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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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feuerte weiter in den Wald hinein.
    Plötzlich schoß in der Nähe der Perimetergrenze Wasser in einer gigantischen Explosion aus dem Sumpf empor, ließ alles andere zwergenhaft erscheinen. Ein Glitscher flog durch die Luft, verwundert über sich selbst. Es regnete Egelfetzen.
    Die erste Rakete.
    Eine Sekunde danach eine zweite Explosion, diesmal unter den Bäumen. Dann immer mehr, eine nach der anderen. Mehrere ganz nah am Feind. Zwei unter ihnen. Bäume stürzten um. Und Delvecchio glaubte Schreie zu hören.
    Er begann zu hoffen. Und feuerte weiter.
    Am Himmel näherte sich ein Heulen. Granowicz und das Flugzeug. Delvecchio nahm sich die Zeit, kurz hinaufzublicken, und sah es auf die Bäume zuhuschen. Aber dort oben waren auch andere Formen in Bewegung, die sich auf die Maschine stürzten. Doch sie waren langsamer. Granowicz flog an, ließ Bomben fallen. Der Sumpf bebte, und Schlamm und Wasser von den Explosionen vermischte sich mit dem Regen.
    Nun konnte er deutlich Schreie hören.
    Und dann kam die Antwort.
    Rote Zungen und Lichtstifte schnellten aus dem Dunkel, tanzten über die Wände, riefen Dampfwirbel hervor, die vom Regen weggewaschen wurden. Dann Projektile. Explosionen. Ein dumpfer Schlag erschütterte die Station. Ein zweiter. Und irgendwo im Sturm feuerte jemand einen Kreischer ab.
    Die Wand hinter ihm hallte von einem surrenden Schlag. Und an der Kraftfeld-Kuppel gab es eine zweite Explosion, viel gewaltiger. Der Regen verschwand für einen Augenblick in einem Strudel explodierender Gase. Wind fetzte den Rauch weg, und die Station wankte. Dann rauschte der Regen wieder auf die Kuppel herab.
    Immer neue Explosionen. Laserwaffen zischten und fauchten im Regen hin und her, eine grauenvolle Lichtschau. Miterz feuerte von den Mauern, Granowicz flog wieder einen Angriff. Die Raketen stürzten nicht länger herab. Schon alle verschossen?
    Die Kuppel drehte sich, feuerte, drehte sich, feuerte. Mehrere Explosionen erschütterten den Turm. Die Welt war ein Irrsinnsgetümmel von Regen, Lärm, Blitzen und Nacht.
    Dann kamen die Raketen wieder. Der Sumpf und die nähere Waldgegend erzitterten unter den Einschlägen.
    Die östliche Ecke der Station bewegte sich, als eine Raketensonde unbehaglich nah niederging.
    Die Kuppel begann wieder zu feuern. Kurze Stöße, die sich im Regen verloren. Massives Feuer antwortete. Mindestens ein Kreischer gellte regelmäßig.
    Delvecchio sah die Fledermäuse plötzlich um das Flugzeug auftauchen. Sie stürzten von allen Seiten heran, heulend, todbringend. Eine von ihnen faltete die Schwingen säuberlich zusammen und glitt in den Motor hinein. Es gab eine ungeheure Explosion, die Nacht zu geisterhaft strömendem Regen erhellend.
    Mehr Explosionen um die Energiekuppel. Laser kreischten von Kuppel und Turm. Die Kuppel glühte rot, begann zu dampfen. Im Süden verschwand ein Teil der Mauer in einer gewaltigen Explosion.
    Delvecchio feuerte noch immer regelmäßig, automatisch. Aber plötzlich versagte der Laser. Ladung verbraucht. Delvecchio zögerte, richtete sich auf. Er drehte sich gerade rechtzeitig um und sah den Flugteufel auf die Kuppel herabstürzen. Nichts hielt ihn auf. Delvecchio begriff, daß das Kraftfeld nicht mehr bestand.
    Lasergewehre schickten Strahlen hinaus und berührten den Flugteufel. Aber nicht das Geschütz. Die Kuppel war stumm und ohne Bewegung. Der Flugteufel raste gegen die Fenster, barst krachend hindurch, zerfetzte Glas und Kunststoff und Duralstützen.
    Delvecchio begann sich zur Rampe und Eingang zurückzuziehen. Ein Glitscher fuhr hoch, als er vorbeihetzte, schnappte nach seinem Bein. Es kam ein rot aufzuckender Schmerz, der rasch verging. Er stolperte, rappelte sich auf, lief weiter. Das Bein war gefühllos und blutete. Er gebrauchte das nutzlose Gewehr als Krücke.
    Im Inneren drückte er auf die Taste, um die Außentüren zu schließen. Nichts rührte sich. Er lachte plötzlich. Es spielte keine Rolle. Nichts spielte eine Rolle. Die Station war aufgebrochen, die Felder gab es nicht mehr.
    Die Innentüren funktionierten noch. Er trat hindurch, hinkte durch die Korridore in den Hof. Rings um sich konnte er hören wie die Generatoren der Reihe nach ausfielen.
    Die Kuppel wurde getroffen und wieder getroffen. Sie explodierte und stieg stöhnend hoch. Drei verschiedene Einschläge trafen den Turm gleichzeitig. Von der oberen Hälfte regnete Metall herab. Delvecchio blieb im Hof stehen, starrte auf den Turm, war plötzlich nicht sicher, wohin er wollte.

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