Light & Darkness
daran beteiligt war, kann ich mich nicht mehr aus der Sache herausreden.« Mit seinen Fingern zeichnete er die Konturen ihres Kiefers nach. »Lass uns zum Dämonenkonsulat gehen, dort haben sie Anwälte für genau diese Fälle. Wenn ich ehrlich bin, kann ich den Rat womöglich davon überzeugen, dass das alles nichts mit mir zu tun hatte und dass es der Plan der Censio war.«
Es widerstrebte Light dem Rat mitzuteilen, dass Dante gegen seine Auflagen verstoßen hatte, aber auf keinen Fall wollte sie das Risiko eingehen, dass ihre Verschwiegenheit einen falschen Eindruck erweckte. »Lass uns dem Konsulat einen Besuch abstatten.«
Blutverschmiert und mit zerrissener Kleidung standen Light und Dante vor der Botschaft für Dämonen. Es war früher Abend und Laternen beleuchteten den schmalen Eingang. Das Gebäude befand sich schon seit Jahrzehnten im Besitz der Dämonen und wirkte zwischen all den modernen Bauten deplatziert. Dörre Pflanzen rankten sich über die alten Backsteinmauern, die an manchen Stellen von Metallstangen gestützt wurden, und Moos bedeckte das komplette Dach.
»Ob überhaupt jemand hier ist?«, fragte Light. Ihr Blick glitt über die verdunkelten Fenster. Sie zitterte am ganzen Körper. Irgendwann während ihres Aufenthalts bei den Censio waren ihr Pullover und auch ihre Jacke abhandengekommen, so dass sie nur ein T-Shirt am Leib trug, das die Kälte nicht abwenden konnte.
»Es muss jemand da sein, es ist ein Konsulat.«
»Es ist Weihnachten.«
»Das spielt keine Rolle.« Dante zog sie näher an sich, um sie zu wärmen. »Das Konsulat muss jedem Dämon zu jeder Zeit Schutz und Sicherheit gewähren. Ohne Ausnahme.« Entschlossen nickte er, bevor er die Stufen zum Eingang erklomm. Obwohl es eine Klingel gab, benutzt er den alten Türklopfer, der die Form eines kupfernen Löwenkopfs hatte. Das Maul des Raubtiers war weit aufgerissen und ein schwerer Ring lagerte zwischen seinen Zähnen.
Light hauchte sich warmen Atem in die Hände, während sie darauf wartete, dass ihnen jemand öffnete. Es dauerte nicht lange und die Tür wurde aufgezogen. Ein Mann Ende zwanzig trat zwischen die Pfosten. Er trug einen weihnachtlichen Pullover in den Farben grün und rot und war zweifellos ein Dämon. Seine dunklen Augen wanderten zwischen ihr und Dante umher und sein fröhlicher Gesichtsausdruck wich einem ernsten.
»Wir brauchen eure Hilfe«, sagte Dante geradewegs heraus. »Wir waren mit Freunden –«
»Kommt rein, es ist viel zu kalt«, unterbrach der Dämon Dante und deutete ihnen einzutreten.
»Danke«, murmelte Light im Vorbeigehen, als sie den mit Marmorfliesen ausgelegten Eingangsbereich betrat. Eine glühende Wärme, wie sie nur ein echtes Feuer erzeugen konnte, kroch in ihre Glieder. Am Ende des Raumes, unter einer Wendeltreppe, die in den ersten Stock führte, loderten Flammen in einen Kamin. Davor standen zwei Sessel und der Dämon deutete ihnen, darauf Platz zu nehmen.
»Ich bin Clay, der vorsitzende Dämon des Konsulats«, stellte er sich vor.
»Ich bin Dante und das –«
Wieder schnitt Clay ihm das Wort ab. »Ich weiß, wer ihr seid. Dante Leroy und Light Adam. Glaubt nicht, dass euer Fall dem Konsulat unbemerkt geblieben ist. Wir wissen, an welche Delegierten unsere Leute vermittelt werden.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich hole euch etwas Frisches zum Anziehen, Decken und etwas Warmes zu trinken, dann könnt ihr mir erzählen, was passiert ist.« Ohne auf eine Reaktion zu warten, drehte er auf dem Absatz um und verschwand in einem Flur neben der Treppe.
»Er ist gut informiert«, bemerkte Light und streckte ihre gefrorenen Finger in Richtung Feuer.
»Das ist sein Job.« Dante rutschte mit seinem Sessel näher an sie heran. Schweigend saßen sie nebeneinander und beobachteten die tänzelnden Flammen, wie sie sich die Mauer emporschlängelten. »Was macht deine Schulter?«
»Der geht es gut«, log Light und beugte sich nach vorne, um ihn zu küssen. Noch bevor sich ihre Lippen berührten, war hinter ihnen ein vernehmliches Räuspern zu hören. Light zog ihren Kopf zurück und erblickte einen Mann Mitte vierzig, der ein Tablett in den Händen hielt. Seine schwarzen, grau melierten Haare hatte er nach hinten gekämmt. Eine Strähne fiel ihm ins Gesicht, als er sich nach vorne beugte, um zwei Teetassen abzustellen. »Ich bin Samuel, Clays Delegierter«, stellte er sich vor, das Tablett an seine Brust gedrückt. »Ihr zwei seht gar nicht gut aus.« Er musterte ihre zerschlissene
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