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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Ich wusste ja inzwischen, dass sie ein echtes Problem hatten. Und aus vergleichbaren Situationen wusste ich auch, dass die meisten Regierungen auf der Welt keine Ahnung hatten, um was es eigentlich ging. Daher wusste ich auch, dass sich dieses Defizit ausnutzen ließe. Manchmal kann man ihre Niederlage bereits riechen, selbst wenn sie noch so viel Artillerie gegen dich in Stellung gebracht haben, und das war hier der Fall.
    Das Urteil lautete auf schuldig, aber der Richter kam zu dem Schluss: »Ich werde ihn nicht einsperren, nur weil er süchtig und reich ist.« Ich müsse auf freien Fuß gesetzt werden, damit ich meine Behandlung fortsetzen könne. Eine Auflage allerdings gab es: Ich sollte ein Konzert für Blinde geben. Sehr intelligent, dachte ich mir. Das salomonischste Urteil, das seit vielen Jahren gefällt worden war. Und es hatte mit einem blinden Mädchen zu tun, das den Stones überallhin gefolgt war. Rita, mein blinder Engel. Obwohl sie blind war, war sie uns per Anhalter zu jedem Auftritt gefolgt. Die Kleine war absolut furchtlos. Ich hatte hinter der Bühne von ihr gehört, und diese Vorstellung, wie sie da im Dunkeln den Daumen raushielt, war definitiv zu viel für mich. Also brachte ich sie mit den Fahrern unserer Trucks in Kontakt, sorgte dafür, dass sie sicher von A nach B kam und was zu essen bekam. Als ich verhaftet wurde, fragte sie sich doch tatsächlich zum Haus des Richters durch und erzählte ihm die ganze Geschichte. So kam er auf die Idee mit dem Konzert für die Blinden. Die Liebe und Hingabe von Leuten wie Rita ist etwas, das mich immer noch in Erstaunen versetzt. Und damit war die Sache gegessen, jawoll!
    Seit dem Auftritt bei Saturday Night Live 1979 hingen Lil und ich regelmäßig mit Dan Aykroyd, Bill Murray und John Belushi in ihrem
Lieblingsclub rum, der Blues Bar in New York. Belushi war einer, der immer alles übertreiben musste. Und zwar so richtig. Einmal meinte ich zu John: »Mein Vater hat immer gesagt, es ist ein Unterschied, ob man sich am Hintern kratzt oder sich den Arsch aufreißt.« John war saukomisch und gleichzeitig vollkommen verrückt. Selbst für meine Verhältnisse eine extreme Erfahrung. Ein einmaliger Fall.
    In meiner Kindheit bin ich oft zu Mick rübergegangen. Ich hatte Durst, also machte ich den Kühlschrank auf, aber da war nichts drin, außer vielleicht eine halben Tomate oder so. In dem ganzen Riesenkühlschrank. Wenn man dreißig Jahre später in Micks Apartment kommt und seinen noch riesigeren Kühlschrank aufmacht, was findet man da? Eine halbe Tomate und eine Flasche Bier. Als wir - Ronnie, Mick und ich - damals nach einer Probe in Micks Apartment abhingen, klopfte es plötzlich an der Tür, und da steht Belushi in Portiersuniform und schiebt einen Servierwagen vor sich her. Darauf gestapelt sind zwölf verdammte Schachteln mit Gefilte Fisch. Er würdigt uns keines Blickes, karrt das Ganze direkt zu Micks Kühlschrank, lädt alle zwölf Schachteln in die Fächer und sagt: »So, jetzt ist er voll.«
    In der Hochstimmung nach dem Erfolg von Some Girls und dem Prozessausgang zogen wir uns in die Compass Point Studios in Nassau auf den Bahamas zurück. Zwischen Mick und mir kam es hier und da zu leichtem Donnergrollen, das sich bald zu einem richtigen Unwetter auswachsen sollte, aber noch war es nicht so weit. Wir schrieben Songs für Emotional Rescue . Während wir damit beschäftigt waren, legte Papst Johannes Paul II. eine unvorhergesehene Zwischenlandung in Nassau ein, um sein Flugzeug auftanken zu lassen. Die Bahamas sind streng katholisch, wenigstens solange der Papst da ist, und es wurde bekanntgemacht, dass er im Fußballstadion seinen Segen spenden würde. Ich beschloss,
dass Alan Dunn, unser katholischer Road-Manager, der ein Anrecht auf den päpstlichen Segen hatte, unsere frisch aufgenommenen Bänder mit ins Stadion nehmen und gleich mit absegnen lassen sollte. Warum nicht? Man weiß ja nie. Alan kam über eine Schule an ein Ticket und schleppte die Bänder durch die brütende Hitze. Die großen Zwei-Zoll-Aufnahmebänder waren dermaßen schwer, dass die Griffe der Basttasche rissen, in der er sie beförderte. Er presste sie gegen die Brust, als der Pontifex seinen Segen über sie und Alan spendete. Zumindest bei ihm hat es gewirkt, denn er wurde ein paar Tage später auf wundersame Weise draußen auf See gerettet, als das Beiboot, in dem er und seine Freundin saßen, über das Riff hinaus in tiefes Gewässer trieb. Sein Außenbordmotor war

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