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Lied des Schicksals

Lied des Schicksals

Titel: Lied des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merice Briffa
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anderen Männern helfen. Ich verspreche, mit Ihnen in der Kutsche zu fahren.«
    Zu den Dingen, die zu erledigen waren, gehörte unter anderem, den toten Prediger aus der Kutsche herauszuholen. Seine Leiche und die des Kutschers wurden in Segeltuch gewickelt, das man eigens zu diesem Zweck aus Ballarat mitgebracht hatte. Nachdem das Segeltuch gut verschnürt war, wurden die Leichen mit einem Seil auf dem Dach der Ersatzkutsche festgebunden.
    Darcy, der immer wieder einen Blick auf Mrs Jones warf, um festzustellen, ob mit ihr alles in Ordnung war, sah, dass sie die Hände vors Gesicht geschlagen hatte. Die arme Frau. Das war kein Anblick für eine so junge und sanftmütige Person. Das Gepäck der Fahrgäste wurde von der umgestürzten Kutsche zusammen mit der Postkiste unter dem Bock in die andere Kutsche umgeladen.
    Inzwischen hatte der Arzt Mrs Jones auf der vorderen Sitzbank in eine halb liegende Position gebracht und sich ihr gegenübergesetzt, damit er sie beobachten konnte. Der Farmarbeiter bot an, sich neben den Kutscher zu setzen. Mrs Jones bat Darcy, neben ihr Platz zu nehmen. Die übrigen Fahrgäste teilten sich die restlichen Plätze.
    Den Anweisungen des Arztes gemäß fuhr der Kutscher nur halb so schnell wie normalerweise, trotzdem war sowohl für den Arzt als auch für Darcy unübersehbar, dass Mrs Jones immer mehr litt. Um nicht vor Schmerz aufzuschreien, biss sie sich bei jeder Wehe so fest auf die Lippen, dass sie bluteten. Vielleicht spürte sie ebenso wie Darcy an dem gelegentlichen Räuspern der anderen Männer, wie peinlich denen die Situation war.
    Als sie die Poststation erreichten, hob Darcy Mrs Jones aus der Kutsche und trug sie hinein. Der Herbergsbesitzer führte ihn eilig durch zum Schlafzimmer. Der Arzt folgte ihnen, zog sogleich Hut und Mantel aus, rollte die Ärmel hoch und bat um heißes Wasser und saubere Handtücher. Dann nahm er sein Stethoskop, lauschte auf den Herzschlag und legte es wieder beiseite.
    Die junge Frau sah ihn ängstlich an. »Ist mit meinem Baby alles in Ordnung? Können Sie den Herzschlag hören?«
    Der Arzt betrachtete sie fürsorglich. »Ich höre zwei Herzschläge. Haben Sie gewusst, dass Sie Zwillinge bekommen?«
    Ihr schockierter Gesichtsausdruck sagte ihm alles. »Zwillinge? Sind Sie sicher?«
    Â»So sicher, wie es mir meine Erfahrung erlaubt.«
    Harriet Jones brach in Tränen aus. »Sie kommen zu früh. Sie werden sterben.«
    Â»Unsinn, Mädchen. Zwillinge kommen häufig etwas früher. Ich habe zwei kräftige Herzschläge gehört. Sie hören einfach auf mich und pressen, wenn ich es Ihnen sage. Ihre Babys werden prächtig sein.«
    Der Herbergsbesitzer kam mit heißem Wasser zurück und goss es in den Wasserkrug, damit der Arzt sich die Hände waschen konnte. Der stand auf und signalisierte Darcy mit einem Blick, er möge ihn zum Waschgestell begleiten. Während er sich die Hände schrubbte, sprach er mit leiser Stimme.
    Â»Ich wäre glücklicher mit dieser Geburt, wenn mir jemand assistieren könnte. Leider ist keine Frau hier. Mir ist aufgefallen, dass Mrs Jones offenbar großes Vertrauen zu Ihnen gefasst hat.«
    Â»Ich werde Ihnen helfen«, sagte Darcy sofort. »Ich habe schon viele Male Mutterschafen bei der Geburt geholfen, und da waren eine ganze Menge Zwillinge dabei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Geburt von Menschenbabys so viel anders verläuft.«
    Der Arzt sah ihn überrascht und erfreut an. »Ausgezeichnet.«
    Ein Schmerzensschrei ließ ihn wieder an das Bett eilen. Rasch schrubbte sich Darcy die Hände. Die Babys kamen im Abstand von kaum einer Minute zur Welt.
    Â»Zwei Jungen, Mrs Jones.« Das Geschrei der Neugeborenen erfüllte den Raum. Harriet Jones lächelte und weinte zugleich. »Ich werde Sie jetzt sauber machen, dann können Sie Ihre Babys in den Arm nehmen.«
    Darcys Aufgabe bestand darin, die Babys zu waschen und in Windeln zu wickeln, für die man ein Betttuch in Streifen gerissen hatte. Er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Obwohl er schon Hunderte Male das Wunder der Geburt erlebt hatte, rührten ihn diese winzigen Menschenkinder zutiefst. Er bewunderte, wie perfekt die Kleinen waren, bewunderte ihre niedlichen Fingerchen mit den winzigen Nägeln, den weichen braunen Flaum auf ihren Köpfen und wie sich ihre kleinen Münder bewegten und sich der Ausdruck

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