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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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überschreiten. Der Laser drehte sich, glitt tiefer. Ein Lichtstoß erschien und hinterließ eine schnell sich auflösende Dampfwolke. Ein Glitscher starb, dann ein zweiter.
    Im Süden erhob sich ein Egel aus dem grauen Wasser in der Nähe der Sockelmauer. Die Kuppel drehte sich. Zwei schnelle rote Flammenzungen leckten hinaus. Einmal stieg Dampf auf. Beim zweiten Feuerstoß krümmte sich der Egel, starb.
    Delvecchio nickte und umklammerte sein Gewehr fester.
    Und Andrews Stimme tönte aus dem Lautsprecher.
    »Da ist ein Mann, Jim«, sagte er. »In Ihrer Nähe.«
    Delvecchio setzte die Infrarot-Brille auf und schaltete auf die Kamera vor dem Eingang zurück. Im Unterholz war eine undeutliche Gestalt zu erkennen.
    »Nur einer?« sagte Delvecchio.
    »Mehr wird nicht angezeigt«, sagte Andrew.
    Delvecchio nickte und dachte nach.
    »Ich gehe hinaus«, sagte er schließlich.
    Viele Stimmen gleichzeitig aus dem Lautsprecher.
    »Das ist nicht klug, denke ich«, sagte eine. Granowicz. Eine andere sagte: »Passen Sie auf, Jim. Vorsicht.« Vielleicht Sanderpay. Und Sheridan, unverwechselbar: »Nicht! Sie lassen sie herein.«
    Delvecchio beachtete sie alle nicht. Er drückte auf den Schalter für die Außentüren und ließ sich auf dem Fahrersitz des Schlammschleppers nieder. Die Türen glitten auseinander. Regen rauschte in die Kammer.
    Der Traktor setzte sich in Bewegung, ratterte über die Einfahrtsrampe und glitt in den Schlick. Nun war er draußen im Sturm, und der Regen prickelte durch seine Überhaut. Er fuhr mit einer Hand und hielt mit der anderen den Laser fest.
    Er hielt vor dem Eingang und stand auf.
    »Komm heraus!« brüllte er, so laut er konnte, den Donner überschreiend. »Zeig dich! Wenn du mich verstehen kannst – wenn der Schwamm dich nicht erwischt hat – dann komm jetzt raus!« Er legte eine Pause ein und hoffte und wartete eine lange Minute. Er wollte wieder schreien, als ein Mann aus dem Dickicht stürzte.
    Delvecchio sah flüchtig zerfetzte, zerlumpte Kleidung, bloße Füße, die durch den Schlamm stolperten, tropfnasses, schwarzes Haar. Aber darauf achtete er nicht. Er starrte auf die Schwammwucherungen, die das Gesicht des Mannes fast bedeckten und sich über Brust und Rücken ausbreiteten.
    Der Mann – das Wesen – hob eine Faust und schleuderte einen Stein. Er verfehlte. Er rannte kreischend weiter. Delvecchio hob betäubt das Gewehr und drückte ab. Das Schwamm-Wesen stürzte einen Meter vor den Bäumen.
    Delvecchio ließ den Taktor stehen und ging zu Fuß zum Eingang zurück. Die Türen standen noch offen. Er ging zur Rufanlage.
    »Er hat sie«, sagte er. Und noch einmal: »Er hat sie. Und er ist feindselig. Jetzt töten wir sie.«
    Er bekam keine Antwort. Es blieb lange still, dann kam ein unterdrücktes Schluchzen, und Andrew sagte langsam und sachlich: »Eine neue Messung. Eine Gruppe von Männern – dreißig oder vierzig vielleicht — von Westen her im Anmarsch. In Formation. Viel Metall – legiertes Dural, glaube ich.«
    »Die Haupttruppe«, sagte Delvecchio. »Sie wird nicht so leicht zu vernichten sein. Vergeßt nicht, alles auf einmal.« Er trat wieder in den Regen hinaus, mit dem Gewehr im Arm, ging zur Rampe. Durch die Brille sah er die Umrisse von Männern. Zuerst nur einige. Ausgeschwärmt.
    Er ging hinaus zum Traktor, kniete dahinter nieder. Die Kuppel drehte sich. Eine rote Linie zuckte hinaus, berührte die erste undeutliche Gestalt. Sie taumelte. Neue Regenwände rauschten heran und verhüllten die Landschaft. Der Laser zuckte wieder hinaus. Delvecchio hob ganz langsam das Gewehr an die Schulter und feuerte ebenfalls auf die verschwommenen Umrisse, die mit der Brille erkennbar waren.
    Hinter sich spürte er, wie die erste Raketensonde das Abschußrohr verließ, und er sah das Treibmittel flammen, als sie aus der Kuppel fegte. Sie verschwand im Regen. Eine zweite folgte, eine dritte, dann ging es in regelmäßigen Abständen weiter.
    Die undeutlichen Gestalten liefen alle aufeinander zu; nur wenige Meter im Dickicht befand sich eine große Masse von Männern. Delvecchio feuerte in die Masse hinein, prägte sich ein, wo sie war, und hoffte, daß Arnold es ihm nachtat, nichts vergessen hatte.
    So war es. Das Lasergeschütz senkte den Lauf, der Stamm eines nahen Baums wurde gestreift, Holz knirschte. Dann begann sich der Baum zu neigen. Und er stürzte.
    Soviel Delvecchio sehen konnte, verfehlte er. Wieder ein Einfall, der nicht viel genützt hat, dachte er bitter. Aber er

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