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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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Schon ein paar Wochen später. In der Folge schrieben wir einen Haufen zuckersüßer, alberner Liebeslieder, lauter Mädelskram, aus dem nichts wurde. Wir lieferten die Songs bei Andrew ab, und zu unserem Erstaunen brachte er die meisten bei anderen Künstlern unter, die sie dann aufnahmen. Mick und ich weigerten uns, diesen Müll bei den Stones abzuladen. Die hätten uns ja ausgelacht. Andrew wartete bloß darauf, dass uns »The Last Time« einfiel.
    Das Songwriting wurde nebenbei erledigt. Oft klappte es nur nach den Shows. Unterwegs war nicht daran zu denken. Stu, unser Fahrer, kannte keine Gnade. Wir hockten hinten im Volkswagen wie in einer Konservendose, es gab nur ein Fenster, und unter uns röhrte der Motor. Die Ausrüstung, die ganzen Verstärker, Mikrofonständer und Gitarren hatten oberste Priorität. Erst wenn alles verladen war, hieß es: »Zwängt euch rein!« Irgendwie brachte man alle unter. Für eine Pinkelpause anhalten? Vergiss es. Stu überhörte uns einfach. Schon damals, seiner Zeit vierzig Jahre voraus, hatte er ein riesiges Stereogerät vorne in der Fahrerkabine, zwei fette JBLs direkt neben den Ohren. Wie ein Gefängnis auf Rädern.
     
    Die Ronettes waren die heißeste Girlgroup der Welt, und Anfang 1963 veröffentlichten sie einen der besten Songs aller Zeiten, eine Phil-Spector-Produktion: »Be My Baby«. Auf unserer zweiten UK-Tour waren wir mit ihnen unterwegs, und ich verguckte mich in die Leadsängerin Ronnie Bennett. Sie war zwanzig und etwas ganz Besonderes. Eine außergewöhnliche Stimme und Erscheinung, ein
außergewöhnlicher Mensch. Ich verliebte mich ganz still und leise in sie, und sie verliebte sich in mich. Wir waren beide sehr schüchtern, es wurde kaum geredet, aber es war Liebe, kein Zweifel. Wir mussten unsere Beziehung unter der Decke halten, denn Phil Spector war - und blieb, bekanntermaßen - ein abartig eifersüchtiger Mann. Ronnie musste immer auf ihrem Zimmer sein, da er jederzeit anrufen konnte. Ich glaube, er bekam bald Wind von der Sache. Er klingelte bei den Leuten an, um ihnen zu sagen, dass Ronnie nach den Shows niemanden treffen durfte. Unterdessen machte sich Mick an ihre Schwester Estelle heran, die weniger streng beaufsichtigt wurde.
    Die Mädchen kamen aus einer riesigen Familie. Ihre Mutter hatte sechs Schwestern und sieben Brüder und lebte in Spanish Harlem. Mit vierzehn Jahren hatte Ronnie erstmals die Bühne des Apollo betreten. Später erzählte sie mir, Phils Geheimratsecken hätten ihm viel Kopfzerbrechen bereitet. Meine opulente Mähne sei ihm daher ziemlich auf die Nerven gegangen. Seine chronische Unsicherheit führte zu absurden Maßnahmen. 1968 heiratete er Ronnie und sperrte sie daraufhin in seiner kalifornischen Villa ein. Sie kam kaum aus dem Haus, durfte nicht singen, keine Platten aufnehmen oder Konzerte geben. In ihren Memoiren erzählt sie, wie Phil sie einmal in den Keller führte. Dort stand ein goldener Sarg mit gläsernem Deckel - in dem würde sie landen, wenn sie seine Regeln missachtete. Schon in jungen Jahren hatte Ronnie eine Menge Mumm. Ich weiß noch, wie sie einmal in den Gold Star Studios ihren Part eingesungen hat: »Halt den Mund, Phil, ich weiß, wie das geht!« Aber Phils eisernem Griff entkam sie trotzdem nicht.
    Auch Ronnie erinnert sich an unsere gemeinsame Tour.
    Ronnie Spector: Keith und ich ergaunerten uns ein bisschen gemeinsame Zeit. Auf dieser Tour durch England war
es einmal so neblig, dass der Bus unmöglich weiterfahren konnte. Wir stiegen aus und liefen rüber zu einem kleinen Cottage. Eine ältere Dame kam an die Tür, sie war ziemlich kräftig und unglaublich nett. Ich meinte: »Hi, ich bin Ronnie von den Ronettes«, und Keith sagte: »Ich bin Keith Richards von den Rolling Stones. Wir sind mit dem Bus stecken geblieben, weil wir kaum die Hand vor Augen sehen können …« Und sie: »Na, so was! Kommt rein, Kinder, und macht es euch gemütlich!« Sie servierte Scones und Tee und gab uns sogar noch was mit, für die anderen. Wenn ich ehrlich bin, waren das die glücklichsten Tage meiner gesamten Karriere.
    Wir waren zwanzig und verliebt. Du hörst einen Song wie »Be My Baby«, und auf einmal bist du das Baby - Wahnsinn, was? Aber da keiner davon erfahren durfte, war es irgendwie auch schrecklich. Es lag an den Hormonen. Und am gegenseitigen Verständnis. Wir machten uns das zwar nicht richtig klar, aber wir bekamen beide zu spüren, dass wir von einer Welle des Erfolgs mitgerissen wurden, dass andere

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