Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
sondern himmelblau. Ein Pilot. Dennison kannte ihn von früheren Aufenthalten. Er nickte höflich und ging zum Wasserkühler.
    »Ich bin in fünfzehn Minuten fällig«, sagte der Mann mit einem Blick auf die Uhr. »Geht das pünktlich?«
    Dennison schüttelte den Kopf.
    »Ausgeschlossen«, sagte er. Er trank einen Becher Wasser, füllte ihn noch einmal, leerte ihn wieder. »Wir haben drei Verlader dran, also geht es etwas schneller. Aber Verspätung bekommen Sie auf jeden Fall. Fünfundvierzig Minuten. Vielleicht eine Stunde.«
    »Verdammt«, sagte der Mann, schien sich aber nicht weiter aufzuregen. Er schlürfte langsam seinen Kaffee.
    Der Student in der Ecke hob interessiert den Kopf.
    »Wohin sind Sie unterwegs?« fragte er.
    »Zum Gürtel«, sagte der Pilot. »Ceres, dann noch ein paar andere Haltestellen.«
    »Welche Fracht?« fragte der Junge.
    »Äh – Grubengeräte, glaube ich. Etwas in dieser Richtung. Nicht wahr, Denny?«
    Dennison warf einen Blick auf seine Unterlagen.
    »Ja«, sagte er.
    Der Pilot nickte.
    »Beim Gürtel sind es immer Grubengeräte. Was sollte man da sonst hinausschicken?«
    »Na, eine ganze Menge«, sagte der junge Mann. »Ich habe mir die Listen ein bißchen angesehen, seitdem ich montags angefangen habe. Das ist interessant. Sie würden sich wundern, was da alles geliefert wird. Am Dienstag eine Ladung tragbarer Heizgeräte für die Forschungsstation auf dem Merkur. Können sie sich das vorstellen? Heizgeräte! Für den Merkur!« Er lachte.
    Der Pilot schien das nicht komisch zu finden und sah den jungen Mann merkwürdig an. Dann wandte er sich wieder Dennison zu.
    »Na, sagen Sie Ihren Jungs, die sollen sich beeilen«, meinte er. »Ich habe eine Viertagetour vor mir und will nicht länger unterwegs sein, als unbedingt nötig.«
    Der Junge blätterte wieder in seinen Listen.
    »Vier Tage«, sagte er, ohne aufzusehen. »Muß faszinierend sein, dieser Job«, fuhr er fort. »Allein da draußen, mit dem Schiff und den Sternen und Millionen Meilen Weltraum.«
    Der Pilot stieg vom Schreibtisch und leerte seine Tasse.
    »Man verdient sein Geld damit«, sagte er. Er ging an Dennison vorbei zum Ladedock.
    Marshall, der sich mit seinem Computer beschäftigt hatte, ohne auf die Unterhaltung zu achten, hob endlich den Kopf.
    »Machen Sie die Liste für P 22 fertig, Greg«, sagte er.
    Der junge Mann sah auf und nickte.
    »Kein Problem«, erklärte er, griff nach ein paar Karten auf dem Schreibtisch und steckte sie in einen Manifest-Umschlag. »Bei den Lieferungen mit großen Einzelstücken ist nichts dabei. Ich komme nur bei der Mischfracht in Bedrängnis.« Er wies auf einen wirren Haufen von Karten, und Dennison lächelte mitfühlend. Ein kleines Paket Schokolade verlangte ebensoviel Papierkram wie zwölf Tonnen Schürfgerät, so daß die Mischfracht, die den Schwitztrupps zur Beschäftigung verhalf, zum Alptraum des Büroangestellten wurde.
    »Ist das für K 490?« fragte Dennison und wies auf die Karten.
     
    »Für den Mars-Frachter«, erwiderte der Junge. »Ich weiß die Nummer nicht mehr. Hält in Bradbury und Borroughs City. Hat alles mögliche dabei.«
    Dennison blickte auf das Brett.
    »Ja«, meinte er. »K 490 ist unterwegs zum Mars. Dasselbe Schiff.«
    Marshall starrte den jungen Mann verärgert an.
    »Wie konnten Sie die Nummer vergessen?« sagte er. »Auf die kommt es an. Kein Wunder, daß Sie so langsam sind, wenn Sie in den Unterlagen immer nachlesen, wohin die Schiffe fliegen.« Er stieg von seiner Konsole und ging stirnrunzelnd durch den Raum, blieb vor dem Jungen stehen und tippte mit dem Finger auf eine der Karten. »Hören Sie, ich habe ihnen am Montag gezeigt, wie das geht. Jede Karte stellt eine Lieferung dar. Sie gucken nur hier nach der Nummer. Die sagt Ihnen, welches Schiff in Frage kommt. Wenn da keine Nummer steht, schauen Sie hier oder hier nach. In dieser Reihenfolge. Sie haben am Dienstag genug versaut, weil Sie an der falschen Stelle nachgesehen haben. Zwei Manifeste waren weg von ihrer Ladung. Weiß der Himmel, was das für ein Durcheinander geben wird. Sobald Sie wissen, welches Schiff es ist, lassen Sie mit der Konsole Gewicht, Zeit und Bezahlung prüfen.« Er redete und redete. Der junge Mann starrte mürrisch auf die Karten und machte ein Märtyrergesicht. Dennison ging wieder hinaus.
    Es begann ein wenig kühler zu werden. Der Berg von Containern bei P 22 schrumpfte sichtlich, als die rumpelnden großen Iwans und der ratternde Gabelstapler sich damit

Weitere Kostenlose Bücher