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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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aus. Wir waren mit den Kindern dort gewesen. Eine Maus hatte die Isolierung eines Elektrokabels angefressen. Marlon,
der damals vier war, hatte es als Erster bemerkt und »Feuer, Feuer!« geschrien.
    Es war hauptsächlich wegen Marlon - Angela war noch zu klein, um was mitzubekommen -, dass ich mir ernsthaft Gedanken wegen der ewigen Polizeischikanen machte. »Daddy, warum schaust du aus dem Fenster?«, fragte er zum Beispiel. Und ich sagte: »Ich schaue, ob ein Auto von der Polizei draußen steht.« - »Warum, Dad?« Und ich dachte, Scheiße, alleine kann ich das Spiel ja spielen, aber langsam ziehe ich auch die Kinder mit rein. »Warum hast du Angst vor der Polizei, Daddy?« - »Ich hab keine Angst, ich will bloß wissen, ob sie da sind.« Jeden Tag spähte ich automatisch aus dem Fenster, ob sie vor dem Haus warteten. Ich war praktisch im Kriegszustand. Dabei hätte ich bloß mit den Drogen Schluss machen müssen. Aber ich dachte, erst gewinne ich den Krieg, und dann sehen wir weiter. Was wahrscheinlich eine dumme Einstellung war, aber so war ich nun mal. Ich würde vor diesen Wichsern nicht klein beigeben.
    Im Juni 1973 durchsuchten sie das Haus nach unserer Rückkehr aus Jamaika, als Marshall Chess zu Besuch war. Sie fanden Mandrax, Marihuana, Heroin, angesengte Teelöffel mit Heroinresten, Nadeln und einen nicht registrierten Revolver. Das war die vielleicht berühmteste Razzia, weil ich gleich mehrerer Delikte beschuldigt wurde. Die Anklage umfasste fünfundzwanzig Punkte.
    Ich hatte einen brillanten Anwalt namens Richard Du Cann. Eine eindrucksvolle, schlanke und seriöse Erscheinung. Er war berühmt geworden durch die Verteidigung des Verlegers von D. H. Lawrence’ Lady Chatterley , der von der Staatsanwaltschaft wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses angeklagt worden war. Kurz nach meinem Prozess wurde er überraschend zum Vorsitzenden der Anwaltskammer berufen. An den Beweisen gibt es nichts zu rütteln, sagte er mir, Sie müssen sich schuldig bekennen,
und ich werde auf mildernde Umstände plädieren. »Schuldig, Euer Ehren, schuldig.« Nach Punkt fünfzehn wird man ein bisschen heiser. Und der Richter fängt an sich zu langweilen, weil er nur noch auf Du Canns Schlussplädoyer wartet. Doch die Polizei hatte in letzter Sekunde einen sechsundzwanzigsten Anklagepunkt hinzugefügt: Besitz einer abgesägten Schrotflinte - was automatisch ein Jahr Gefängnis bedeutete. Und da sagte ich plötzlich: »Nicht schuldig, Euer Ehren.« Und die Perücke sagte: »Was?« Der Richter war schon auf Lunch eingestellt und ich fast erledigt gewesen. Er sagte: »Warum plädieren Sie bei diesem Punkt auf ›nicht schuldig‹?« - »Wenn das eine abgesägte Flinte ist, Euer Ehren, woher kommt dann da vorne am Lauf das Korn?« Es handelte sich um ein antikes Miniaturgewehr, eine Flinte für Kinder, die von einem französischen Adligen Ende des 19. Jahrhunderts für die Vogeljagd hergestellt worden war. Sie war mit herrlichen Intarsien versehen, aber ganz sicher nicht abgesägt. Der Richter musterte die Polizisten. Ihre Gesichter wurden kalkweiß, als sie merkten, dass sie es übertrieben hatten. Sie waren einen Schritt zu weit gegangen. Für mich war das ein herrlicher Augenblick. Sie hingegen waren weniger fröhlich, schließlich hatte ich sie gerade voll in die Eier getroffen. Der wütende Blick des Richters sagte alles: »Ihr Idioten. Wir hatten ihn im Sack.« Da hob Du Cann zu einer bemerkenswerten Rede von shakespeareschem Ausmaß an, über Künstler und darüber, dass dieser Gentleman, seien wir doch mal ehrlich, Opfer von Schikanen geworden ist, eine absolut unangemessene Vorgehensweise bei einem einfachen Musiker und so weiter und so fort. Der Richter war offensichtlich der gleichen Meinung, denn als Strafe setzte er lediglich 10 Pfund pro Anklagepunkt fest, insgesamt also 250 Pfund. Ich werde nie vergessen, mit welcher Verachtung der Richter die Polizisten ansah. Sein mildes Urteil entlarvte ihr offensichtlich abgekartetes
Spiel. Und dann ging’s zum Lunch - für Du Cann und mich.
    Nach dem Essen ging ich mit meiner kleinen Familie ins Londonderry Hotel zum Feiern. Dort fing unglücklicherweise mein Schlafzimmer Feuer. Der Gang füllte sich mit Rauch, wir wurden hinausgeleitet und tatsächlich von unserem Lieblingshotel mit Hausverbot belegt. Das Feuer brach aus, während Marlon in meinem Bett schlief. Ich sprang durch die Flammen, holte meinen Sohn aus dem Bett und wartete dann das ganze Chaos ab. Wir hatten

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