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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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statt - im schönsten Mondlicht röhrten wir über den Long Island Sound. Ab und zu brüllte einer, dann mussten wir einen Schlenker nach links oder rechts einlegen, um den Hummerkörben auszuweichen. Tags darauf schaffte Rob die Tapes nach New York, und von dort wurden sie zum Mastering nach L. A. geflogen, damit der Song schlussendlich noch auf dem Album landen konnte.
    Der Song ist auch insofern eine Ausnahme, als Pierre de Beauport neben mir und Mick als Autor aufgeführt ist.
    Aber jetzt standen wir vor einem Problem. Einem gewaltigen Problem. Jetzt sah es nämlich so aus, als würde ich drei Songs auf dem Album singen, eine nie dagewesene Situation. Mick konnte das unmöglich akzeptieren.
    Don Was: Ich war absolut der Meinung, dass Keith ein Recht auf einen dritten Song mit seinem Gesang hatte, aber davon wollte Mick nichts wissen. Sicher hat Keith keinen Schimmer, was für ein Kraftakt es war, »Thief in the Night« auf der Platte unterzubringen. Die Situation war total verfahren, keiner der beiden wollte auch nur einen Schritt zurückweichen. Wenn das so weiterging, konnten wir die Deadline vergessen, und die Tour würde ohne neues Album starten müssen. Aber einen Tag vor Ablauf der Frist hatte ich einen Traum. Ich rief Mick an und sagte: Ich versteh schon, dass du ein Problem damit hast, wenn er drei Songs singt, aber wie wäre es denn, wenn zwei davon ganz am Schluss kämen und wenn sie mehr so ineinander übergehen würden wie ein Medley, also ohne große Pause dazwischen? Dann
wäre es doch eher ein großes Keith-Ding am Ende der Platte, und die Leute, um die du dir solche Sorgen machst, die Leute, die seine Songs nicht leiden können, die könnten dann einfach nach deinem letzten Song ausschalten, aber die anderen, die auf sein Zeug stehen, die hätten noch mal ihren Keith. Und es wäre eben kein dritter Song, sondern ein Medley. Davor bauen wir eine längere Pause ein, und praktisch keine Pause zwischen den beiden Songs …
    Damit konnte er letztlich leben. Ich bin mir sicher, weder Keith noch Jane wissen, wie das gelaufen ist. Aber damit hatte Mick eben einen Ausweg, denn eigentlich ging es nur noch ums Prinzip. Und so kam es dann: Aus zwei mach eins. Der Song wurde mit »How Can I Stop« gekoppelt, einem der besten Stones-Songs überhaupt.
    »How Can I Stop« ist unglaublich - Keith ist in absoluter Topform, und dazu Wayne Shorter, was für eine Kombination … Wayne Shorter bläst so vor sich hin, und am Schluss sind wir bei Coltrane, »A Love Supreme«. Ein ganz besonderer Moment, eine magische Session, zehn Leute oder so legten gleichzeitig los. Das Ding kommt ganz ohne Overdubs aus, es hat sich einfach so ergeben. Noch dazu war das die letzte Nacht im Studio, Charlie war auf dem Sprung, es ging zu Ende. Wir nahmen den letzten Track für die Platte auf, am nächsten Morgen wurden die Instrumente abgebaut. Draußen auf der Straße wartete schon ein Wagen für Charlie, und ganz am Schluss holte er noch mal zum großen Tusch aus, nach dem Motto, das war’s, das war der letzte Take. Ein letztes großes Hurra. Angesichts der Stimmung konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie jemals wieder ein Album machen würden. Für mich war »How Can I Stop« die Coda, der Ausklang, das Letzte, was die Stones jemals
aufnehmen würden - und was für ein Abschluss! Wie soll man wieder aufhören, wenn man einmal angefangen hat? Na ja, man hört einfach auf.

Bild 12

    © Peter Paakvis/Getty Images

    KAPITEL 13

    In dem ich mit den Wingless Angels in Jamaika aufnehme. Wir richten ein Studio in meinem Haus in Connecticut ein, in dessen Bibliothek ich mir ein paar Rippen breche. Ein Rezept für Würstchen mit Kartoffelbrei, eine verkaterte Safari in Afrika. Jagger wird zum Ritter geschlagen, wir arbeiten und schreiben wieder zusammen. Paul McCartney kommt den Strand runtergelaufen. Ich stürze von einem Ast und haue mir den Schädel an. Eine Gehirnoperation in Neuseeland. Fluch der Karibik, die Asche meines Vaters und Doris’ letzte Rezension.
     
     
     
    T hanksgiving 1995, gut zwanzig Jahre, nachdem ich zum ersten Mal mit Rastafaris musiziert hatte, kehrte ich nach Jamaika zurück. Ich hatte Rob Fraboni mit seiner Frau zu uns eingeladen, denn auch Rob hatte 1973 die Rastatruppe kennengelernt, also praktisch zur gleichen Zeit wie ich. Tja, Frabonis Urlaub war schon am ersten Tag gelaufen - wie sich rausstellte, waren alle überlebenden Mitglieder der alten Gang vor Ort und verfügbar. Eine seltene Gelegenheit -

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