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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Damit es nicht bloß zwei Gitarren, ein Klavier, ein Bass und die Drums sind, nicht fünf einzelne Elemente, sondern ein Ganzes. Du bist da, um eine Einheit zu erschaffen.
    Jimmy hat Beggars Banquet , Let It Bleed und Sticky Fingers produziert - jede Stones-Platte bis hin zu Goats Head Soup 1973, das
gesamte Repertoire. Aber das Beste, was wir je mit Jimmy Miller produziert haben, war »Jumpin’ Jack Flash«. Dieser Song stammte wie »Street Fighting Man« aus den allerersten Sessions mit Jimmy in den Olympic Studios für die spätere Beggars Banquet , im Frühjahr 1968 - dem Mai der Straßenschlachten in Paris. Plötzlich entwickelte sich unter uns eine ganz neue Vision, es gab diesen völlig neuen Schwung. Und es machte unglaublich Spaß.
    Mick kam mit ein paar tollen Ideen und Songs wie »Dear Doctor« - ich glaube, da hatte Marianne ihre Finger im Spiel - und »Sympathy for the Devil« an, auch wenn der Song am Ende nicht so wurde, wie er es sich zu Anfang vorgestellt hatte. Genau das kann man in dem Godard-Film - zu Godard komme ich später noch - miterleben: wie sich der Song verändert. »Parachute Woman« mit diesem komischen Part, der wie eine Fliege oder Schnake klingt, die einem ums Ohr summt - der Song fiel uns erstaunlich leicht. Ich hatte gedacht, dass es richtig schwer sein würde, weil ich zwar eine bestimmte Vorstellung von dem Sound hatte, aber nicht sicher war, ob es funktionieren würde. Doch Mick stieg sofort ein, und die Aufnahme war ruck, zuck fertig.
    Bei »Salt of the Earth« stammt der Titel, glaube ich, von mir, und ich hatte auch die ursprüngliche Idee für den Song, aber Mick hat alle Strophen ausgearbeitet. Das war unsere Methode. Ich gab den Anstoß zu der Idee, »trinken wir auf die schwer arbeitende Bevölkerung, trinken wir auf das Salz der Erde«, und dann bitte schön, Mick, dein Einsatz. Ungefähr auf halber Strecke fragt er dann, wo kommt der Break? Was machen wir im Mittelteil? Wo kommt die Bridge? Immer wieder interessant, wie weit er die Ursprungsidee entwickelte, ehe er sich an mich wandte und sagte, jetzt muss was anderes passieren. Richtig, ja, die Bridge. Das sind im Wesentlichen technische Details, es wird ein bisschen diskutiert, aber normalerweise geht es recht flott.

    Auf Beggars Banquet gab es eine Menge Country und Blues. »No Expectations«, »Dear Doctor«, sogar »Jigsaw Puzzle«. »Parachute Woman«, »Prodigal Son«, »Stray Cat Blues«, »Factory Girl«, das ist alles entweder Blues oder Folk. Aber inzwischen dachten wir, hey, wir brauchen bloß einen guten Song, kein Problem für uns. Wenn der Song so weit steht, finden wir den Sound schon irgendwie - wir jagen das verdammte Ding durchs ganze Zimmer und bis zur Decke hoch. Wir wissen, dass wir ihn haben, und wir schnappen ihn uns.
    Ich weiß nicht, woran es lag, dass es in dieser Phase so gut lief. Vielleicht am Timing. Wir hatten die Sachen, die für uns so wichtig waren, nie völlig ausgereizt. Diese ganzen Stücke - »Dear Doctor« und »Country Honk« und »Love in Vain« - waren der Versuch, etwas nachzuholen; sie mussten einfach gemacht werden. Die Mischung aus schwarzer und weißer amerikanischer Musik bot reichlich Raum für alle möglichen Experimente.
    Wir wussten auch, dass es den Stones-Fans gefallen würde, und davon gab es inzwischen genug. Ohne weiter darüber nachzudenken brauchten wir nur zu tun, was wir ohnehin wollten, und sie würden es lieben. Das ist unser Geheimnis: Wenn wir gut sind, springt der Funke sofort über. Und es waren verdammt gute Songs. Einen guten Hook vergessen wir nie wieder. Was wir einmal gefunden haben, lassen wir nicht mehr los.
    Ich glaube, ich spreche für alle Stones, wenn ich sage, dass uns ziemlich egal war, was die Leute da draußen wollten. Und genau das gehörte zum besonderen Charme der Stones. Die paar Rock’n’Roll-Sachen, die auf Beggars Banquet drauf waren, die reichten aus. Abgesehen von »Sympathy« und »Street Fighting Man« gab es eigentlich überhaupt keinen Rock’n’Roll auf Beggars Banquet . »Stray Cat« ist Funk, und der Rest sind Folksongs. Wir sind gar nicht in der Lage, nach Auftrag zu schreiben, etwa in der
Art: So, und jetzt brauchen wir ein Rock’n’Roll-Stück. Mick versuchte es später und leierte sich einen ab. Purer Rock’n’Roll war nicht das, was die Rolling Stones interessant machte. Auf der Bühne natürlich schon, aber so viele Rock’n’Roll-Stücke nahmen wir gar nicht auf, außer wir wussten, dass wir einen echten

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