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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Thomas
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dauern, bis sie den Schaden repariert hatten.
    Immer noch bildete David sich ein, Ketans stumme Agonie wahrzunehmen, seine verzweifelte Klage gegen die stumpfsinnige Brutalität, die ihm angetan wurde. David fühlte sich müde und erschöpft. Es war ein hoffnungsloser Kampf, den er führte. Ein Kampf, in dem man nur verlieren konnte. Er hatte es schon lange gewusst, doch heute traf es ihn mit einer Wucht, die er kaum ertragen konnte.
    Joe und Govind standen an der Reling und warteten betroffen auf die Schlauchboote. Als David das Schiff betrat, war nicht zu übersehen, in welcher Verfassung er sich befand.
    Govind wollte ihm Mut machen. »Ihr habt die ›Hikari‹ lahmgelegt, die Turbine ist kaputt, sie funken gerade wie wild herum, suchen einen Dummen, der sie in den nächsten Hafen schleppt ...«
    Normalerweise hätte David sich darüber gefreut, doch unter diesen Umständen hatte er kaum die Kraft für ein kurzes Nicken. Govind wechselte einen Blick mit Masao.
    »Mistkerle. Hoffentlich saufen die ab.« Auch wenn er wusste, dass dies kaum passieren würde, tat es Masao gut, seiner Wut Luft zu machen.
    Sobald sich Steve über die Reling geschwungen hatte, stürzteer David hinterher: »Seid ihr wahnsinnig geworden? Was fällt dir ein ...« Weiter kam er nicht, denn Masaos Hand stoppte ihn so abrupt in seiner Bewegung, dass er das Gleichgewicht verlor und gegen die Reling prallte. Womöglich wäre ihm Masao auch an die Gurgel gesprungen, hätte David ihm nicht die Hand auf die Schulter gelegt und zu verstehen gegeben, dass er Steve in Ruhe lassen solle. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, dass sie sich jetzt untereinander zerrieben. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand David in seiner Kabine. Vor seinen Männern wollte er nicht weinen.
    Er ließ sich in seine Koje fallen und schaute auf die Fotos von sich und Ketan an der Pinnwand neben seinem Spind. Es war unmöglich, länger gegen die Tränen anzukämpfen, also ließ er sie zu, auch wenn er wusste, dass sie ihm keine Erleichterung verschaffen würden. Er hatte einen Freund verloren. Einen Freund, der ihn möglicherweise gekannt hatte wie kaum ein anderer.
    P lötzlich war Leah wach geworden. Ein Geräusch hatte ihren Schlaf gestört, und sie öffnete die Augen. Da war es wieder, unverwechselbar: Ein leises Schnarchen erfüllte das Zimmer. Leah blickte auf die Uhr. Oh nein, so war es nicht abgemacht!
    »Was soll das, seit wann darfst du über Nacht hierbleiben?« Leah drehte sich sauer um, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Es war nicht Geoffrey, der neben ihr lag, sondern Michael. Den Mund gen Himmel gerichtet, erfand er Geräusche im Schlaf. Schmunzelnd strich sie ihrem Sohn die Haare aus der Stirn: »He, Mister. Aufstehen.«
    Nichts. Keine Reaktion.
    »Los. Du musst in die Schule. Hörst du mich?«
    Die Antwort kam prompt, noch bevor Michael die Augen aufriss und sie anlachte.
    »Du hast ... ich glaub es nicht, du wagst es, einfach so neben mir zu pupsen? Na warte.«
    Leah wollte ihn sich schnappen, doch Michael schlüpfte schnell weg, es gelang ihr gerade noch, sein Bein zu packen. Lachend zog er sie hinter sich her.
    »Nee, nicht mit mir, ich mach dich fertig, ich ...« Leah biss spielerisch in sein Bein, es kitzelte, Michael lachte lauter.
    »Lass los! Lass los, oder ich tu es wieder!«
    »Das wagst du nicht. Ich warne dich, wenn du noch mal ...«
    Er wagte es. Und lief davon, als sie mit der Hand vor ihrem Gesicht wedelte.
    »Deine Tage sind gezählt, hörst du? Sobald ich wieder Luft kriege, werde ich dich windelweich prügeln. Was heißt prügeln, prügeln ist zu milde, Elektroschocks, ich werde dich ...«
    Michaels Stimme war aus der Küche zu hören: »Tee?«
    Leah riss das Fenster auf. »Aber ohne Zucker, ich bin zu fett. Findest du nicht, dass ich zugenommen habe?«
    E hrliche Antwort oder das, was du hören willst?«, fragte Madeleine, als Leah eine Stunde später in der Redaktion eintraf. Mit einer kleinen Grimasse legte Leah den Donut zurück, während sie sich die Fotos von McGregor anschaute: David auf seiner Luxusjacht, David vor seinem Büro in der Wall Street, David auf unzähligen Empfängen.
    »Alte Kamellen, kenn ich doch alles.«
    Madeleine schnappte sich den Donut und biss genüsslich hinein. »Neuere gibt’s nicht. Seitdem McGregor von der Wall Street verschwunden ist, will es wohl keinem gelingen, ihn vor die Kamera zu kriegen.«
    Das mit der ehrlichen Antwort ließ Leah keine Ruhe: »Du meinst wirklich, ich hab

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