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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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nichts Gefährliches oder Fahrlässiges angestellt, wie die Boulevardpresse behauptete; die elektrischen Leitungen waren ganz einfach fehlerhaft gewesen. Aber wer würde das schon glauben?
     
    Ende 1973 erschien Ronnie Wood auf der Bildfläche. Wir waren uns gelegentlich über den Weg gelaufen, aber besonders gute Kumpel waren wir nicht. Ich kannte ihn von den Faces, er war ein guter Gitarrist. Es fing an im Tramps, einem der angesagten Clubs damals, als eine Blondine an meinen Tisch kam und sagte: »Hi, ich bin Krissie Wood, Ronnie Woods Frau.« Und ich: »Hallo, freut mich. Wie geht’s Ronnie?« Sie erzählte, dass er in ihrem Haus in Richmond war und Aufnahmen für ein Album machte. Sie lud mich ein, mitzukommen. Ich fuhr also mit Krissie zu ihrem Haus, das The Wick hieß, und blieb mehrere Wochen. Die Stones nahmen sich gerade eine Auszeit, während Mick den Gesang für »It’s Only Rock’n’Roll« abmischte. Ich hatte Lust zu spielen, und in Ronnies Haus waren Spitzenmusiker am Werk: Willie Weeks am Bass, Andy Newmark am Schlagzeug und Ronnies Kumpel von den Faces, Ian McLagan, an den Tasten. Ronnie arbeitete an seinem ersten Solo-Album I’ve Got My Own Album to Do - ein großartiger Titel, Ronnie. Sie drückten mir eine Gitarre in die Hand, und
ich stieg einfach ein. Dieses erste Treffen mit Ronnie begann also mit ein paar heißen Gitarrennummern. Am nächsten Tag sagte Ronnie: »Warum bleibst du nicht, bis wir das Album fertig haben?« - »Gern, aber ich muss zurück nach Hause.« Darauf Ronnie: »Hol dir einfach ein paar Klamotten und schlaf hier.« Ronnie hatte The Wick von dem Schauspieler John Mills gekauft und im Keller ein Studio einbauen lassen. Ich sah zum ersten Mal ein Studio, das sich jemand extra für sein Haus hatte entwerfen lassen (ich rate allerdings davon ab, über einem Studio zu wohnen - ich weiß, wovon ich spreche, bei Exile habe ich es selbst getan). Aber das Haus mit seinem zum Fluss hin abfallenden Garten war wunderschön. Ich bekam das Zimmer von John Mills’ fast genauso berühmter Schauspielertochter Hayley. Nicht, dass ich es oft benutzte, aber wenn, dann las ich viel Edgar Allan Poe. Wenigstens konnte ich so der Dauerüberwachung in meinem Haus in Chelsea entrinnen, obwohl sie irgendwann doch noch schnallten, dass ich umgezogen war. Anita war das egal. Sie kam auch ins Wick.
     
    Rund um die Produktion von Ronnies Album herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von außergewöhnlichen Musikern. George Harrison schneite eines Abends rein, Rod Stewart schaute gelegentlich vorbei; Mick sang bei ein paar Stücken, und Mick Taylor spielte Gitarre. Nachdem ich zwei Jahre keinen so engen Kontakt zur Rock’n’Roll-Szene in London gehabt hatte, war es angenehm, alle wiederzusehen, ohne mich vom Fleck rühren zu müssen. Sie kamen alle vorbei. Wir jammten pausenlos. Ronnie und ich kamen von Anfang an bestens miteinander klar und hatten jede Menge Spaß zusammen. Als er sagte, dass ihm langsam die Songs ausgingen, habe ich ihm zwei geschrieben: »Sure the One You Need« und »We Got to Get Our Shit Together«.

    In Ronnies Studio bekam ich zum ersten Mal »It’s Only Rock’n’Roll« zu hören. Der Song war von Mick, er hatte das Demo mit David Bowie als eine Art Dub aufgenommen. Mick hatte die Idee, und sie fingen dann an, über das Thema zu rocken. Der Song war verdammt gut. Scheiße, Mick, warum hast du das mit Bowie gemacht? Komm schon, wir holen uns das Ding zurück. Was dann auch ziemlich problemlos klappte. Selbst wenn der Song nicht dermaßen großartig gewesen wäre, allein der Titel war so herrlich einfach: »It’s Only Rock’n’Roll but I Like It«. Oder? Eben!
    Die Sessions für Ronnies Album überschnitten sich mit den Stones-Aufnahmen für Black and Blue . Wir fuhren im Dezember 1974 nach München, um die Basic Tracks für »Fool to Cry« und »Cherry Oh Baby« aufzunehmen. In dieser Zeit ließ Mick Taylor die Bombe platzen, dass er die Band verlassen würde, dass er andere Pläne hätte. Wir konnten es nicht glauben. Die US-Tour 1975 war gerade in Planung, und er ließ uns einfach hängen. Mick konnte auch später nie erklären, warum er uns verließ. Er weiß es selbst nicht. Immer wieder habe ich ihn gefragt: Warum bist du damals abgehauen? Er kannte meine Einstellung. Ich will immer, dass eine Band zusammenbleibt. Man verlässt eine Band nur im Sarg oder mit einer Ausnahmegenehmigung für treue Dienste, sonst nicht. Ich will ihn im Nachhinein nicht kritisieren,

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