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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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schaffen.«
    Dann feuerte er. Und sah, wie die beiden Matrosen auf ihn zustürmten. Sie würden versuchen, das Seil vom Geschütz zu entfernen. Also musste er sie davon abhalten, die Plattform zu betreten. Leichter gesagt als getan.
    G ovind starrte durch den Sucher auf David, wie er sich den beiden Männern in den Weg stellte. Er hatte die Kamera an einen der Monitore auf der Brücke angeschlossen, sodass auch Joe Davids Aktion verfolgen konnte.
    »Sieht nicht gut aus«, lautete sein einziger Kommentar.
    Dank vierzigfachem digitalem Zoom und Bildstabilisator gelang es Govind, David und seine beiden Widersacher scharf auf den Bildschirm zu bannen. David stand oberhalb der Treppe und redete auf die beiden Matrosen ein, die nicht recht verstehen wollten, wieso dieser Verrückte eine Granate abgefeuert hatte, auch noch auf seine Kollegen im Schlauchboot.
    Masao raste mit dem Seil zur »SeaSpirit«, wo Marek es an der Ankerwinde vertäute. Und Joe gab Vollgas. Als sich die Distanz vergrößerte und das Nylon straff aus dem Wasser schoss, um am Geschütz der »Hikari« zu zerren, war den Matrosen allesklar. Sie stürmten die Plattform und verpassten David, der immer noch den Zugang zu blockieren versuchte, ein paar wohlgezielte Schläge, während der Rudergänger der »Hikari« seinen Kurs dem der »SeaSpirit« anpasste, um damit einen zu starken Zug auf das Geschütz zu verhindern.
    »Was werden sie machen?«, dachte Govind laut.
    »Das Seil kappen«, gab Joe trocken zurück.
    Tatsächlich näherte sich bereits ein weiterer Japaner mit einem der langen Messer, die sie zum Zerlegen von Walfleisch benutzten, um genau das zu tun. David, der sich langsam wieder aufrappelte, erkannte, wie der Matrose an dem stark gespannten Seil herumsäbelte, und versuchte, ihn daran zu hindern. Dabei hatte er allerdings dessen Kollegen völlig außer Acht gelassen. Er kam ohnehin zu spät, das Seil hing nur noch an wenigen Fasern zusammen, Bruchteile von Sekunden später riss es mit einer ungeheuren Spannung auseinander und peitschte übers Wasser.
    Govind sah den ersten Schlag nicht kommen. Die Faust knallte gegen Davids Schläfe, bevor der sich ducken konnte. Der Kopf flog zur Seite, während der Körper in seiner Stellung verharrte.
    Joe griff schnell zum Mikrofon und mahnte den Kapitän, die Gewaltaktionen auf seinem Schiff umgehend zu beenden, während die Japaner erbarmungslos immer weiter auf David einschlugen. Die maßregelnde Stimme des Kapitäns ertönte über den Lautsprecher, als einer der Matrosen David brutal in den Rücken trat. David krümmte sich vor Schmerz, machte einen Ausfallschritt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, taumelte dabei direkt in den Radius der Kanone, die ein zweiter Matrose mit brachialer Kraft gegen seinen Kopf schwenkte.
    Das rechte Bein knickte weg, und Govind, der automatisch die Kamera mitriss, schrie auf. Masao sah, wie David bewusstlos über Bord stürzte und aus sieben Metern Höhe bäuchlings aufs Wasser klatschte. Sofort sprang Masao aus dem Boot und tauchteDavid hinterher. Joe brüllte über das Mikrofon den Kapitän der »Hikari« an, die Maschinen zu stoppen, doch offenbar hatte dieser den Vorfall selbst bemerkt und unverzüglich die gleiche Anweisung erteilt.
    »Ich hab ihn!« Masaos Worte schienen wie eine Erlösung. Während Sam Masao half, David an Bord des Zodiacs zu zerren, funkte Joe schon nach einem Rettungshubschrauber. Zwei Stunden würden sie mindestens benötigen, teilte die Rettungswacht mit, wenn der Wind nicht wieder zunahm. Was hier nie abzuschätzen sei.
    »Er atmet nicht mehr!«, hörten sie Masao schreien, der zusammen mit Sam sofort versuchte, David mit Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung ins Leben zurückzuholen.
    Über Funk meldete sich eine unbekannte Stimme: »Rufe ›SeaSpirit‹. Hier spricht Jack Hornung, Kapitän der MS Ottawa , wir haben Ihr Gespräch mitgehört. An Bord befindet sich ein Helikopter, wir können den Verletzten zum Festland fliegen.«
    Joe gab ihm die Koordinaten durch, offenbar befand sich die Ottawa kaum mehr als fünfzig Seemeilen entfernt.
    Kurz danach vernahm er Masaos Stimme. »Er ist wieder da!«
    Hoffentlich bleibt er’s auch. Joe presste die Lippen aufeinander.
    »Ganesha sei Dank«, hörte er Govind sagen, während er die Brücke verließ. »Joe, ich bin im Computerraum, ich sende das Material ans Fernsehen, die ganze Welt soll es erfahren!«
    Die Walfänger schienen vom Verlauf der Dinge ebenfalls nicht unberührt. Sie nahmen

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