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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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da wohnen ein oder zwei Mädchen, von denen du weißt, die werden vorbeischauen und dafür sorgen, dass es dir gutgeht; sie nehmen dich unter ihre Fittiche, achten darauf, dass du was Anständiges zu essen bekommst. Es klopft an die Tür, du schaust durch den Spion und - hey, da ist Shirley.
    Die Groupies gehörten zum erweiterten Familienkreis. Sie bildeten ein loses Netzwerk. Es gab keinerlei Eifersüchteleien oder Besitzansprüche, das gefiel mir besonders gut. Damals folgten Tourneen einer festen Route. Man spielte in Cincinnati, als Nächstes stand Brownsville auf dem Plan, dann ging es weiter nach Oklahoma. Und die Groupies reichten dich einfach weiter an eine Freundin, die im nächsten Ort lebte. Man rief an und bat um Hilfe. Baby, ich bin am Ende! Ich hab grade vier Shows runtergerissen, ich bin am Abnippeln! Sie waren im Grunde Krankenschwestern. Wie
vom Roten Kreuz für uns abgestellt. Sie wuschen dir die Klamotten, sie badeten dich, sie kümmerten sich um alles. Und du fragst: Warum macht ihr das? Ich bin doch bloß Gitarrist, da draußen laufen Millionen von uns herum.
    Die schon erwähnte Flo war eins meiner Lieblingsgroupies. Sie lebte in L. A. und bildete zusammen mit drei oder vier anderen schwarzen Mädchen eine kleine Groupie-Gang. Wenn mir das Gras ausging oder sonst was fehlte, ließ sie ihre Mannschaft ausschwärmen. Wir schliefen sehr oft im selben Bett, vögelten aber nie, na ja, sehr selten miteinander. Wir schliefen einfach zusammen ein, oder wir blieben auf und hörten Musik. Musik war ein, wichtiger Faktor. Ich reiste immer mit meinen Lieblingsplatten, und sie steuerten brandneue Scheiben von lokalen Musikern bei. Ob man zusammen in der Kiste landete, war zweitrangig.
     
    Am Ende der Tour durch den Fernen Osten Anfang 1973 gerieten Bobby Keys und ich mal wieder in Schwierigkeiten. Bobby würde vielleicht heute noch sitzen, wäre ihm nicht ein Deus ex Machina beigesprungen. Diesmal waren es Ananas, die ihm zur Hilfe kamen.
    Den ersten Gig hatten wir in Honolulu gespielt. Honolulu war der Ort der Ausreise und der Wiedereinreise in die Vereinigten Staaten bei dieser Tour, die uns nach Neuseeland und Australien geführt hatte. Bei der Ausreise aus Hawaii hatten wir die Musikinstrumente registrieren lassen müssen, und bei der Wiedereinreise mussten wir die Liste erneut vorlegen, um zu beweisen, dass wir keine ausländischen Güter einführten.
    Da Bobby die Hauptrolle spielte, überlasse ich es ihm, die Geschichte zu erzählen.

    Bobby Keys: Anfang 1973 war ich mit den Rolling Stones auf Tournee durch Australien und den Fernen Osten. Damals reiste Dr. Bill mit uns. Keith und ich hatten, um den Stress des Tourlebens zu lindern, eine Genehmigung zur Selbstmedikation. Auf dem Rückweg gehen wir in Hawaii durch den Zoll. Ich habe alle meine Saxofone dabei. Um festzustellen, dass es sich um die gleichen Instrumente handelt, die ich ausgeführt habe, müssen die Seriennummern überprüft werden. Weil die Nummern von oben nach unten eingraviert sind, drehen die Typen vom Zoll die Instrumente um. Als der Kerl das erste Saxofon auf den Kopf stellt, höre ich dieses klappernde Geräusch. O Gott, ich weiß sofort Bescheid. KLOINNNKKK. Im nächsten Moment klackert eine Spritze heraus und bleibt mit der Nadel im Schreibtisch stecken. Dann führt eins zum andern. Keith steht in derselben Schlange wie ich. Wir werden sofort getrennt. Mich nehmen sie mit, filzen mich von Kopf bis Fuß und finden ein paar große Heroinkapseln und was weiß ich noch alles. Die Typen stürzen sich förmlich drauf. Damit hat der Bursche, der das Protokoll in die Schreibmaschine hackt, sein Soll für dieses Jahr erfüllt. »Mannomann, wir haben einen Großkotz und seinen Kofferträger am Arsch! YEAH, und jetzt das ganze Programm für die Jungs!« Und das machen sie dann auch. Sie fotografieren uns und nehmen unsere Fingerabdrücke und haben einen Heidenspaß dabei. Jippie, zehn Jahre! Die Tour war ja gelaufen, von der gesamten Entourage war niemand mehr da, alle waren schon weg. Ich durfte einen einzigen Anruf machen.
    Sie hatten mich und doch auch wieder nicht. Denn ich war sauber. Sie filzten jeden Millimeter meines Körpers. Ich ging davon aus,
dass Bobby schon im Loch saß. Wenn eine Spritze aus deinem Sax kullert, ist die Sache gelaufen, keine Chance, damit durchzukommen. Ich muss dringend telefonieren, ich weiß, dass Bobby jetzt einen Anwalt braucht. Ich sage, dass ich unbedingt telefonieren muss, mit Frisco, mit L. A.

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