Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
noch, bei sechs entstand ein Chaos. Und Container von dieser Größe und diesem Gewicht benötigten mindestens sechs kleine Iwans.
    Tony und Dirk trieben ihre Maschinen an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, aber es bestand keine Aussicht, daß sie es schaffen konnten. Die Ladung war einfach zu groß. Dennison zuckte innerlich die Achseln und ging weiter.
    Platz 1 befand sich auf dem Kreisdock genau gegenüber von 6, so daß Dennison halb durch die ganze Verladeanlage gehen mußte, um ihn zu erreichen. Der Schwitztrupp faulenzte wie gewohnt.
    Die vor K 490 gestapelte Fracht war ein buntes Durcheinander. Es gab einen Berg kleiner Holzkisten, ein paar Postsäcke, viele schwere Schrankkoffer und einen chaotischen Haufen von Paketen unterschiedlichster Größe und Form. Der Inhalt der Kisten und Pakete war ebenso unterschiedlich, wie Dennison wußte, und umfaßte alles von persönlicher Habe bis zu einzelnen Haushaltsgeräten.
    Es war Fracht wie diese, die Schwitztrupps in Beschäftigung hielt – Fracht, die zu klein, zu leicht und zu verschiedenartig war, als daß die Iwans wirtschaftlich hätten eingesetzt werden können. Das Containerwesen hatte den Bedarf an ungelernter Arbeit drastisch herabgedrückt, aber nicht beseitigt. Stauer waren noch immer billiger und geeigneter für diese Tätigkeit als die Iwans.
    »Cirelli!« schrie Dennison, als er auf die Frachtluke zuging.
    Der Mann fuhr hoch und stieß beinahe die Kiste um, auf der er gesessen hatte.
    »Heben Sie den Hintern«, sagte Dennison. »Das Schiff muß bis zum Morgen beladen sein.«
    »Äh – ja, 'tschuldigung«, erwiderte Cirelli. Er griff nach einer Kiste und ging zum Schiff. Mehrere seiner Kollegen tauchten aus Lücken im Labyrinth der Kisten auf, jeder mit einigen Paketen beladen. Dennison fragte sich nebenbei, wie viele Pakete sie getragen haben mochten, bevor sie seine Stimme gehört hatten.
    Als Cirelli in den Frachtraum trat, kam ein anderer Mann heraus. Er ging auf Dennison zu, hob eine der Kisten in seiner Nähe auf und wollte zum Schiff zurückgehen, drehte sich aber um und grinste.
    »Sagen Sie – äh, was ist denn da drin?« fragte er.
    Dennison verglich die Nummer auf der Kiste mit dem Ladeschein auf seinem Brett.
    »Etwas, das ›Knirschflocken‹ heißt«, sagte er. »Scheint was fürs Frühstück zu sein.«
    Der andere grinste wieder.
    »Aber sicher«, sagte er und verschwand im Schiff.
    Sekunden später hörte man Holz quietschen und brechen. Ein Kopf fuhr zur Luke heraus.
    »Mensch, Boß, ich habe die Kiste hingeworfen. Blöd von mir. Das ganze Ding ist kaputt.« Er grinste.
    Dennison erwiderte das Grinsen.
    »Unvorsichtig, was?« sagte er. »Na, lose können wir es nicht transportieren. Geben Sie jedem zwei Schachteln, macht den Rest auf und eßt das Zeug hier. Und für mich heben Sie auch ein, zwei Schachteln auf.«
    Der Mann nickte. Dennison drehte sich um und ging weiter zu Platz 6 und dem Problemschiff P 22. Hier ging es noch langsamer vorwärts, als er vermutet hatte. Er schüttelte grimmig den Kopf, wies Tony an, Dampf dahinter zu machen, und ging weiter.
    Die Arbeit bei K 918 war fast beendet, und Dennison schickte die Hälfte der kleinen Iwans zu Platz 1 hinüber, damit sie K 06 öffneten und die Fracht zum leeren Schiff hinüberbeförderten. Während er zusah, wie die anderen die letzten Container ausluden, gelang es dem Iwan-Fahrer, der schon an der ersten Kollision beteiligt gewesen war, sie zu wiederholen. Diesmal stürzte ein Stapel von kleinen Containern auf den Iwan.
    Dennison kam gerade rechtzeitig an, um von dem Iwan beinahe überrollt zu werden, als er unter dem Stapel hervorkam. Das Kanzeldach aus Kunststoff hatte verhindert, daß der Fahrer sich verletzte, aber er war erschrocken.
    Dennison klappte das Dach auf und geigte ihm die Meinung.
    »Wer, zum Teufel, hat Ihnen gesagt, daß Sie mit einem Iwan umgehen können?« sagte er schließlich, als der Strom der Beschimpfungen verebbt war. »Ahnung hatte der jedenfalls keine.«
    Der Fahrer, ein mürrischer junger Mann um die Zwanzig, stieg aus.
    »Ich bin erst vor zwei Wochen vom Schwitztrupp gekommen«, bekannte er.
    »Und jetzt sind Sie wieder dabei«, sagte Dennison. »Sehen Sie zu, daß Sie zu Platz 1 hinüberkommen. Sie können es wieder versuchen, wenn ich mehr Zeit habe, um auf Sie aufzupassen, aber heute nacht habe ich zuviel zu tun.«
    Der junge Mann funkelte ihn an, zuckte die Achseln und stapfte davon. Dennison stieg in den Iwan, schob sein Klemmbrett neben

Weitere Kostenlose Bücher