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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Stunden. Man konnte schreien, so viel man wollte, es brachte nichts. Wir fühlten uns wie in einem Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg, nur ohne Benzedrin. Selbstverständlich haben wir das Beste aus der Situation gemacht. Ich meine, wir kannten die Mädels erst seit einer Woche! Aber das ist nicht weiter ungewöhnlich auf Tour. Ganz plötzlich ergeben sich leidenschaftliche Beziehungen, um genauso blitzartig wieder zu verlöschen. »Wir standen uns wirklich nahe. Ich hab sie wirklich gemocht. Ja, und ich kann mich fast an ihren Namen erinnern.«
    Nicht, dass ich eine Strichliste geführt hätte. Ich war nicht Bill Wyman oder Mick Jagger, ich zählte nicht mit: Wie viele hatte ich schon? Mir geht es nicht ums Bumsen. Ich habe es nie fertiggebracht, nur deshalb mit einer Frau ins Bett zu steigen. Sorry, kein Interesse. Ich will sie in den Arm nehmen und küssen und beschützen, ich will ihnen ein gutes Gefühl geben. Und am nächsten Morgen eine nette Nachricht entdecken: Meld dich mal. Bevor ich einfach irgendeine ficke, hole ich mir lieber einen runter. Ich habe nie dafür bezahlt, nie. Aber manchmal wurde ich bezahlt; manchmal floss ein bisschen Schmiergeld: »Ich liebe dich auch, und hier hast du ein bisschen Stoff! « Ab und zu probierte ich es nur zum Spaß. Ob du die wohl rumkriegst? Mal schauen. Komm, pack deinen besten Spruch aus. Mädchen, die schon bei meinem Anblick rumsabberten, fand ich meist weniger spannend; da versuchte ich mein Glück lieber bei der Bankiersgattin.
    Ich weiß noch, dass ich einmal in Australien ein Zimmer gegenüber von Bill Wyman hatte. Vor dem Hotel drängelten sich an
die zweitausend Mädchen, und ich fand heraus, dass Bill ein Abkommen mit dem Portier hatte. »Die da in dem rosa Kleid, nein, nicht die, die da hinten.« An dem Tag strömten die Mädchen in Scharen in sein Zimmer, und keine blieb länger als zehn Minuten. Ich glaube nicht, dass auch nur eine mehr bekam als eine Tasse von dem geschmacklosen Tee, den er so mag -etwas heißes Wasser, in das er kurz den Teebeutel reinhängte, mit einem Tropfen Milch. Die Zeit war einfach zu kurz, um da drinnen was auch immer zu treiben und sich danach wieder anzuziehen. Und keins der Mädchen sah hinterher irgendwie zerzaust aus. Aber jede Einzelne wurde im Buch notiert: Die hatte ich! Ich zählte neun in vier Stunden. Er hat sie nicht gevögelt, ich nehme an, er unterzog sie einer Art Befragung. »Kommst du hier aus der Gegend?« Bill war einfach unverschämt. Merkwürdigerweise waren sich Bill Wyman und Mick Jagger, so verschieden sie nach außen scheinen, sehr ähnlich. Dass ich das hier schreibe, wird Mick gewaltig stinken. Aber man braucht sie nur auf Tournee zu beobachten oder ihre Tagebücher lesen. Mick hatte allerdings ein bisschen mehr Klasse. Er stand im Rampenlicht, er war der Leadsänger und tralala. Aber wenn man sich anschaute, was die beiden abzogen, wenn sie nicht auf der Bühne standen, sah man fast keinen Unterschied. »Wie viele waren es bei dir heute Nacht?«
    Die Groupies waren ein anderer Schlag als die Teenies oder die Mädchen, die für einen Tee mit Bill Wyman Schlange standen. Ich möchte eine Lanze brechen für die feinen jungen Damen, die wussten, was sie wollten, und die wussten, was sie anzubieten hatten. Es waren einige aufdringliche Opportunistinnen darunter, wie die sogenannten Plaster Casters, die Schwanzabdrücke von Rockmusikern sammelten. Von meinem haben sie keinen bekommen, dafür war ich nicht zu haben. Oder die mit den Plaster
Casters konkurrierenden Butter Queens, wobei ich sagen muss, ihren Mumm habe ich schon bewundert. Aber ich mag keine professionellen Groupies, die wie Raubtiere durch die Gegend ziehen und herausposaunen, den hatte ich, und den hatte ich - genau wie Bill Wyman, nur andersrum. Die haben mich nie interessiert. Gerade die habe ich mit Absicht nicht gevögelt. Ich sagte ihnen erst, dass sie sich ausziehen sollten, und dann: Okay, Mädchen, schönen Tag noch. Ich wusste ja, ich war bloß ein Strich auf ihrer Abschussliste.
    Dabei gab es jede Menge Groupies, die einfach nette Mädchen waren und sich gern um uns Jungs kümmerten. Die einen gewissermaßen bemutterten. Und wenn es sich dann eben so ergab, okay, dann schoben wir halt eine Nummer. Aber das war nicht das Wichtigste bei den Groupies. Groupies waren gute Freundinnen und meistens nicht mal besonders attraktiv. Sie stellten einfach eine Dienstleistung zur Verfügung. Du kommst in eine Stadt, Cincinnati oder Cleveland, und

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