Liegen lernen
Blechdose. Vor einer Imbißbude standen Leute und aßen Bratwurst. Eine Frau geriet mit ihrem Mann in Streit, weil er Senf auf seinen Mantel bekommen hatte. Ich trank einen Milchkaffee im Raskolnikow und unterhielt mich mit Uwe. Um zwei Uhr war ich wieder zu Hause. Die Tür zu Barbaras Zimmer stand offen. Sie war nicht da.
In der Küche traf ich Rüdiger. An den hatte ich gar nicht gedacht. Ich fragte ihn, was er mache, und er sagte nur: so dies und das. Aber dann sagte er, er würde am Nachmittag angeln gehen.
Um halb drei kam Barbara zurück. Sie hatte eingekauft. Sie packte ihre Sachen in den Kühlschrank und ging in ihr Zimmer. Ich wartete, bis Rüdiger weg war und ging zu ihr.
Ich sagte »Key«, und sie drehte sich zu mir um. Sie sagte: »Was ist?«
»Was ist jetzt?« sagte ich. Sie sah mich an. »Mit Ficken. Du hast gesagt, du hättest heute Zeit.«
»Jetzt?«
»Wann sonst?«
»Komm rein.«
Ich ging ins Zimmer und machte die Tür hinter mir zu. Sie kam zu mir, öffnete meine Hose, griff nach meinem Schwanz, sah mich an und rieb ihn, bis er hart war. Ich fing an, sie auszuziehen. Dann lagen wir auf dem Bett, und ich griff ihr zwischen die Beine, um zu sehen, ob sie feucht war. Wir fingen an zu fikken. Es war nichts dabei.
Wir blieben den ganzen Tag im Bett liegen und wechselten kaum drei Worte. Am Abend sahen wir fern. Dann fickten wir noch einmal. Ich machte ein paar andere Sachen und steckte ihr einmal den Finger in den Arsch. Später sagte ich, ich schliefe wohl besser drüben, und sie sagte »Okay«. Nachts hörte ich Rüdiger heimkommen.
Als am Sonntag abend Gisela zurückkam, war Barbara bis spät nachts im Theater. Wir schliefen miteinander, zum ersten Mal in diesem Jahr. Gisela legte ihren Kopf auf meine Brust. Sie sprach darüber, eine größere Wohnung zu nehmen, nur für uns zwei.
»Weißt du«, sagte sie, »wir brauchen den Platz schon wegen deiner Schallplatten.«
»Schallplatten« war ein merkwürdiges Wort. Hörte sich nach Kindheit an. Ich sagte, eigentlich brauchte ich einen CD-Player. CDs seien zwar etwas teurer, aber dem Vinyl in der Klangqualität deutlich überlegen und brauchten außerdem weniger Platz. »Aber dummerweise habe ich kein Geld, um mir einen CD-Player zu kaufen.«
»Wenn du so gern einen hättest«, sagte Gisela, »könnte ich dir das Geld ja leihen.«
»Das würdest du tun?«
»Natürlich.«
Ich küßte sie und streichelte ihr ein wenig den Rücken, und dann schlief ich ein.
Am nächsten Tag gingen wir zu einem Elektronikgroßhandel und kauften einen CD-Player, einen Verstärker und ein paar CDs. Eine Woche später schleppte ich meine Platten in Giselas Keller. In meinem Zimmer war jetzt viel mehr Platz. Ein- oder zweimal ging ich in den Keller und nahm eine Platte hervor und sah sie mir an. Das Dumme an CDs war, daß die Coverkunst verluderte. Ich blätterte in dem aufwendigen Heft zu Ringo Starrs Soloalbum »Ringo«, mit Radierungen von Klaus Voormann. So was gab es bei CDs nicht. Nicht so. Es war schon blöd, daß das jetzt alles im Keller vor sich hin moderte. Aber es ging nun mal nicht anders.
Ein paar Wochen ging es gut. Wenn Gisela nicht da war, ging ich zu Barbara, und wir fickten. Das war nicht oft, denn auch Barbara war ja oft weg. Ich konnte nicht unbedingt sagen, daß es Spaß machte. Es war nicht »schön«. Aber ich mochte eben auch keine Trauben-Nuß-Schokolade. Barbara schien es scheißegal zu sein, ob ich in ihr war oder der Postbote oder der Portas-Mann. Sie stöhnte nicht wirklich, sie grunzte nur, und am Ende konnte man nicht sagen, ob sie einen Orgasmus hatte oder einen Wadenkrampf. Aber auch mir war das alles scheißegal. Und das fand ich gut. Es war mir scheißegal, ob sie einen Orgasmus hatte oder einen Wadenkrampf, es war mir scheißegal, ob ich eher kam als sie. Es war so wunderbar bedeutungslos. Ich mußte mir keine Gedanken darüber machen, ob ich sie gut behandelte oder ob sie das mochte, was ich machen wollte, oder ob es sie vielleicht ekelte. Barbara ekelte sich vor nichts, aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war: Es war egal. Es war auch egal, daß mir hinterher nicht einfiel, was ich sagen sollte. Ich mußte ihr nicht das Gefühl geben, daß ich sie respektierte, denn das war ihr so scheißegal wie mir. Aber ich wußte jetzt, daß es einen Unterschied gab zwischen »Ficken« und »Liebe machen«. Sogar »Bumsen« war noch netter als »Ficken«. Aber »Ficken« war wie ein Boxkampf, der außer Kontrolle gerät. Es
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