Lied des Schicksals
Einwilligung zu bitten. Von nun an werde ich uns als verlobt betrachten.«
Darcy hatte Ettys rechte Hand gehalten. Nun nahm er ihre linke und betrachtete sie. Dann sah er ihr stirnrunzelnd ins Gesicht und bemerkte, dass Etty sich auf die Unterlippe biss. »Du trägst ja bereits einen Ring. Hast du mich belogen?«
»Nein! Nein. Der Ring ist nicht das, was er zu sein scheint.«
»Was ist er denn dann? Für mich sieht er sehr nach einem Verlobungsring aus.«
»Ja. Nein, warte, Darcy.« Er war bereits halb aufgestanden. Sie kannte sein aufbrausendes Temperament nur zu gut und zog ihn zurück aufs Sofa. »Hör mir zu. Ich werde es dir erklären.« Er setzte sich hin, doch sein Gesichtsausdruck war immer noch zornig. »Ich trage diesen Ring, seit ich mit dem italienischen Opernensemble in Sydney war. Er sollte lediglich eine gewisse Person von ihren Annäherungsversuchen abhalten. Du musst mir glauben. Ich sage dir die Wahrheit.«
Als er immer noch ein finsteres Gesicht machte und sie skeptisch ansah, ging Etty zur Tür und öffnete sie. Alistair stand drauÃen unter dem Eingangsportal. »Alistair, würdest du bitte mal kommen?«
Drinnen im Zimmer war Darcy mittlerweile aufgestanden und machte Anstalten zu gehen. »Setz dich, Darcy. Ich lasse nicht zu, dass du mich in so schlechter Stimmung verlässt. Alistair, würdest du bitte Darcy erklären, warum ich diesen Ring an diesem speziellen Finger trage?«
Darcy starrte den anderen Mann wütend an. »Wer sind Sie? Warum sind Sie hier in Ettys Haus?«
Alistair zog angesichts dieses aggressiven Verhaltens die Augenbrauen hoch und sah Etty fragend an. »Ist das der Mann, von dem du mir erzählt hast? Der Mann, den du mehr als jeden anderen liebst?«
»Ja, Alistair, das ist mein schlecht gelaunter Liebster, Darcy Winton. Darcy, ich möchte dir gern Alistair James vorstellen, meinen Klavierbegleiter und Manager. Und du hörst dir jetzt an, was Alistair zu sagen hat. In der Zwischenzeit mache ich für uns alle Tee.«
Etty lieà sich Zeit damit, das Teetablett vorzubereiten. Als sie zurück ins Empfangszimmer kam, war Darcy allein. »Wo ist Alistair?« Sie stellte das Tablett auf den niedrigen Tisch.
»Er meinte, wir sollten lieber wieder allein sein.«
»Wie ich sehe, bist du nicht mehr böse. Du glaubst also, was Alistair dir erzählt hat?«
»Ja. Es tut mir leid, Etty. Ich bin irrsinnig eifersüchtig geworden, als ich den Ring an deiner Hand gesehen hab. Doch nun, da ich deinen Alistair kennengelernt habe, weià ich, dass ich niemals einen Grund haben werde, auf deine Beziehung zu ihm eifersüchtig zu sein.«
Weiter war dazu nichts zu sagen, ein verstehender Blick zwischen ihnen genügte. Seufzend setzte sich Etty hin und schenkte Tee ein. »Ich sollte den Ring wohl besser nicht mehr tragen, auch wenn Alistair es gerne sieht. Ich habe schon Mama gegenüber ausführliche Erklärungen abgeben müssen. Und Madame gegenüber auch.« Ihre Augen wurden feucht von Tränen, die sie rasch wegblinzelte.
Darcy stellte seine Tasse auf den Tisch und nahm Etty ihre ab. Dann zog er sie auf die Beine und nahm sie tröstend in die Arme. »Alistair hat mir erzählt, dass sie gestorben ist. Es tut mir so leid, Etty. Mir war nicht klar, dass du in Trauer bist. Du trägst ja keine Trauerkleidung.«
»Ich musste Madame versprechen, kein Schwarz zu tragen. Sie hat leuchtende Farben geliebt. Ihr Begräbnis war ganz bestimmt das bunteste, das Melbourne je erlebt hat. Der arme Pfarrer war entsetzt. Ich bin überzeugt, dass Madame in ihrem Sarg gelacht hat.« Etty lächelte schniefend. »Die liebe Madame, ich vermisse sie so sehr.«
»Dann bin ich ja zum richtigen Zeitpunkt gekommen, um dich ein bisschen von deinem Kummer abzulenken.«
»Wie lange willst du in Melbourne bleiben?«
»Das weià ich noch nicht. Vielleicht zwei Wochen. Ich habe versprochen, Weihnachten wieder auf Riverview zu sein.«
»Wo wirst du wohnen? Hier im Haus gibt es mehrere Gästezimmer.«
»Oh nein, Etty. Mit dir in einem Haus zu schlafen, das wäre eine unwiderstehliche Versuchung, selbst wenn du ein Dutzend Anstandsdamen hättest.« Er runzelte die Stirn. »Hast du überhaupt eine Anstandsdame?«
»Nicht mehr, seit Madame von uns gegangen ist. Alistair hat, wie er dir vielleicht erzählt hat, eine eigene Wohnung auf der
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