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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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bis auf Platz eins. Ich bin mir absolut sicher, dass unsere Arbeit Berry Gordy bei Motown half, seine Musik unter die Leute zu bringen, und ganz sicher regenerierte sich dadurch auch der Chicago Blues.
    Ich hatte schon damals immer ein Notizbuch für Entwürfe und Ideen zu Songs dabei. Darin habe ich Folgendes notiert:
    JUKE JOINT … ALABAMA? GEORGIA?
    Endlich bin ich in meinem Element! Auf der mit Leuchtfarben bemalten Bühne powert eine Band unter Vollgas, die Leute auf der Tanzfläche formen eine wogende, schwitzende Masse, und hinten auf dem Feuer brutzeln die Rippchen. Das Einzige, was mich von der Menge unterscheidet, ist meine weiße Haut ! Herrlich, niemand nimmt Notiz davon. Ich werde akzeptiert. Ich fühle mich aufgenommen. Ich bin im Paradies.
    Die meisten Städte - das weiße Nashville zum Beispiel - waren ab zehn Uhr abends Geisterstädte. Wir arbeiteten mit Schwarzen zusammen, den Vibrations mit Don Bradley (ich glaube, so hieß er). Eine fantastische Truppe, die konnten einfach alles. Die schlugen Purzelbäume, während sie spielten. »Was macht ihr nach der Show?« Das war praktisch eine Einladung. Also, rein ins Taxi, rüber auf die andere Seite der Bahngleise, und da ging dann die Post ab. Es gab klasse Essen, alle rockten, alle ließen es krachen, der Kontrast zum weißen Teil der Stadt hätte nicht größer sein können, das wird mir immer in Erinnerung bleiben. Rippchen, Alkohol, Rauch. Und Big Mamas, die uns aus irgendeinem Grund immer für zerbrechliche Bürschchen hielten. Also fingen sie an, uns zu bemuttern - was mir recht war. Ich aalte mich zwischen zwei enormen Brüsten … »Na, mein Junge, wie wär’s mit einer kleinen Massage?« - »Okay, Mama , alles was du willst.« Alles locker und unkompliziert. Man wachte in einem Haus voller Schwarzer auf, die so unglaublich freundlich zu dir waren, dass man es kaum glauben konnte. Ich meine, verdammt, warum konnte das zu Hause nicht auch so sein? Du wachst auf, hey, wo bin ich hier? Und da steht diese Big Mama , und du liegst mit ihrer Tochter in der Kiste, und dann kriegst du auch noch Frühstück ans Bett gebracht.

    Das erste Mal, dass ich in die Mündung eines Revolvers blickte, war in der Herrentoilette vom Civic Auditorium in Omaha, Nebraska, wenn ich mich recht erinnere. Ein großer grauhaariger Cop zielte auf mich. Das geschah während des Soundchecks, ich war mit Brian im Backstage-Bereich. Damals tranken wir meistens Scotch mit Cola. Egal, jedenfalls folgten wir dem Ruf der Natur und gingen mit den Pappbechern in der Hand zum Pinkeln. Wir schlugen gerade fröhlich unser Wasser ab, als hinter uns die Tür aufschlug. »Okay, langsam umdrehen«, keuchte eine Stimme. »Verpiss dich!«, sagte Brian. »Sofort!«, keuchte es. Wir schüttelten die letzten Tropfen ab und drehten uns um. Ein massiger Bulle mit einem riesigen Revolver in der riesigen Faust fixierte uns mit bedrohlichem Blick. Stumm starrten Brian und ich in das schwarze Loch. »Das ist ein öffentliches Gebäude. Alkoholische Getränke sind verboten. Sie werden den Inhalt Ihrer Becher in das Toilettenbecken kippen. Sofort! Und keine hastigen Bewegungen. Also, los.« Brian und ich fingen an zu lachen, taten aber trotzdem wie befohlen. Er war schließlich im Vorteil. Brian sagte was von wegen Repression und Überreaktion, was den alten Sack so in Rage brachte, dass der Lauf seiner Kanone anfing zu zittern. Also erklärten wir, wir wären fremd in der Stadt, keine Ahnung, dass das hier verboten sei, worauf er uns anbellte, dass Unwissenheit nicht vor Strafe schützte. Ich wolle schon fragen, woher er überhaupt wissen wolle, dass das in den Bechern Alkohol sei, besann mich aber eines Besseren. In der Garderobe stand noch eine Flasche.
    Kurz danach kaufte ich mir eine Smith & Wesson, Kaliber.38 Special. Das war der Wilde Westen, und das ist er immer noch! Ich erwarb das Ding für fünfundzwanzig Dollar in einer Fernfahrerkneipe, plus Munition. So begann meine gesetzeswidrige Liaison mit jener ehrwürdigen Firma. Wobei mein Name nicht in ihrer Kundenkartei auftaucht.

    Viele von den Typen, mit denen wir unterwegs waren, hatten Knarren. Das waren oft knallharte Burschen. Ich erinnere mich an Blut, das unter Garderobentüren in den Gang lief und signalisierte, dass da eine Schlägerei im Gange war, mit der man besser nichts zu tun haben wollte. Der größte Horror war jedoch immer, wenn die Bullen auftauchten. Besonders backstage. Mann, du hättest sehen sollen, wie schnell da manche

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