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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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um jeden Liegeplatz beinahe völlig verdeckt.
    »Wieso ist P 22 noch nicht beladen?« fragte Dennison und blätterte die Papiere um, bis er den richtigen Schein gefunden hatte. »Hier steht, daß sie um sechs Uhr startet. Das ist eine Stunde, Mac. Und so, wie es aussieht, kann sie noch nicht halb beladen sein.«
    McAllister zuckte die Achseln.
    »Eine von den großen Iwans ist ausgefallen«, sagte er. »Wir hatten nur noch zwei zur Verfügung. Und das sind verdammt große Container, die in die P 22 müssen. Die kleinen Iwans werden damit nicht fertig.«
    »Scheiße«, sagte Dennison. »Und der große Iwan ist natürlich noch nicht repariert. Damit ist das mein Problem.« Er schaute angewidert zur P 22 hinüber. »Scheiße«, sagte er noch einmal.
    »Beklagen Sie sich nicht bei mir«, erklärte McAllister. »Ich habe den verdammten Iwan nicht kaputtgemacht. Ihr von der Nachtschicht habt es ohnehin leicht. Fangt um fünf an, gerade, wenn es kühl wird. Kein Chef, der einen vom Büro aus anmosert. Die meiste Zeit weniger Betrieb. Ab und zu könnt ihr schon ein paar Probleme vertragen.«
    »Ja. Richtig. Hören Sie, Mac, ich war jahrelang in der Tagschicht. Nachts ist es nicht leichter. Und als ich untertags arbeitete, habe ich der Nachtschicht keine Probleme hinterlassen. Die habe ich selbst gelöst.«
    »Dann lösen Sie das auch«, sagte McAllister und ging zum Büro. »Ich will heim und mein Bier trinken.«
    Dennison folgte ihm, das Klemmbrett in der Hand. Wie üblich stand seine Mannschaft in dem kleinen Büro herum, um die Klimaanlage bis zum letzten Augenblick zu nutzen. Das verstieß gegen die Betriebsordnung; Dockarbeiter hatten das Büro nicht zu betreten, außer, es gab dort etwas zu tun. Auch das war Routine; der Stationsleiter machte um fünf Uhr Schluß, und das Bereitschaftspersonal der Nachtschicht im Büro kümmerte sich nicht darum.
    McAllister starrte die Männer stirnrunzelnd an, bahnte sich einen Weg und trat in den Aufzug, der ihn in die Tiefgarage befördern würde. Dennison blieb an der Tür stehen.
    »Also«, sagte er. »Wir haben einen defekten großen Iwan und ein Schiff, das in einer Stunde startet, demnach müssen wir heute nacht schwitzen. Tony, Dirk, laßt die beiden anderen großen Iwans an und schafft die Container in die P 22. Hi-Lo, mit Ihnen rede ich gleich.« Er verstummte kurz und blätterte in den Papieren. »Die kleinen Iwans sollen K 918 entladen«, fuhr er fort. »Der Schwitztrupp belädt K 490.«
    Die Männer schlurften an ihm vorbei hinaus zum Dock. Dennison hob den Kopf.
    »Und achtet in Gottes Namen auf die Schiffsnummern. Ich weiß, sie sehen alle gleich aus, aber das ist keine Entschuldigung dafür, das falsche Schiff zu entladen.«
    Ein kleiner, runzliger Farbiger im makellos sauberem Overall war der letzte in der Reihe. Er blieb an der Tür stehen und sah Dennison erwartungsvoll an.
    »Na?« fragte er.
    »Ich habe nur zwei große Iwans, Hi-Lo«, sagte Dennison, »aber drei Bedienungsleute. Für Sie muß ich also eine andere Beschäftigung finden.«
    Der kleine Mann lächelte.
    »Ich bin ein bißchen alt für den Schwitztrupp, finden Sie nicht? Ich stehe kurz vor der Pensionierung. Außerdem bin ich der beste Iwan-Mann, den Sie haben. Warum lassen Sie Tony nicht pausieren?«
    »Ich habe nicht an den Schwitztrupp gedacht«, erwiderte der Vorarbeiter. »Ich dachte an etwas anderes. Wir bekommen die Container mit nur zwei Iwans nie rechtzeitig in die P 22. Aber ich glaube, die Firma hat noch immer ein paar alte Gabelstapler in der Lagergarage. Können Sie noch damit umgehen?«
    »Mensch, klar. Deshalb nennen sie mich Hi-Lo. Hab' so ein Ding jahrelang gefahren, bevor man überhaupt auf die Iwans kam. Kinderleicht.«
    »Na gut«, sagte Dennison. »Gehen Sie hinunter und sehen Sie nach, ob Sie noch einen finden, der funktioniert. Einen großen. Groß genug für den Container. Dann fahren Sie mit einem Docklift herauf.«
    Hi-Lo nickte und ging zum Lift. Auf halbem Weg blieb er stehen.
    »Sprit«, sagte er.
    »Was?«
    »Sprit. Die alten Gabelstapler sind mit Benzin betrieben worden. Keine Stromzellen wie die Iwans. Wo tanke ich auf?«
    Dennison sah ihn betroffen an. Er schaute hinüber zu Marshall, dem Nachtdispatcher, der vor seiner Computerkonsole hockte und sich das ganze Gespräch anhörte.
    »Marsh?« sagte er.
    Der hagere, antiseptisch wirkende Dispatcher schnalzte nachdenklich mit der Zunge.
    »Hm«, meinte er. »Keines von den Hafenfahrzeugen fährt mit Benzin. Aber ich

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