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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Lewis lustig gemacht hat. Am Anfang hat er meine Begeisterung für das Klavierspiel des »Killers« nicht gerade geteilt. »Schwuchteliges Rumgehämmere« war so ein typischer Stu-Spruch über Jerry Lee. Dann, etwa zehn Jahre später, sagte er eines Abends zu mir: »Ich muss zugeben, da gibt’s ein paar Sachen bei Jerry Lee Lewis, die haben es in sich.« Aus heiterem Himmel. Zwischen zwei Takes. Wenn das nicht Überlebensgroß ist.
    Das Thema Leben und Tod hat er nie angeschnitten, außer wenn jemand gestorben war. »Blöder Hund. Wollt’s ja nicht anders.« Als wir zum ersten Mal nach Schottland gefahren sind, hielt Stu in Glasgow an und fragte einen Passanten mit schottischem Akzent: »Wo geht’s hier zum Odeon?« - Stu, der sehr stolze Schotte aus Kent. Stu lebte ganz nach seinem eigenen Kopf. Immer in Strickjacke und Polohemd. Als wir schon in Megastadien und im Satellitenfernsehen spielten, vor Tausenden von Zuschauern, kam er immer
noch in seinen Hush Puppies auf die Bühne, mit einem Käsesandwich und einer Tasse Kaffee, die er während des Konzerts auf sein Klavier stellte.
    Ich war stinkwütend über seinen Tod, was meine normale Reaktion ist, wenn sich ein Freund oder ein geliebter Mensch vorzeitig aus dem Staub macht. Stu hat ein gewaltiges Vermächtnis hinterlassen. Chuck Leavell aus Dry Branch, Georgia, der bei den Allman Brothers spielte, war ein Protegé von Stu, er holte ihn zu den Stones. Chuck spielte erstmals auf der Tournee 1982 Orgel und Klavier für uns und war bei allen folgenden Tourneen ein fester Bestandteil. Als Stu starb, hatte Chuck schon einige Jahre mit den Stones gespielt. Wenn ich mal abkratze, was Gott verhüten möge, sagte Stu, ist Leavell euer Mann. Als er das sagte, wusste er womöglich schon, dass er krank war. Er sagte auch: »Vergesst nicht, dass Johnnie Johnson noch lebt und gut drauf ist. Er spielt immer noch in Saint Louis.« Das war alles im selben Jahr. Vielleicht hatte ihm der Arzt da schon gesagt, dass er nicht mehr viel Zeit hätte.
     
    Dirty Work kam Anfang 1986 heraus, und ich wollte unbedingt mit dem Album auf Tour. Die anderen Bandmitglieder wollten das natürlich auch. Aber Mick ließ uns in einem Brief wissen, dass er nicht auf Tour gehen würde. Er wollte seine Solokarriere vorantreiben. Nicht lange nach dem Brief zitierte ein englisches Boulevardblatt Mick mit dem Spruch, die Rolling Stones seien wie ein Mühlstein um seinen Hals. Das sagte er tatsächlich. Erstick dran, du Arsch! Klar kann man so was denken, aber es öffentlich auszusprechen, ist was ganz anderes. Damit war der Dritte Weltkrieg erklärt.
    Da die Tour flachfiel, dachte ich noch mal über Stus Bemerkung zu Johnnie Johnson nach. Johnson war ursprünglich Chuck
Berrys Pianospieler gewesen und, wenn Chuck ehrlich gewesen wäre, der Co-Autor vieler Chuck-Berry-Hits. Aber Johnson spielte nicht mehr oft in Saint Louis. Seit Chuck ihm empfohlen hatte, sich vom Acker zu machen, also vor mehr als zehn Jahren, hatte er als Busfahrer ältere Herrschaften durch die Gegend kutschiert und war fast vollkommen in Vergessenheit geraten. Es war aber nicht nur die Zusammenarbeit mit Berry, die Johnnie Johnson auszeichnete. Er war einer der besten Bluespianisten aller Zeiten.
    Als wir in Paris Dirty Work aufnahmen, besuchte uns der Schlagzeuger Steve Jordan im Studio, der dann auf dem Album für Charlie einsprang, den damals diverse stupéfiants , wie die Franzosen sagen, eine Zeit lang aus der Bahn warfen. Steve war gerade dreißig und ein sehr talentierter Allroundmusiker und Sänger. Er hatte sich eine Auszeit von seinem Job in der David Letterman Show Band genehmigt und war zu Schallplattenaufnahmen nach Paris gekommen. Davor hatte er in der Band von Saturday Night Live gespielt und war mit Belushi, Aykroyd und deren Blues Brothers Band auf Tour gewesen. Charlie hatte ihn aufgestöbert. Er hatte ihn 1978 bei Saturday Night Live gesehen.
    Aretha Franklin rief mich an. Sie war gerade mit Whoopi Goldberg bei den Dreharbeiten zu Jumpin’ Jack Flash zugange und fragte, ob ich den von ihr gesungenen Titelsong produzieren wollte. Ich erinnerte mich an einen Rat von Charlie Watts: Wenn du jemals was ohne uns machst, dann ist Steve Jordan dein Mann. Ich dachte: Okay, wenn ich für Aretha Jumpin’ Jack Flash machen soll, dann brauche ich eine Band. Ich muss wieder von vorne anfangen. Steve kannte ich ja schon, und bei der Arbeit für Arethas Soundtrack kamen wir uns noch näher. Die Session war fabelhaft. Seitdem

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