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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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überhaupt keinen Vorteil daraus! Diese Bunkermentalität wird immer schlimmer. Jetzt hat er die Mauern hochgezogen, fragt sich nur, ob er sie wieder einreißen kann.

    Ich kann nicht genau sagen, wo und wann das alles angefangen hat. Er war früher viel warmherziger. Das ist schon viele Jahre her. Im Grunde hat er sich in einen Kühlschrank verkrochen. Erst hieß die Frage: Was wollen die anderen von mir? Dann zog er den Kreis immer enger, bis schließlich auch ich draußen stand.
    Er ist immer noch mein Freund, deshalb ist das sehr schmerzvoll für mich. Er hat mir in meinem Leben wirklich reichlich Kummer bereitet. Aber er ist mein Kumpel, und ich betrachte es als mein persönliches Versagen, dass ich ihn nicht wieder auf den Boden zurückholen und ihm nicht zeigen konnte, wie viel Glück die Freundschaft bereithält.
    Wir haben zusammen viele Lebensphasen durchgestanden. Ich liebe ihn von Herzen. Aber so nahe wie am Anfang sind wir uns schon lange nicht mehr. Ich glaube, dass wir derzeit eine Achtung voreinander empfinden, der eine tiefe, verschüttete Freundschaft zugrunde liegt. Kennen Sie Mick Jagger? Klar, welchen? Er ist gleich mehrere Personen auf einmal. Er entscheidet, mit welcher man es gerade zu tun hat. Er bestimmt erst kurz vorher, ob er distanziert oder schnoddrig oder »mein Kumpel« sein will, und das klappt nie besonders gut.
    Ich glaube, in den letzten Jahren hat er erkannt, wie sehr er sich isoliert hat. Jetzt redet er manchmal sogar mit der Crew! Über Jahre hat er nicht mal ihre Namen gekannt oder sich die Mühe gemacht, sie sich zu merken. Wenn er auf Tour an Bord des Flugzeugs gegangen ist und unsere Jungs ihn mit: »Hi, Mick, wie geht’s?« begrüßten, reagierte er nicht mal. Das war bei mir, Ronnie und Charlie genauso. Er war berühmt dafür. Dabei waren wir die Leute, die es in der Hand hatten, ob er fantastisch rüberkam oder wie der letzte Arsch. So gesehen machte Mick allen das Leben schwer, und wenn er das mal nicht tat, dachte jeder, er ist krank.

    Genau in der Zeit, als er am unerträglichsten war, platzte über den Köpfen der versammelten Mannschaft die Bombe. 1983 waren wir eine prosperierende Firma. Wir hatten mit dem Präsidenten von CBS, Walter Yetnikoff, für mehr als zwanzig Millionen Dollar einen Vertrag über mehrere Alben abgeschlossen. Erst viel später erfuhr ich, dass Mick im Windschatten dieses Vertrags einen eigenen millionenschweren Vertrag für drei Soloalben ausgehandelt hatte, ohne jemandem von der Band ein Wort davon zu sagen.
    Aber scheißegal: Niemand macht den Trittbrettfahrer bei einem Rolling-Stones-Deal. Doch Mick glaubte, sich das erlauben zu können. Das war eine offene Missachtung der Band. Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte vorher davon Wind bekommen. Ich war stinksauer. Wir haben die Band nicht gegründet, damit wir uns gegenseitig das Messer in den Rücken rammen.
    Es stellte sich raus, dass alles von langer Hand geplant war. Mick war der große Star, dessen Plan für eine Solokarriere von Yetnikoff und anderen unterstützt wurde - was Mick natürlich schmeichelte und in seinen Übernahmeplänen für die Stones bestärkte. Yetnikoff ließ später verbreiten, dass jeder bei CBS der Meinung war, Mick könnte so groß werden wie Michael Jackson, und dass sie die Pläne mit Micks Billigung vorangetrieben hätten. Also war das eigentliche Ziel des Deals gewesen, auf unsere Kosten Micks Solokarriere zu lancieren.
    Ich hielt den Plan für eine Dummheit. Mick erkannte nicht, dass er mit seinem eigenen Projekt ein in der Öffentlichkeit fest verankertes Image, ein sehr fragiles Gebilde, zerstörte. Mick war als Leadsänger der Rolling Stones in einer einzigartigen Position, und er hätte sich ein bisschen genauer damit beschäftigen sollen, was das eigentlich bedeutete. Auch Mick darf sich ab und zu mal einbilden, er könnte das, was er mit den Stones macht, mit jeder x-beliebigen Band erreichen. Aber letztendlich hat er nur bewiesen,
dass es eben nicht geht. Ich kann verstehen, wenn jemand seine eingefahrenen Gleise verlassen will. Ich spiele selbst gern mit anderen Leuten und probiere was Neues aus, aber Mick wollte eigentlich nichts anderes sein als Mick Jagger ohne die Rolling Stones.
    Wie er es anpackte, war einfach nur billig. Vielleicht hätte ich es noch verstanden, wenn die Rolling Stones auf dem absteigenden Ast gewesen wären - die Ratte verlässt das sinkende Schiff. Aber Tatsache war, dass die Stones in bester Verfassung waren, und wir

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