spürte sie am eigenen Leib, sah, wie die Kanone mit brutaler Wucht gegen seinen Kopf knallte, sah ihn über Bord stürzen und stieß einen verzweifelten Schrei aus, während ihre Knie weich wurden und ...
    »Miss – ist alles in Ordnung?«
    Sie stützte sich auf die Kellnerin und rang darum, nicht das Bewusstseinzu verlieren, zwang sich, dem Sprecher weiter zuzuhören, der alles kommentierte, als beschriebe er den Niedergang eines Boxchampions. Er erklärte, man habe David McGregor ins Krankenhaus nach Anchorage geflogen, wo er einer unbestätigten Meldung zufolge bisher nicht aus dem Koma aufgewacht sei. Seine Chancen stünden schlecht.
    »Miss – ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich die Kellnerin erneut.
    Leah sah sie verständnislos an und brachte kein Wort hervor. Nicht schlappmachen , forderte eine mechanische Stimme  in ihrem Kopf. Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, wie sich ihr Atem beschleunigte und dunkle Flecken vor ihren Augen zu tanzen begannen. Tief durchatmen. Geh zum Tisch zurück. Nimm das Handy. Lass dir die Nummer der Krankenhäuser geben. Langsam. Und weiteratmen. Oh Gott, ich muss mich übergeben. Vergiss es, denk gar nicht dran, ruf erst an. Weiteratmen.
    Sie wankte zu ihrem Tisch zurück, begleitet von der Kellnerin, die auf sie einredete, doch die Worte drangen nicht zu Leah durch.
    Noch bevor sie sich setzte, hatte sie bereits das Handy in der Hand. Wie in Trance suchten ihre Finger die Taste, hinter der die Auskunft gespeichert war. Verzweiflung hatte sie mit aller Macht erfasst.
    W o blieb die verdammte Auskunft? Ruf Anchorage an, das Krankenhaus, weiteratmen, ruhig bleiben, sagte ihre innere Stimme. Einige Gäste im Café begannen bereits, zu ihr herüberzuschauen, ignoriere sie. Eine zweite Stimme meldete sich und schien die vernünftige torpedieren zu wollen, sie geben ihm keine Chance.
    Kaum eine Chance, nicht keine Chance, außerdem sprach man von einer unbestätigten Meldung, Leah, ganz ruhig, unbestätigt!,wir wissen, was das heißt, versuchte sie sich zu beruhigen. So gut wie wahr, blökte die zweite Stimme dazwischen.
    Am anderen Ende der Leitung meldete sich jemand.
    »Bitte die Nummer vom Krankenhaus in Anchorage.«
    »Einen Moment bitte – ich hab hier mehrere. Welches möchten Sie?«
    Das, in dem der Mann liegt, den ich liebe. »Mit dem größten – gibt’s eine Uni-Klinik?«
    »Das kann ich ihnen leider nicht sagen. Ich habe hier das Alaska Regional, das Alaska Surgery Center ...«
    »Geben Sie mir alle«, fuhr sie dazwischen und legte einen zu großen Schein auf den Tisch.
    Während sie darauf wartete, verbunden zu werden, verließ sie das Café und ging zielstrebig auf den Customer Service Counter zu.
    »Alaska Regional Hospital«, meldete sich eine freundliche Damenstimme. Nachdem sie ihre Frage formuliert hatte, klickte es in der Leitung, und eine neue Stimme verlangte das Gleiche zu wissen. Das Spiel wiederholte sich insgesamt vier Mal, Leah stand bereits am Counter und erfragte den nächsten Flug nach Anchorage, während sie immer noch auf eine Antwort wartete. Endlich erfuhr sie, dass die Northwest-Airlines-Maschine von Anchorage, mit der sie gerade gekommen war, noch am Terminal stand; wenn sie sich beeilte, könnte sie die mit ein bisschen Glück noch erreichen. Sie kaufte bereits das Ticket, als ihr endlich mitgeteilt wurde, dass ein David McGregor nicht im »Alaska Regional Hospital« liege. Also ging sie die nächsten Nummern durch. Kurz bevor sie die Maschine bestieg, erfuhr sie, dass man im Providence Hospital einen McGregor aufgenommen hatte, aber dass man Auskünfte erstens nur an Angehörige und zweitens nicht am Telefon erteile.
    Gott sei Dank arbeiteten Leahs Instinkte noch, und die rauntenihr jetzt zu, dass David, wenn er im Krankenhaus lag, logischerweise auch noch am Leben sein musste. Zumindest klammerte sie sich daran und hoffte, dass Gott jetzt nicht mit anderem beschäftigt war, sondern seine ganze, ungeteilte Aufmerksamkeit Leahs einzigem Herzenswunsch widmen konnte, nur diesem einen und nur einmal für dieses ganze Leben.
    Gerade als Leah ihr Handy für den Flug ausschalten wollte, klingelte es. Geoffrey war dran und schimpfte, warum bei ihr dauernd besetzt sei. Er habe gerade von dem Vorfall gehört und mache sich Sorgen, sie sei vielleicht doch nicht abgereist. Und wann genau werde sie ankommen, denn Madeleine hatte vergessen, ihm die Ankunftszeit mitzuteilen, und er

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