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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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vielleicht hatte es was mit seiner Frau Rose zu tun. Aber sein Ausstieg war letztlich der Beweis, dass er nicht zu uns passte. Ich will nicht behaupten, dass er es nicht versucht hat. Er glaubte wahrscheinlich, dass er als Ex-Stones-Gitarrist auch selbst Songs schreiben und Platten produzieren konnte. Aber wirklich viel hat er nicht zustande gebracht.
     
    Wir waren also Anfang’75 auf der Suche nach einem neuen Gitarristen. In Rotterdam nahmen wir weitere Stücke für Black and Blue auf - »Hey Negrita«, »Crazy Mama«, »Memory Motel« und das
noch in der Frühphase befindliche »Start Me Up«, in der Reggae-Version, das wir trotz vierzig oder fünfzig Takes einfach nicht in den Griff kriegten. Wir bastelten zwei Jahre später erneut daran herum und versuchten es vier Jahre später ein weiteres Mal. Es war die zähe Geburt eines Songs, dessen perfekter Nicht-Reggae-Version wir in einem einzigen, flüchtigen Take auf die Schliche kamen, ohne es zunächst selbst zu bemerken. Wir hatten sogar vergessen, dass wir diese Version überhaupt auf Band hatten. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Als ich zu den Aufnahmen nach Rotterdam musste, wohnten wir - ich, Anita und die Kinder - schon ziemlich lange in The Wick. Zu dieser Zeit stellten wir fest, dass Polizisten mit Ferngläsern in den Bäumen hockten - wie in einer der Carry on -Filmkomödien. x c Ich hatte keine Halluzinationen. So absurd das alles war, so ernst war es auch. Wir wurden rund um die Uhr überwacht. Wir waren umzingelt. Und ich brauchte meine übliche Dosis. Also sagte ich zu Anita, dass wir uns nachts rausschleichen müssten. Aber erst musste ich Marshall Chess anrufen, der schon in Rotterdam war. Marshall war ebenfalls drauf, also brauchte er wie ich sein Dope. Ich bat ihn, für Stoff zu sorgen. Ich rühre mich nicht vom Fleck, bevor ich nicht weiß, dass du genügend Stoff auf Lager hast. Wie kann ich in Rotterdam arbeiten, wenn ich auf Turkey bin? »Schon klar«, sagt er. »Ich hab alles da, steckt in meiner Tasche.« Okay. Als ich dann nach Rotterdam komme, schaut mich Marshall mit todtraurigen Augen an. Katzenscheiße. Sie hatten ihm statt Heroin Katzenscheiße angedreht. Damals stammte der Stoff normalerweise aus Mexiko oder Südamerika und war braun. Braune oder beigefarbene Kristalle, die tatsächlich fast wie Katzenscheiße aussahen. Ich war stocksauer. Aber was hatte es für einen Sinn, den Boten zu killen? Diese Scheißtypen aus Surinam hatten ihm Katzenscheiße verkauft. Und wir hatten auch noch den Höchstpreis bezahlt.

    Statt uns im Studio in die Arbeit zu stürzen, mussten wir also erst mal versuchen, Stoff aufzutreiben. Das härtet zumindest ab. Es kostete uns ein paar unschöne Tage. Wenn man auf Turkey einen Deal abwickeln will, ist man nicht gerade in der stärksten Verhandlungsposition. Die Tatsache, dass wir schließlich doch wieder in der Bar von diesen Typen aus Surinam landeten, ist Beweis genug. Der Laden lag mitten im Hafenviertel, ein Ort wie aus einem Roman von Charles Dickens. Düstere Schuppen, Backsteingebäude, wie auf einem alten Gemälde. Wir beäugten den Typen hinter der Theke, den Marshall für denjenigen ausmachte, der ihm das Zeug verkauft hatte. Der hob entschuldigend die Arme und sagte: »Erwischt. Tut mir leid, Jungs.« Und dann lachten er und seine Kumpels uns an. Was soll man da machen? Gar nichts. Mund halten. Du bist auf Turkey, mein Junge.
    Bei den Stones habe ich mich für die ganzen Wartereien nie richtig entschuldigt. Also, Jungs, spielt euch ein bisschen warm, sucht schon mal nach dem richtigen Sound, ich brauch noch einen Tag. Ihr wisst ja, wie’s läuft. Bevor ich nicht in der richtigen Verfassung bin, tauche ich nicht auf.
    Den Job als unser neuer Gitarrist hatte Ronnie nicht automatisch in der Tasche, auch wenn wir beide uns damals ziemlich nahestanden. Außerdem war er immer noch bei den Faces. Wir probierten andere Gitarristen vor ihm aus: Wayne Perkins und Harvey Mandel zum Beispiel. Beides großartige Musiker, beide auf Black and Blue zu hören. Ronnie tauchte als Letzter zum Vorspielen auf, es war wirklich eine ganz knappe Entscheidung. Wir mochten Wayne nämlich sehr. Er spielte wunderbar, ein Stil, der sich nicht großartig von dem von Mick Taylor unterschied, sehr melodisch, sehr sauber. Doch dann erzählte Ronnie, er hätte Probleme bei den Faces. Die Entscheidung fiel zwischen Wayne und Ronnie. Ronnie ist ein Allrounder. Er hat jede Menge verschiedener Stilarten drauf, außerdem
hatte

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