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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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wusste ich: Wenn ich wieder mal was mache, dann mit Steve.
    Als Chuck Berry 1986 zu den ersten Musikern gehörte, die in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurden, hielt ich die
Laudatio. Zufälligerweise war die Band, die Chuck und alle anderen Musiker begleitete, die Band aus der David Letterman Show mit Steve Jordan am Schlagzeug. Später fragte mich Taylor Hackford, ob ich bei seinem Film zu Chuck Berrys sechzigstem Geburtstag als musikalischer Leiter mitarbeiten wolle. Und plötzlich fielen mir wieder Stus Worte ein: Johnnie Johnson lebt noch. Als ich über das Projekt nachdachte, stieß ich sofort auf das erste Problem: Chuck Berry hatte so lange mit wahllos zusammengewürfelten Musikern und Bands gespielt, dass er gar nicht mehr wusste, wie man mit Spitzenleuten arbeitete. Besonders nicht mit Johnnie Johnson, mit dem er seit ihrer Trennung Anfang der Siebziger nicht mehr gespielt hatte. Als Chuck ihm auf seine unnachahmliche Art gesagt hatte: Johnnie, verpiss dich! Da hatte er sich selbst anderthalb Hände abgehackt.
    Er glaubte, die Hits würden ihm nie ausgehen. Litt er etwa - obwohl er Gitarrist war - auch an LVS? Tatsächlich hatte er nach der Auflösung der Band keinen Hit mehr, abgesehen von seinem größten Erfolg überhaupt, »My Ding-a-Ling«. Go, Chuck! Mit Johnnie Johnson hatte er eine perfekte, ja himmlische Einheit gebildet. Aber: O nein, sagte Chuck, wichtig bin nur ich. Ist ja kein Problem, einen anderen Pianisten zu finden, einen billigeren obendrein. Im Grunde war er nur darauf aus, Geld zu sparen.
    Als Taylor Hackford und ich Chuck in seinem Haus in Wentzville außerhalb von Saint Louis besuchten, wartete ich bis zum zweiten Tag, bevor ich damit rausrückte. Es ging gerade um Beleuchtungsfragen, als ich beiläufig sagte: »Ist vielleicht keine gute Idee, Chuck, ich weiß ja nicht, wie ihr heute zueinander steht, aber ist eigentlich Johnnie Johnson noch in der Gegend?« Und er sagte: »Ich glaube, er wohnt in der Stadt.« Und dann stellte ich ihm die eigentlich entscheidende Frage. »Würdest du wieder mit ihm zusammen spielen?« Und Chuck antwortete: »Klar.« Ein großer Augenblick.
Ich hatte gerade Johnnie Johnson mit Chuck Berry wiedervereinigt. Jetzt waren die Möglichkeiten grenzenlos. Chuck ließ sich sofort darauf ein. Eine weise Entscheidung, denn sie bescherte ihm einen großartigen Film und eine großartige Band.
    Dann kam es zu einer peinlichen Situation, bei der ich der Gelackmeierte war. Ich wollte Charlie als Schlagzeuger für die Band. Steve hätte den Job auch gern gehabt, aber ich war der Meinung, dass er nicht ausreichend mit der Musik vertraut wäre - womit ich falschlag, aber damals kannte ich ihn noch nicht so gut. Also sagte ich zu Steve: »Danke, Kumpel, aber Charlie ist mein Mann.« Als ich Chuck später besuchte, wollte er mir unbedingt was zeigen. Er legte eine Videokassette ein und spielte mir die Jamsession im Anschluss an seine Aufnahme in die Hall of Fame vor. Der Kopf war abgeschnitten, aber ich erkannte sofort, wer da am Schlagzeug saß. Es war Steve, und er war gut. »Mann, ich mag den Schlagzeuger«, sagte Chuck. »Wer ist das? Genau den will ich.« Ich musste also Steve anrufen. »Tja, äh, möglich, das sich da doch noch was ergeben könnte.« Steve hatte jedenfalls seinen Spaß. Aber da gab’s noch eine andere kleine Geschichte, und die erzählt er am besten selbst.
    Steve Jordan: Wir hatten ausgemacht, dass wir uns alle in Keiths Haus in Ocho Rios treffen, um von dort aus Chuck am Flugplatz abzuholen. Es ist heiß, über dreißig Grad. Die Passagiere steigen aus, alle tragen Shorts oder Bikini, weil sie ja wissen, was für eine Bullenhitze sie erwartet. Und dann kommt Chuck - in Blazer, Polyester-Schlaghose und mit Aktentasche. Ein unglaubliches Bild. Später sitzen wir alle im Wohnzimmer, und das Schlagzeug wird aufgebaut, damit wir gleich loslegen können. Zusätzlich haben wir nur ein paar kleine Fender-Champs-Verstärker und einige Gitarren, können also sofort anfangen. Da fragt Chuck: »Und, wo ist
der Schlagzeuger?« Damals hatte ich Dreadlocks, ich sah aus wie Sly Dunbar. Keith sagt: »Da sitzt er. Steve. Er ist dein Schlagzeuger.« Und Chuck sagt: » Das ist mein Schlagzeuger?« Er mustert meine Dreadlocks. »Das ist nicht mein Schlagzeuger.« In dem Video, das er gesehen hatte, war mein Kopf nicht drauf, er wusste also nicht, dass ich damals Dreadlocks trug. Er dachte, ich wäre irgendein Reggae-Schlagzeuger und wollte nicht mit mir

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