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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Zum ersten Mal vor Gericht erscheine, eine Nacht im Knast verbringe und den Sommer in Rom.
    Keine Band richtet bei Tisch eine größere Verwüstung an. Die Hinterlassenschaften nach einem Frühstück - überall Eier, Marmelade und Honig - sind wirklich außergewöhnlich. Sie geben dem Wort »Unordnung« eine völlig neue Bedeutung. (…) Der Drummer, Keith [sic!] von den Stones, in einem Anzug à la achtzehntes Jahrhundert, einem langen schwarzen Samtgehrock und den engsten Hosen. (…) Alles ist schäbig, schlecht verarbeitet, die Nähte geplatzt. Keith hat seine Hosen selbst genäht, in Lavendel und Altrosa, mit einem notdürftig verhefteten Lederstreifen dazwischen, um die beiden Farben voneinander zu trennen. Brian erscheint in einer weißen Hose mit einem enormen schwarzen Viereck an der Hinterseite. Ziemlich schick, wenn man davon absieht, dass die Nähte nachgeben.
    - Cecil Beaton in Marokko, 1967, aus dem Buch Self-Portrait with Friends: The Selected Diaries of Cecil Beaton, 1926-1974
    D as Jahr 1967 war der Wendepunkt, das Jahr, in dem tatsächlich alle Nähte platzten. Da schwebte dieses Gefühl über allem, dass es Ärger geben würde, und so kam es dann ja auch, mit all den Unruhen, Straßenkämpfen und so weiter. Spannung lag in der Luft. Wie unter dem Eindruck von positiven und negativen Ionen vor dem Sturm wartet man atemlos darauf, dass irgendwas kaputtgeht. Und dann donnert es nur so ein bisschen.
    Im Sommer davor hatten wir unsere Tournee beendet, eine mörderische Tour durch Amerika, das wir erst zwei Jahre später wiedersehen sollten. Ich glaube, wir hatten in dieser ganzen Zeit, den ersten vier Jahren als Band, nie mehr als zwei Tage Pause zwischen Auftritt, Weiterfahrt und Aufnahmestudio. Wir waren immer unterwegs.
    Ich hatte das Gefühl, dass es mit Brian vorbei war. Jedenfalls konnte es nicht so weitergehen wie während der Tour. Seit er zur Lachnummer geworden war und praktisch seine Position in der Band geräumt hatte, waren Mick und ich unglaublich bösartig zu Brian. Auch davor war es schon schwierig gewesen. Lange bevor sich Brian zum Arschloch entwickelte, hatte es bereits Spannungen gegeben. Dennoch, Ende 1966 versuchte ich, die Risse zu kitten. Wir waren schließlich eine Band. Ich war frei und ungebunden, nachdem ich meine Affäre mit Linda Keith beendet hatte. Wenn Brian nicht arbeitete, war es einfacher. Wie von allein zog es mich deshalb zu Brian - und Anita - in die Courtfield Road in der Nähe der Gloucester Road.
    Wir hatten viel Spaß zusammen, wurden wieder Freunde, kifften gemeinsam. Zunächst war es wunderbar. Also zog ich nach und nach bei ihnen ein. Brian betrachtete meine Versuche, ihn wieder ins Zentrum zu rücken, jedoch nicht zuletzt als Möglichkeit, eine Vendetta gegen Mick zu starten. Brian brauchte immer einen imaginären
Feind, und zu diesem Zeitpunkt hatte er beschlossen, dass dieser Feind Mick Jagger hieß, der ihn extrem mies behandelt und beleidigt hatte. Ich selber war nur Zaungast, bekam aber einen Logenplatz mit bester Sicht auf die Gesellschaft, die Anita um sich scharte - ein ganzer Haufen ungewöhnlicher Charaktere. Zu Anfang spazierte ich noch regelmäßig morgens um sechs durch den Hyde Park nach St. John’s Wood, um mir ein frisches Hemd zu holen, aber schließlich ging ich einfach gar nicht mehr nach Hause.
    Zu jener Zeit in der Courtfield Road lief zwischen Anita Pallenberg und mir absolut nichts. Ich war fasziniert von ihr, aus sicherer Entfernung, wie ich meinte. Und ich fand, dass Brian ein ziemlicher Glückspilz war. Ich konnte mir nicht erklären, wie er sie in die Finger bekommen hatte. Mein erster Eindruck war der einer sehr starken Frau - womit ich Recht hatte - und obendrein einer extrem intelligenten. Das war einer der Gründe, warum ich so von ihr begeistert war. Mal ganz zu schweigen davon, dass sie unterhaltsam war und ungeheuer schön anzuschauen. Ausgesprochen witzig. Weltgewandter als irgendjemand, den ich sonst kannte. Sie beherrschte drei Sprachen. Sie war hier gewesen, sie war dort gewesen. Für mich war das sehr exotisch. Ihr Wesen gefiel mir, obwohl sie ständig die Leute manipulierte, sich über sie mokierte und einem zusetzte. Sie ließ dich nicht eine Minute vom Haken. Wenn ich sagte: »Wie nett …«, konterte sie sofort. »Nett? Ich hasse dieses Wort. Hör doch endlich mal auf, so verdammt bourgeois zu sein.« Sollten wir uns jetzt über das Wort »nett« streiten? Woher glaubte sie das überhaupt zu wissen? Ihr Englisch

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