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Life - Richards, K: Life - Life

Titel: Life - Richards, K: Life - Life Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Richards
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sehen. Ich erkundigte mich bei Freunden - wo wohnt der Hurensohn? Bill Chenail hieß er, sogar daran kann ich mich erinnern. Ein sogenannter Dichter, ein erbärmlicher Knilch, der gerade ziemlich angesagt war, weil er die Dylan-Schiene fuhr. Spielen konnte der gar nichts. Ein typischer Möchtegern, ein pseudocooler Typ. Ich lauerte meiner Verflossenen ein paarmal auf, aber ich weiß noch, dass ich mich dabei immer fragte: Was soll ich überhaupt sagen? Die Konfrontation mit dem Rivalen - das hatte ich noch nicht raus. Wie stellte man so was an? Und wo? In einem Wimpy-Burgerladen? Oder einem Bistro? Einmal marschierte ich sogar zu ihrem gemeinsamen Unterschlupf in Chelsea, eigentlich fast schon in Fulham, und postierte mich draußen auf der Straße. (Das ist immerhin eine Liebesgeschichte.) Ich sah die beiden wie »silhouettes on the shade«. Und dann stahl ich mich davon, »like a thief in the night«.
    Das hat richtig weh getan, zum ersten Mal. Aber als Songwriter hat man immer einen Trost, selbst wenn es noch so bitter ist - man kann darüber schreiben, man kann die ganze Scheiße rauslassen. Alles hängt mit allem zusammen, nichts steht für sich. Irgendwie entwickelt sich eine Erfahrung, ein Gefühl, vielleicht ein Sammelsurium von Erfahrungen. Im Grunde ist Linda »Ruby Tuesday«.
    Aber noch war unsere Geschichte nicht zu Ende. Nach unserer Trennung ging es steil bergab mit ihr. Auf die Tuinalkapseln folgte härteres Zeug. Kurz darauf war sie wieder in New York bei Jimi Hendrix, der ihr das Herz brach, wie sie meins gebrochen hatte. Ihre Freunde sind sich jedenfalls einig, dass sie ihn sehr geliebt hat. Unterdessen war mir klar, dass sie professionelle Hilfe brauchte. Langsam wurde es wirklich brenzlig, was sie später sogar selbst
zugab. Aber ich konnte ihr nicht helfen, meine Brücken zu ihr waren abgebrochen. Also ging ich zu ihren Eltern und gab ihnen sämtliche Telefonnummern und Adressen, wo sie Linda finden konnten. »Hey, Ihrer Tochter geht’s wirklich schlecht. Auch wenn sie selbst anderer Meinung ist, Sie müssen was tun. Ich kann das nicht, mich will sie nicht sehen. Nach dieser Aktion erst recht nicht mehr, aber Sie müssen handeln, und zwar jetzt. Ich bin ab morgen wieder auf Tour.« Lindas Vater flog nach New York, spürte sie in einem Nachtclub auf und brachte sie zurück nach England. Dort entzog man ihr den Pass und stellte sie unter gerichtliche Vormundschaft. Natürlich war ich in ihren Augen der letzte Verräter. Jahrelang sprachen wir nicht mehr miteinander, erst viele Jahre später begegneten wir uns wieder. Auch danach schrammte sie noch ein paarmal knapp am Totalabsturz vorbei, aber sie überlebte, erholte sich, und heute lebt sie mit ihrer Familie in New Orleans.
    An einem unserer seltenen freien Tage zwischen zwei Tourneen fuhr ich nach West Sussex und kaufte ein Haus in der Nähe des Chichester Harbour: Redlands. Das Haus, das ich bis heute besitze, das Haus, in dem wir von den Bullen hochgenommen wurden, das Haus, das zweimal abgebrannt ist, das Haus, das ich immer noch liebe. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ein eher kleines, reetgedecktes Haus mit einem Graben drumherum. Ich war eher aus Zufall darauf gestoßen, als ich mir interessante Objekte aus einem Katalog anschauen wollte. »Ach ja, kaufe ich mir doch mal ein Haus!« Einmal falsch abgebogen, und ich fuhr die Einfahrt zu Redlands hinauf. Ein Typ trat aus der Tür, ein wirklich netter Kerl, und sagte: »Hallo?« Und ich: »Tut mir leid, bin falsch abgebogen.« »Ja, Sie müssen nach Fishbourne runter, aber sagen Sie mal, sind Sie vielleicht auf der Suche nach einem Haus?« Der Kerl war ein echtes Original, ein ehemaliger Commodore der Royal Navy. »Ja«, sagte ich. »Tja, wir haben noch kein Schild aufgestellt, aber das
Haus steht zum Verkauf.« Ich starrte ihn an. Wie viel? Denn ich hatte mich sofort in Redlands verliebt. Ich meine, wer würde sich dieses Schmuckstück schon entgehen lassen? Es war unglaublich idyllisch, einfach ideal. »Zwanzig Riesen«, sagte er. Es war ein Uhr nachmittags, die Banken hatten bis drei offen. »Sind Sie heute Abend hier?« - »Selbstverständlich«, antwortete er. »Wenn ich Ihnen die zwanzig Riesen vorbeibringe, können wir die Sache dann unter Dach und Fach bringen?« Ich raste also nach London, schaffte es gerade so zur Bank und besorgte die Kohle - zwanzig Riesen in einer braunen Papiertüte. Am Abend saß ich in Redlands vor dem Kamin, setzte meine Unterschrift unter den Vertrag und

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