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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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kerngesund. neKrol, der weich und gebeugt und schlampig war, verabscheute alles an den Engeln.
    Proktor Wyatt war kurz nach Tagesanbruch erschienen und hatte einem aus seinem Trupp befohlen, an die Tür der kleinen, grauen, vorfabrizierten Kuppel zu klopfen, die neKrols Handelsstützpunkt und Unterkunft war. Verschlafen und zornig, aber mit wachsamer Höflichkeit, war der Händler aufgestanden, um die Engel zu begrüßen, und hatte sie hinaus in die Mitte des Flugfeldes begleitet, wo der zerfurchte metallene Tränentropfen der ›Lights of Jolostar‹ auf drei einziehbaren Beinen stand.
    Die Frachtluken waren jetzt alle geschlossen. Rythers Besatzung hatte fast den ganzen Abend damit zugebracht, neKrols Güter auszuladen und sie im Frachtraum des Schiffes durch Kisten mit Jaenshi-Produkten zu ersetzen, die bei den Sammlern außerirdischer Kunst gute Preise erzielen sollten. Man konnte es nicht beurteilen, bis ein Händler sich die Gegenstände ansah. Ryther hatte neKrol erst vor einem Jahr abgesetzt, und das war das erstemal, daß man etwas abholte.
    »Ich bin unabhängige Händlerin, und Arik ist mein Vertreter auf dieser Welt«, erklärte Ryther dem Proktor, als sie ihn am Rande des Flugfeldes empfing. »Sie müssen ihn einschalten.«
    »Verstehe«, sagte Proktor Wyatt. Er hatte noch immer die Liste in der Hand, die er Ryther angeboten hatte, von Waren, welche die Engel von den industrialisierten Kolonien auf Avalon und Jamisons Welt haben wollten.
    »Aber neKrol macht mir uns keine Geschäfte.«
    Ryther sah ihn verständnislos an.
    »Aus gutem Grund«, sagte neKrol. »Ich schließe mit den Jaenshi Handelsgeschäfte ab, ihr schlachtet sie ab.«
    Der Proktor hatte in den Monaten, seitdem die Stahlengel ihre Stadt-Kolonie errichtet hatten, oft gesprochen, und es war jedesmal zum Streit gekommen; nun ignorierte er ihn.
    »Die Schritte, die wir unternommen haben, waren notwendig«, sagte Wyatt zu Ryther. »Wenn ein Tier einen Menschen tötet, muß das Tier bestraft werden, und andere Tiere müssen es sehen, auf daß die Bestien wissen, daß der Mensch, der Samen der Erde und das Kind Bakkalons, Herr und Meister über sie alle ist.«
    neKrol schnob verächtlich.
    »Die Jaenshi sind keine Tiere, Proktor, sie sind eine intelligente Rasse mit eigener Religion und Kunst und Sitte, und sie –«
    Wyatt sah in an.
    »Sie haben keine Seele. Nur die Kinder Bakkalons haben Seelen, nur der Samen der Erde. Was sie an Verstand besitzen mögen, ist nur für Sie und vielleicht für sie selbst von Bedeutung. Seelenlos sind sie Tiere.«
    »Arik hat mir die Betpyramiden gezeigt, die sie bauen«, sagte Ryther. »Wesen, die solche Schreine bauen, müssen doch wohl Seelen haben.«
    Der Proktor schüttelte den Kopf.
    »Mit Ihrem Glauben befinden Sie sich im Irrtum. Es steht im Buch klar geschrieben: Wir, der Samen der Erde, sind wahrhaft die Kinder Bakkalons, und keine anderen. Die anderen sind Tiere, und in Bakkalons Namen müssen wir unsere Herrschaft über sie durchsetzen.«
    »Nun gut«, sagte Ryther. »Aber Sie werden Ihre Herrschaft ohne Hilfe der ›Lights of Jolostar‹ durchsetzen müssen, fürchte ich. Und ich muß Ihnen mitteilen, Proktor, daß ich Ihr Vorgehen als zutiefst beunruhigend empfinde und die Absicht habe, das zu melden, wenn ich auf Jamisons Welt zurückkehre.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet«, erwiderte Wyatt. »Vielleicht lodern Sie bis zum nächsten Jahr vor Liebe zu Bakkalon, und wir können uns neu unterhalten. Bis dahin wird die Welt Corlos überleben.« Er grüßte sie und verließ mit schnellen Schritten das Feld, gefolgt von den vier Stahlengeln.
    »Was wird es nützen, sie zu melden?« sagte neKrol bitter, als sie fort waren.
    »Nichts«, erklärte Ryther und schaute hinüber zum Wald. Der Wind blies den Staub um sie empor, und ihre Schultern sanken herab, als sei sie sehr müde. »Die Jamies werden sich nicht darüber aufregen, und selbst wenn sie es täten, was könnten sie tun?«
    neKrol erinnerte sich an das schwere, rot eingebundene Buch, das Wyatt ihm vor Monaten gegeben hatte.
    »Und Bakkalon, das bleiche Kind, schuf seine Kinder aus Stahl«, zitierte er, »denn die Sterne zerbrechen jene, die aus weicherem Stoff sind. Und in die Hand jedes neu geschaffenen Kindes legte ER ein geschmiedetes Schwert und sagte zu ihnen: ›Das ist die Wahrheit und der Weg.‹« Er spuckte vor Ekel aus. »Das ist ihr Glaubensbekenntnis. Und wir können nichts tun?«
    Ihr Gesicht hatte jeden Ausdruck

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