Liegen lernen
Da waren wir schon ein paarmal gewesen, aber meistens fuhren wir nicht dahin, denn auf dem Rückweg ging es ziemlich lange ziemlich steil bergauf. Wir lagen da und küßten uns. Ich bekam den längsten Kuß meines Lebens. Wir hörten die Platte »One Trick Pony« von Paul Simon, und der Kuß dauerte fast die gesamte erste Seite, von »Late in the evening« bis »Oh Marion«.
Danach waren unsere Wangen voller Spucke und unsere Lippen gerötet, und die Haut um unsere Lippen ganz weich und schrumpelig, als hätten wir zu lange im Badewasser gelegen. Dann hakte ich ihr Bikinioberteil auf und streichelte und küßte ihre Brust. Heute war das erlaubt. Mehr aber nicht.
Es war der letzte Schultag. Am Morgen hatte es Zeugnisse gegeben, und ich war doch versetzt worden. Britta war zufrieden mit mir. Das »Mangelhaft« in Mathe hatte ich mir aber gegönnt.
Als es dunkel wurde, brachen wir auf. Mir war zum Heulen zumute. Warum mußte das ausgerechnet mir passieren? Wir schoben unsere Räder durch das hohe Gras zum Feldweg hinauf. Dann gingen wir schweigend Richtung Straße. Wir kamen an einer Kneipe vorbei. Am Wochenende saßen hier bis tief in die Nacht Menschen. Heute war Ruhetag. Zwei Männer kamen uns entgegen. Sonst war nichts los hier unten. Es war noch nicht ganz dunkel, man konnte noch alles sehen, und als die beiden nur noch ein paar Meter von uns entfernt waren, pfiff der eine durch die Zähne. Er starrte Britta an. Sie hatte sich nicht ganz angezogen, sie trug nur die Hose und das Bikinioberteil.
»Geile Titten, Schwester!« sagte der, der gepfiffen hatte. Beide blieben stehen. Wir versuchten, uns an ihnen vorbeizudrängeln, aber sie versperrten uns den Weg.
»Wohin denn so schnell?« sagte jetzt der andere. »Bist du mit diesem Milchbubi unterwegs, Schwester?« Sie trugen Jeans und T-Shirts, von denen die Ärmel abgeschnitten waren. Sie rauchten und hielten Bierdosen in der Hand.
Britta stöhnte genervt auf und sagte, sie sollten uns durchlassen. Die beiden lachten nur. Britta schob einfach ihr Rad weiter und rammte den einen der beiden am Bein. Der hielt sie fest und faßte sie an die Brust. Ich warf mein Rad weg und ging auf den, der Britta festhielt, los. Ich schrie wie am Spieß, als ich auf den Mann losging, und ich trat und schlug gleichzeitig, trat gegen sein Schienbein und schlug nach seinem Kopf und traf ihn am Ohr. Ich wollte ihm in die Eier treten, aber dazu kam ich nicht mehr, denn er ließ Britta los und stieß mich zurück, direkt in die Arme des anderen. Der hielt mich an den Armen fest und der andere schlug mich in den Magen. Ich wollte nach vorn zusammenklappen, aber der Griff um meine Arme war ziemlich hart. Ich bekam keine Luft. Vor meine Augen schoben sich schwarze Scheiben. Britta fing an zu schreien. Ich wurde noch mal geschlagen, diesmal ins Gesicht, aber nur mit der flachen Hand. Vielleicht hatte er doch ein Herz. Dafür schlug er mehrmals zu. Er wollte mir nichts brechen, sondern mir nur weh tun. Britta schrie immer lauter. Dann ging im Haus, wo die Kneipe war, ein Fenster auf, und jemand beschwerte sich über den Lärm. Der eine schlug mir noch mal in den Magen, ich fing an zu husten und zu würgen, dann ließ mich der andere los, und beide liefen davon. Ich fiel um. Britta kniete sich neben mich und strich mir über den Kopf. Sie schrie nicht mehr. Sonst passierte auch nichts. Keine Polizei oder so. Ich wartete, bis ich einigermaßen wieder Luft bekam. Das dauerte ziemlich lange. Ich dachte, ich müßte ersticken. Mein Gesicht brannte. Dann stand ich auf, und wir schoben die Räder bis zur Straße. Von der nächsten Telefonzelle rief Britta ein Taxi. Wir packten die Räder in den Kofferraum und ließen uns zu ihr nach Hause fahren. Die ganze Fahrt über hielt sie mich im Arm. Es ging mir langsam besser. Diesen Abend würde sie nicht vergessen, drüben in Illinois.
Wilfried zahlte das Taxi, und Jutta und Britta brachten mich hinein und legten mich auf eine Liege im Wohnzimmer. Offenbar blutete ich aus einer Wunde an der Augenbraue. Jutta wischte mir das Blut ab und legte mir einen Waschlappen ins Gesicht, damit es abkühlte. Jutta hatte meinen Kopf in ihrem Schoß, und ich sah hoch zu ihren großen Brüsten. Ich war okay, bekam wieder Luft, mußte nicht ins Krankenhaus. Wilfried hatte mich hinfahren wollen, aber ich sagte, das sei nicht nötig.
Britta und ich gingen nach oben, in ihr Zimmer. Britta sagte, sie sei mir sehr dankbar. So etwas habe noch nie jemand für sie getan. Ich
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