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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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gab es auch Conférenciers und Leute aus dem Showgeschäft, die uns feindselig gegenüberstanden, aber sie behandelten uns nicht wie eine beschissene Zirkusnummer, wie die King Sisters mit ihren Turmfrisuren oder Zirkuselefanten, die Männchen machten. Guter alter Dino. Er war ein ziemlich lustiger Bursche, auch wenn er nicht mitgekriegt hatte, dass die Wachablösung schon im Gange war.
    Dann ging’s nach Texas zu weiteren Freak-Show-Auftritten, unter anderem beim San Antonio State Fair, wo wir neben einem Wasserbecken voller Seehunde spielten, die Kunststückchen aufführten. Dort habe ich Bobby Keys kennengelernt, den großen Saxofonisten,
einer meiner engsten Freunde (die Zeitpunkte unserer Geburt liegen nur wenige Stunden auseinander). Eine Seele des Rock’n’Roll, ein aufrechter Mann, aber auch ein verwahrloster Irrer. Der andere bei der Show war George Jones. Als er und seine Jungs die Bühne betraten, wehten Tumbleweeds bei Fuß hinter ihnen her, als wäre das Zeug so etwas wie ein Haustier. Überall Staub, eine Horde Cowboys. Aber als George dann loslegte, fiel uns die Kinnlade runter, da war ein Meister am Werk.
    Wenn du etwas über die Größe von Texas wissen willst, musst du Bobby Keys fragen. Hat mich dreißig Jahre gekostet, um ihn davon zu überzeugen, dass Texas eigentlich nur ein gigantischer Landraub von Sam Houston und Stephen Austin gewesen war. »Ausgeschlossen! Unverschämtheit!« Sein Gesicht lief rot an. Also habe ich ihm ein paar Bücher gegeben, wo drinsteht, was zwischen Texas und Mexiko tatsächlich vorgefallen ist. Sechs Monate später sagt er: »Hmmm, an der Sache scheint was dran zu sein.« Das Gefühl kenne ich, Bob. Ich habe auch mal geglaubt, dass Scotland Yard eine blütenweiße Weste hat.
    Die Geschichte unserer ersten Begegnung ist eine texanische Geschichte. Also soll Bobby Keys sie erzählen. Er schmeichelt mir, aber in diesem Fall war ich einverstanden.
    Bobby Keys: Persönlich kennengelernt habe ich Keith Richards in San Antonio, Texas. Ich war extrem voreingenommen gegenüber dem Mann. Die Stones hatten einen Song aufgenommen, »Not Fade Away«, von einem Burschen namens Buddy Holly, der aus Lubbock in Texas stammte, genau wie ich. Ich sagte: »Hey, das ist Buddys Song. Was fällt diesen Teiggesichtern mit ihrer komischen Sprache und ihren dünnen Beinchen ein, hier rüberzukommen und mit Buddys Song abzusahnen? Die kriegen einen Tritt in den
Arsch von mir!« Ich machte mir nicht viel aus den Beatles. Insgeheim mochte ich sie irgendwie, aber diese Typen hatten alle kein Saxofon in der Band! Scheiße, ich sah mich schon den Rest meines Lebens diesen Tijuana-Brass-Müll spielen. Und mein erster Gedanke war beileibe nicht: »Klasse, wir treten in derselben Show auf.« Ich war in der Band von Bobby Vee, der zu der Zeit mit »Rubber Ball« einen Hit hatte (»I keep bouncing back to you«). Wir waren die Stars der Show, bis SIE auftraten, danach waren sie die Stars. Und das in Texas, Mann. Das war mein Revier.
    Wir wohnten alle in demselben Hotel in San Antonio. Sie waren draußen auf dem Balkon, Brian und Keith, ich glaube, Mick war auch dabei. Ich ging raus und hörte ein bisschen zu, und was da draußen abging, war, meiner bescheidenen Meinung nach, echter Rock’n’Roll. Und ich kannte mich aus, schließlich war er in Texas erfunden worden, und ich war bei seiner Geburt dabei gewesen. Die Band war wirklich gut, und sie spielten »Not Fade Away« tatsächlich besser, als Buddy Holly es jemals getan hatte. Ich hab das weder ihnen noch sonst wem gesagt. Also fragte ich mich, ob mein erstes Urteil nicht doch ein wenig harsch gewesen war. Am nächsten Tag spielten wir, glaube ich, drei Shows zusammen, und nach der dritten war ich bei ihnen in der Garderobe, und sie redeten über die amerikanischen Künstler und dass die vor jedem Auftritt die Klamotten wechselten.
    Dasselbe taten wir auch. Wir gingen im schwarzen Mohair-Anzug, mit weißem Hemd und Krawatte auf die Bühne, was natürlich idiotisch war, weil es draußen ungefähr fünfhundert Grad hatte, Hochsommer in San Antonio. Einer von ihnen sagte: »Warum wechseln wir nicht auch unsere Klamotten?« Und ein anderer: »Klar, gute Idee.« Ich dachte,
jetzt holen sie ein paar Anzüge und Krawatten raus, aber sie wechselten nur die Klamotten untereinander. Ich fand das ziemlich cool.
    Man muss sich das vor Augen halten: 1964 galt im amerikanischen Rock’n’Roll als Standard, was wir den Leuten boten, Mohair-Anzug und Krawatte,

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