Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
Vom Netzwerk:
viel?«
    Â»Mehr, als Sie sich leisten können, nehme ich an. Er ist ein reines Vollblut.«
    Â»Wie viel?«, wiederholte Darcy. Es ärgerte ihn, dass der Mann sofort annahm, er könne nicht zahlen, weil er wusste, dass das ein übliches Rassenvorurteil war.
    Â»Einhundert Pfund.«
    Â»Ich kaufe ihn.«
    Nun starrte der Stallbesitzer ihn an. »Tatsächlich? Aber können Sie sich das denn leisten? Sind Sie nicht ein …?«
    Â»Ja, das bin ich«, erwiderte Darcy. Er konnte sich gerade noch beherrschen, dem Mann nicht einen Faustschlag zu verpassen. »Und ich habe das Geld, um das Pferd zu bezahlen.« Er zog seine Brieftasche hervor, zählte hundert Pfund ab und gab dem Mann die Scheine. »Ich nehme an, Sie haben die nötigen Papiere zum Unterschreiben, die beweisen, dass ich das Pferd rechtmäßig erworben habe?«
    Â»Ã„h, ja.« Der Mann blickte immer noch ungläubig auf die Geldscheine in seiner Hand. Eigentlich hatte das Pferd nur achtzig Pfund kosten sollen, plus zehn Prozent Provision für ihn, wenn er es verkaufte. Er hatte hundert Pfund gesagt, weil er nicht geglaubt hatte, dass ein Mischling, wenn auch ein gut gekleideter, in der Lage wäre, diesen Betrag zu zahlen. Nun hatte er das Gefühl, dass er derjenige war, den man in seine Schranken verwiesen hatte.
    Er hätte nur zu gerne gewusst, wie dieser Typ an so viel Geld kam. Vielleicht war er ja ein Strauchdieb, oder vielleicht hatte er ein bisschen Gold gefunden. Der verschlossene Ausdruck in dem schwarzen Gesicht sagte ihm jedenfalls, dass er keine Antwort darauf bekommen würde, selbst wenn er fragte. Er zuckte innerlich mit den Schultern. Nun ja, wie dem auch sei, jedenfalls hatte er einen hübschen Profit gemacht. Sie hatten die Papiere ordnungsgemäß unterzeichnet. Nun konnte der Typ mit dem Pferd verschwinden, und er würde sich eine gute Flasche Scotch kaufen statt des billigen Fusels, den er sonst trank.
    Nachdem er die Eigentumspapiere für Pferd, Sattel und Zaumzeug in der Tasche hatte, sprach Darcy einige Minuten leise mit dem Pferd. Er wollte, dass Midnight – so lautete der wenig originelle Name des Tiers – eine Beziehung zwischen ihnen spürte, bevor er sich in den Sattel schwang. Ein Vollbluthengst erforderte eine ganz besondere Behandlung.
    Der Stallbesitzer, der das Ganze beobachtete, während er das Geld sorgfältig in einer Kasse verschloss, murmelte vor sich hin. »Der Kerl ist offenbar bekloppt, wenn er so mit einem Pferd redet.« Man fütterte ein Pferd, striegelte es, wenn nötig, aber man versuchte doch nicht, ein Gespräch mit ihm zu führen.
    Während er das Pferd sattelte und seine Tasche am Sattel befestigte, redete Darcy weiter auf Midnight ein. Als er schließlich meinte, dass es reichte, stieg er auf und ritt die Straße hinunter. Ettys Haus lag einige Meilen südöstlich vom Stadtzentrum. Darcy musste unterwegs mehrmals nach dem Weg fragen. Je näher er seinem Ziel kam, desto reicher wurde die Gegend und umso mehr neugierige Blicke erhielt er von den Leuten, an denen er vorbeikam.
    Für die reichen Bewohner von Toorak war ein Mischling, der durch die Straßen ritt, an sich schon ein merkwürdiger Anblick. Und dass der Mann auf einem offensichtlich wertvollen Pferd saß, machte selbst die Gleichgültigsten unter ihnen neugierig.
    Bereits von fern sah er die Staatsflagge von Victoria auf dem viereckigen Turm des Toorak House wehen. Bis zu diesem Augenblick hatte Darcy überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass Etty im gleichen Viertel wohnte wie der Gouverneur Sir John Manners-Sutton. Toorak House mit seinen riesigen Ausmaßen und das prachtvolle Grundstück, auf dem es stand, ließen ihn ehrfürchtig staunen.
    Während er weitere Villen passierte, fragte er sich, ob Ettys Haus wohl genauso hochherrschaftlich sein mochte. Als er in ihre Straße bog, stellte er erleichtert fest, dass die Häuser, obwohl sie eindeutig reichen Leuten gehörten, sehr viel bescheidener in Größe und Stil waren. Ettys Haus war leicht zu finden. Ihre schöne Stimme erklang aus dem offenen Fenster eines einfachen zweistöckigen Hauses mit einem kleinen Säulenvorbau vor der Haustür. Vier hohe Fenster mit dunkelgrünen Holzläden befanden sich in gleichmäßigen Abständen zu beiden Seiten der Haustür. Darüber im oberen Stockwerk waren vier etwas niedrigere Fenster und in

Weitere Kostenlose Bücher