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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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ALF-Leute wie Hochverräter zu behandeln, ist geklärt«, sagte Ted Warren vor den Kameras. »In den letzten Minuten haben wir Dutzende von Meldungen erhalten. Im ganzen Land dringen Sondereinheiten in die Geschäftsstellen der ALF ein und verhaften ihre Führer. In einigen Städten, darunter Detroit, Boston und Washington selbst, finden den Berichten zufolge Massenfestnahmen unter den ALF-Mitgliedern statt. Zumeist scheinen die Sondereinheiten sich aber auf die führenden Persönlichkeiten innerhalb der Miliz oder der Partei selbst zu konzentrieren.
    Inzwischen teilt das Pentagon mit, daß die entführten Maschinen über Kentucky geortet worden sind. Sie halten Kurs auf Washington. Laut informierter Kreise der Air Force befindet sich nur noch einer der gekaperten Bomber in der Luft und wird von einem Abfangjäger verfolgt. Andere Staffeln sind unterwegs dorthin.«
    Warren blickte kurz zur Seite, starrte jemanden außerhalb der Kamera finster an, wandte sich wieder den Kameras zu.
    »Wir erhalten eben die Mitteilung, daß das Weiße Haus eine Bekanntmachung bereithält. Ich gebe weiter an den Präsidenten der Vereinigten Staaten.«
    Das Bild schaltete um. Wieder war das Ovale Zimmer zu sehen. Diesmal war Hartmann auf den Beinen und nicht allein. Vizepräsident Joseph Delaney, mit Stirnglatze und Falten, stand neben ihm, vor einer Reihe amerikanischer Flaggen.
    »Meine Landsleute«, begann Hartmann, »ich erscheine erneut vor Ihnen, um mitzuteilen, daß die Regierung gegen die Hochverräter vorgeht, die es gewagt haben, die Hauptstadt dieses großen Landes zu bedrohen. Nach Rücksprache mit Vizepräsident Delaney und dem Kabinett habe ich die Verhaftung der Führer der sogenannten American Liberation Front angeordnet.«
    Hartmanns dunkle Augen glitzerten, und seine Stimme hatte eine wunderbare, väterliche Festigkeit. Delaney neben ihm wirkte blaß, ängstlich und unsicher.
    »Denjenigen unter Ihnen, welche in der Vergangenheit diese Männer unterstützt haben, möchte ich in diesem Augenblick sagen, daß sie mit allen Absicherungen eines fairen Gerichtsverfahrens rechnen können, wie die amerikanische Tradition das befiehlt«, fuhr Hartmann fort. »Was Sie selbst angeht, so war Ihre Unterstützung der sogenannten ALF von guten Absichten diktiert, und mag sie noch so irregeleitet gewesen sein. Sie haben alle nichts zu befürchten. Ihre Führer jedoch haben an diesem Tage Ihr Vertrauen verraten und Ihre Nation dazu. Sie haben Ihre Unterstützung verwirkt. Ihnen jetzt noch beizustehen, würde bedeuten, sich dem Hochverrat anzuschließen.
    Ich sage das vor allem zu unseren schwarzen Bürgern, die von den Schlagworten der ALF auf so grausame Weise getäuscht worden sind. Jetzt ist die Zeit gekommen, Ihren Patriotismus unter Beweis zu stellen und begangene Fehler wieder gutzumachen. Und an jene, die auf ihrem Irrtum beharren wollen, richte ich diese Warnung: Solche, die den Hochverrätern beim Widerstand gegen die rechtmäßige Autorität Hilfe leisten, werden behandelt wie die Hochverräter selbst.« Hartmann schwieg kurze Zeit, dann fuhr er fort: »Manche werden dieses Vorgehen in Zweifel ziehen. Mit berechtigter Sorge um das amerikanische System von Kontrollen und Machtausgleich werden sie sagen, ich hätte nicht die Befugnis besessen, die Sondereinheiten in der Weise einzusetzen, wie das geschehen ist. Sie haben recht. Aber besondere Ereignisse verlangen besondere Maßnahmen, und in dieser Krisennacht blieb keine Zeit, die Zustimmung des Kongresses einzuholen. Ich habe jedoch nicht einseitig gehandelt.« Er sah Delaney an.
    Der Vizepräsident räusperte sich.
    »Präsident Hartmann hat mich am frühen Abend in dieser Angelegenheit zu Rate gezogen«, begann er mit stockender Stimme. »Ich äußerte zuerst Bedenken gegen das von ihm beabsichtigte Vorgehen. Nachdem der Präsident mich jedoch mit allen Tatsachen vertraut gemacht hatte, konnte ich erkennen, daß es keine realistische Alternative gab. Ich spreche für mich selbst und diejenigen Kabinettsmitglieder, welche, wie ich, die Republikanische Partei vertreten, wenn ich sage, daß ich die Maßnahmen des Präsidenten billige.«
    Hartmann ergriff wieder das Wort, aber die Stimme verklang plötzlich, und eine Sekunde danach verschwand auch das Bild. Ted Warren tauchte wieder auf.
    »Wir bringen Ihnen den Rest der Erklärung Präsident Hartmanns nach einigen wichtigen Meldungen«, sagte der Kommentator. »Wir haben soeben erfahren, daß alle 32 ALF-Mitglieder des

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