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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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deshalb ist Steve mit fünfzehn abgehauen, um sich selbst in ein ziemlich abenteuerliches und toughes Leben zu stürzen. Ich lernte ihn auf Antigua kennen, wo er ein berühmtes Restaurant betrieb, in dem sich viele Musiker und Segler trafen: Pizzas in Paradise. Alle, die zu Aufnahmen in George Martins AIR Studios auf Montserrat waren, kamen nach Antigua, von daher kannte Steve viele Leute aus dem Business. Ich und die anderen wohnten meistens in Nelson’s Dockyard, ganz in der Nähe von seinem Restaurant.
    Steve und ich, wir verstanden uns auf Anhieb, ich erkannte ihn sofort als einen Seelenverwandten. Natürlich war auch er ein Ex-Knasti. Generell kann man von meinen Freunden sagen, sie haben die vornehmsten Gefängnisse überhaupt frequentiert. Steve hatten sie erst vor kurzem aus einem australischen Knast in der Botany Bay entlassen, Captain Cooks altem Landeplatz vor Sidney. Sie hatten ihn zu acht Jahren harter Arbeit verurteilt, am Schluss lief es auf dreieinhalb hinaus. Dreiundzwanzig Stunden am Tag hinter Gittern. Erstaunlich, dass er diese Hölle unbeschadet überlebt hat. Wenigstens wussten die anderen, dass er die Strafe auch für zwei Freunde absaß, die er nicht verpfiffen hatte, das machte ihm das
Leben ein bisschen leichter. Aber so ein Kerl ist er eben, ein harter, aber extrem liebenswürdiger Kerl. Und trotzdem musste er in seinem Leben eine Menge Prügel einstecken. Um drei Uhr morgens kamen einmal ein paar spanische Matrosen in seine Bar, die sich die Birne mit Crack weggeraucht hatten. Wir schließen, sagte er zu ihnen, und dafür brachten sie ihn beinahe um - tagelang im Koma, mehrere Aneurysmen, neun Zähne weg, zwei Wochen lang blind. Warum die Typen dermaßen ausrasteten? Tja, Steve teilte ihnen mit, sie sollten doch später am Abend wiederkommen, dann würde er ihnen einen ausgeben, und als er sich abwendete, hört er den einen sagen: »Ich ficke deine Mutter.« - »Irgendjemand hat es offensichtlich getan«, erwidert Steve, »und was erwartest du jetzt von mir? Soll ich dich jetzt Papa nennen oder was?« Das kam ihn teuer zu stehen.
    Als er wieder auf dem Damm war, fragte ich ihn, ob er sich nicht um mein Haus auf Jamaika kümmern wollte. Tatsächlich lebt er dort bis heute, als Sheriff der Karibik-Konferenz. Während der Arbeit an diesem Buch wollte ein mit einer Pistole bewaffneter Typ mein Haus ausrauben - Steve streckte ihn mit einer E-Gitarre nieder. Der Kerl knallte mit dem Ellbogen auf den Boden, die Pistole ging los, und die Kugel schlug ein paar Zentimeter neben Steves Schwanz ein, haarscharf vorbei an den wichtigsten Schlagadern und zur anderen Seite wieder raus. Ein glatter Durchschuss, würde man wohl sagen. Der Einbrecher wurde von der Polizei bei der Aktion erschossen.
    Einmal musste ich während unserer Proben auf Montserrat die Klinge sprechen lassen, genauer gesagt während der Aufnahmen zum Song »Mixed Emotions«. Aber hier lasse ich lieber einen unserer Techniker zu Wort kommen, der die Szene miterlebt hat. Nicht nur, um mit meinen Fähigkeiten als Messerwerfer zu glänzen (wobei ich in diesem speziellen Fall wirklich Glück hatte, tatsächlich
zu treffen), sondern um deutlich zu machen, was den roten Nebel aufsteigen lässt - zum Beispiel ein Kerl, der einfach so ins Studio reinspaziert, ohne irgendein Instrument zu spielen, ohne den geringsten Schimmer von meiner Arbeit zu haben, mir aber erzählen will, was ich an meinem Track verbessern kann. Bla, bla, bla. Nun also der Bericht des Augenzeugen:
    Mick hatte irgendeine große Nummer aus dem Musikbusiness nach Montserrat eingeladen, zu Vertragsgesprächen wegen der Tour. Anscheinend hielt sich der Typ auch für einen tollen Produzenten, denn er tauchte auf, als wir im Studiobereich standen und »Mixed Emotions« durchhörten, die erste Single. Keith war dabei, mit umgehängter Gitarre, Mick auch, alle lauschten. Als der Track zu Ende war, meinte der Typ plötzlich: »Echt toller Song, Keith, aber glaub mir, Kumpel, wenn du das Arrangement noch ein bisschen umbaust, wär er noch viel besser.« Keith lief zu seiner Arzttasche, zog sein Messer raus und schleuderte es ihm mitten zwischen die Beine. Boinggg . Wie bei Wilhelm Tell. Fantastisch! Dann sagte er: »Hör mal, Jungchen, ich hab schon Songs geschrieben, da konntest du noch nicht mal deinen beschissenen Namen schreiben. Also erzähl mir nicht, wie ich meine Songs schreiben soll.« Damit marschierte er raus. Mick musste dann die Wellen glätten, aber es war toll,

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