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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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bestätigt. Der Typ war ein absolutes Arschloch, und ich glaube, sie hat sich mit ihm nur eingelassen, um mich zu ärgern. Zu dem Zeitpunkt lebte ich aber sowieso nicht mehr mit ihr zusammen. Ich kam ab und zu vorbei, um Sachen von mir abzuholen oder Marlon zu besuchen. Einmal schaute ich vorbei und sah den Typ mit Marlon spielen. Da stauchte ich ihn zusammen, er solle die Finger von Marlon lassen. Das wird ihm nicht geschmeckt haben. Ich sagte Anita, sie solle den Scheißkerl loswerden. Aber so hatte ich das auch wieder nicht gemeint.
    Marlon: Der Film Die durch die Hölle gehen war gerade im Kino gelaufen. Darin gibt es diese Russisch-Roulette-Szene. Und dieser Typ spielte das nach. Ganz finster. Er war um die siebzehn. Er sagte andauernd zu mir, er würde Keith erschießen - ein richtig fieser Typ -, und das machte mir Angst, also war ich gewissermaßen erleichtert, als er sich selbst erschoss.
    Ich erinnere mich lebhaft an den Tag. Es war der 20. Juli 1979, der zehnte Jahrestag der Mondlandung. Er war nur ein paar Monate bei uns, aber Anita war sehr selbstzerstörerisch drauf. Das war zu der Zeit, als Keith mit Lil zusammen war, also dachte sich Anita wohl, dem werd ich’s zeigen; um sich gewissermaßen an ihm zu rächen. Sie hat ganz offen mit ihm angegeben; er wurde Keith sogar vorgestellt.
    Ich sah gerade die Jubiläumssendung zur Mondlandung, als ich ein Plopp hörte. Es klang nicht mal wie ein richtiger Knall oder so, bloß wie ein Plopp. Und dann kam Anita voller Blut schreiend die Treppe runtergerannt.
    Ich hab bloß so was gesagt wie: O mein Gott, Jesus Christus. Einen kurzen Blick musste ich aber doch drauf werfen,
also ging ich hoch und sah die ganze Gehirnmasse überall an den Wänden. Und dann trafen auch schon die Bullen ein, verdammt schnell. Larry Sessler, einer von den Sessler-Jungs, war da und regelte alles, und am nächsten Morgen fuhr ich nach Paris zu Keith. Anita musste dableiben und damit fertigwerden. In der Presse gab es damals lauter Geschichten, sie sei eine Hexe und würde schwarze Messen feiern. Alles Mögliche wurde über sie behauptet.
    Es war einfach reines Pech. Ich glaube nicht, dass er sich erschießen wollte. Er war nur ein bedröhnter, zorniger siebzehnjähriger Idiot, der mit einer Pistole herumfuchtelte. Anita nahm den Schuss gar nicht richtig wahr, aber sie sagt, sie hätte so ein gurgelndes Geräusch gehört und sich umgedreht. Da sah sie, dass ihm das Blut aus dem Mund trat, nahm instinktiv die Pistole und legte sie auf den Tisch, so dass sie voll war mit ihren Fingerabdrücken. Eine Patrone in der Trommel, eine im Mund, und das war’s; das Ding war nicht mal voll geladen. Danach zogen wir ziemlich plötzlich aus dem Haus aus. Anita war jeden Tag in der Zeitung und musste sich in einem Hotel in New York verstecken.
    Als die Bullen erfuhren, was los war, wollten sie als Erstes mich verhören, aber ich war ja in Paris. Ziemlich guter Schuss, was? Mit einer Smith & Wesson von Paris aus. Und Anita? Ich würde dafür sorgen, dass sie nicht in den Knast wanderte, sobald das Interesse an meiner Person abgeflaut war. Es war das reinste Wunder, dass der Fall einfach so still und leise beigelegt wurde. Ich glaube, das hatte damit zu tun, dass der Revolver bis zur Polizei zurückverfolgt werden konnte, gekauft auf irgendeinem Waffenmarkt auf dem Parkplatz einer Polizeiwache. Plötzlich interessierte sich niemand mehr dafür. Die Sache wurde als Selbstmord zu den Akten
gelegt. Die Eltern des Jungen versuchten es mit einer Anzeige wegen Verführung Minderjähriger, aber das ließ sich nicht halten. Anita zog nach New York ins Alray Hotel und fing ein ganz neues Leben an. Abgesehen von den Besuchen bei den Kindern war das der letzte Vorhang für Anita und mich. Aus und vorbei. Aber die Erinnerungen bleiben, mein Mädchen.

Bild 10

    © Jane Ross

    KAPITEL 11

    In dem ich Patti Hansen kennenlerne. Ich verliebe mich und überlebe einen katastrophalen ersten Besuch bei ihren Eltern. Ärger mit Mick bahnt sich an. Streit mit Ronnie Wood. Nach zwanzig Jahren Funkstille nehme ich wieder Kontakt zu meinem Vater auf. Marlons Geschichte von den Gatsby-Villen auf Long Island. Hochzeit in Mexiko.
     
     
     
     
     
    M ick hing dauernd im New Yorker Studio 54 herum. Mein Ding war das nicht. Ein aufgedonnerter Disco-Club, dachte ich mir, ein Raum voller Schwuchteln in Boxershorts, die mit Champagnerflaschen vor deinem Gesicht rumwedeln. Um den ganzen Block herum standen die Leute an, eine dünne

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