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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Secondary Modern landete, endete bestenfalls als Fabrikarbeiter. Dort wurde man für körperliche Arbeit ausgebildet - und das war’s. Die miesen Lehrer
waren nur dazu da, den Pöbel zu bändigen. Aber mich verschlug es nicht dorthin und auch nicht in die Grammar School, sondern quasi in die Mitte, in die sogenannte Technical School. Eine ziemlich nebulöse Bezeichnung, finde ich heute, die so ungefähr bedeutete: Du hast es zwar nicht in die Grammar School geschafft, bist aber auch nicht komplett wertlos. Erst später kapierte man, dass man von einem willkürlichen System bewertet und aussortiert wurde, von einem System, das sich, wenn überhaupt, nur sehr peripher für den ganzen Menschen interessierte. »Gut, im Unterricht ist er kein Überflieger, aber er kann wirklich gut zeichnen.« Träum weiter, Baby. Natürlich kamen sie nie auf die Idee, dass man vielleicht deshalb nicht aufpasste, weil man eh schon alles wusste.
    Doch die wirklich wichtigen Entscheidungen wurden auf dem Spielplatz getroffen. Dort tagte das Gericht der Gleichaltrigen. Sagte ich »Spielplatz«? »Schlachtfeld« wäre angemessener. Manchmal war es wirklich nicht mehr feierlich. Zwei Kerle traten ein armes Würstchen halb zu Brei, und die Leute sagten: »Ach, die lassen nur ein bisschen Dampf ab.« Da herrschte ein raues Klima, auch wenn es sich meist auf verbale Verarsche beschränkte, auf »Schwuchtel!« und dergleichen.
    Erst nach einiger Zeit hatte ich raus, wie man jemanden umhaut, statt selbst umgehauen zu werden. Im Einstecken von Schlägen war ich demnach längst Experte, als ich einmal richtig Schwein hatte und einen berüchtigten Schläger ausknockte. Ein magischer Moment. Ich war zwölf oder dreizehn. Bis vor einer Sekunde war ich das geborene Opfer, und einen geschickten Schlag später hatte ich den Obermacker der Schule gefällt! Er stolperte gegen die Steine um das kleine Blumenbeet, rutschte aus und fiel hin, und ich gleich auf ihn drauf. Wenn ich handgreiflich werde, legt sich ein roter Schleier vor meine Augen. Ich sehe überhaupt nichts mehr, aber ich weiß, wo’s langgeht. Dann gibt es keine Gnade, Mann,
dann wird blind zugeschlagen. Irgendwann packten mich die Vertrauensschüler, was für einen stilvollen Abgang sorgte. Der Sturz des Giganten! Ich weiß noch, wie überrascht ich war, als der Kerl plötzlich umkippte. Ich sehe das Blumenbeet mit der Steinumrandung noch vor mir. Er hatte keine Chance.
    Mit dem Sturz des Giganten wandelte sich die Stimmung auf dem Pausenhof. Es war, als hätte sich die gigantische Gewitterwolke über meinem Kopf plötzlich verzogen. Auf einmal war ich gefürchtet, auf einmal hatte ich keinen Stress mehr. Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, wie groß die Wolke gewesen war. Auf einmal fühlte ich mich wohl in der Schule, zum ersten und einzigen Mal. Nun konnte ich ein paar anderen Typen helfen, wie mir zuvor geholfen worden war. Zum Beispiel einem gewissen Stephen Yarde - ein hässlicher kleiner Kerl, den wir wegen seiner riesigen Füße »Boots« nannten. Stephen, das Lieblingsopfer der Schulhofschläger, wurde pausenlos verarscht und verprügelt. Ich wusste, wie es war, ständig auf die nächste Abreibung zu warten, und setzte mich für ihn ein. Ich wurde zu seinem Aufpasser. »Halt dich von Stephen Yarde fern, okay?«
    Ich wollte nicht groß und stark werden, um andere zu verprügeln. Ich wollte nur groß und stark genug sein, um den Prügeleien ein Ende zu setzen.
    Kaum war diese Last von mir abgefallen, verbesserten sich meine Leistungen an der Dartford Tech. Ich wurde sogar gelobt. Doris hat ein paar Zeugnisse aufgehoben. Erdkunde: 59%, ein gutes Ergebnis. Geschichte: 63%, recht gute Arbeit. Doch die naturwissenschaftlichen Fächer hatte der Klassenlehrer in einer Klammer zusammengefasst - das Elend war überall dasselbe - und mit der Formulierung Keinerlei Verbesserung abgestraft. Keinerlei Verbesserung in Mathematik, Physik und Chemie, und Technisches Zeichen ging noch immer über sein Begriffsvermögen hinaus . Dieses
vernichtende Urteil über meine naturwissenschaftliche Begabung erzählt die Geschichte eines großen Verrats, die Geschichte meiner Verwandlung von einem mehr oder weniger folgsamen Schüler in einen kriminellen Schulrebellen mit einer anhaltend heftigen Wut auf jegliche Form von Autorität.
    Auf einer Fotografie bin ich mit einer Bande Schuljungen und einem Lehrer zu sehen. Wir stehen vor einem Bus und lächeln in die Kamera, und ich, der elfjährige Keith in Shorts,

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