Light & Darkness
Kleidung und das Blut in ihren Haaren.
»Ich bin Da–«
»Ich weiß, wer ihr seid«, sagte Samuel, als wäre dies selbstverständlich. »Wir im Konsulat sind mit eurem Fall sehr gut vertraut. Übermorgen ist die Revisionsveranstaltung, nicht wahr?« Light nippte an ihrem Tee, um nicht antworten zu müssen, aber wie es schien, erwartete Samuel das auch gar nicht. Ungehalten redete er weiter: »Euer Fall ist wirklich ein Streitpunkt in unserem Konsulat.«
»Ach ja?« Interessiert zog Dante eine Braue in die Höhe. »Streit worüber?«
Samuel setzte sich auf den kleinen Tisch und schlug die Beine übereinander. Diese Geste ließ ihn sehr jung wirken. »Weniger ein Streit als vielmehr eine Diskussion. Wir vom Dämonenkonsulat sind schon seit Jahren dafür, dass die Regelung, die Menschen und paranormale Bürger geschlechtlich separiert, aufgehoben wird. Es ist eine sehr sexistische Einstellung. Man kann Freundschaft nicht am Geschlecht fest machen und auch das ›Problem‹«, er setzte das Wort in Anführungszeichen, »einer möglichen Beziehung wird dadurch nicht behoben.«
»Sam, hör auf sie mit deiner Politik zu nerven.« Clay kam mit einem Stapel Decken in den Händen zurück und ein paar alte Klamotten hingen über seiner Schulter.
»Ich erzähle ihnen nur von der Idee für den neuen Gesetzesentwurf.«
»Sehen die beiden so aus, als würde sie das interessieren?« Ungläubig schüttelte Clay den Kopf und reichte ihnen die Klamotten. »Den Flur entlang, die zweite Tür rechts, dort könnt ihr euch gerne umziehen, danach können wir reden.« Light bedankte sich und schlich hinter Dante den Flur entlang. Das Zimmer, in das Clay sie geschickt hatte, war wider Erwarten kein Büro, sondern ein Schlafzimmer mit angrenzendem Bad.
»Was hältst du von den beiden?«, fragte Dante und streifte sich das zerfetzte T-Shirt vom Leib.
»Ich weiß nicht.« Light schaltete das Licht im Badezimmer ein und befeuchtete zwei Handtücher mit Wasser. »Ich habe noch nie von ihnen gehört. Aber um ehrlich zu sein, es macht mir etwas Sorgen, dass Samuel gesehen hat, wie wir uns fast geküsst hätten.«
»Darüber machst du dir Sorgen!? Du bist gerade vor weniger als einer Stunde nur knapp dem Tod entkommen!« Dante nahm das Handtuch entgegen, das sie ihm reichte und begann damit, das Blut von seinem Körper zu wischen.
Light säuberte ihre Arme. »Ich habe einfach Angst, dass er uns verrät.«
»Das wird er nicht.« Dante wischte sich ein letztes Mal über den Hals, ehe er das Handtuch auf den Boden warf und sein Hemd anzog. »Ich hab seine und Clays Aura gesehen und sie werden dem Rat nichts erzählen. Vertrau mir.«
»Ich …« Light streifte sich das T-Shirt über und schlüpfte in den weiten Pullover, den sie von Clay hatte. »Ich vertraue dir, aber ganz wohl ist mir nicht.«
»Clay und Samuel werden uns helfen«, sagte Dante voller Überzeugung. Er nahm ihre Hände in seine und zog sie an sich. Seine Nähe wirkte auf Light wie ein Balsam, der ihre angespannten Nerven beruhigte. »Wir gehen da jetzt raus und erzählen ihnen alles über die Censio, Crispin und Sermon. Wir stehen das zusammen durch, hast du gehört?«
Light nickte und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Trotz ihrer Unsicherheit wusste sie, dass das dämonische Konsulat ihre einzige Chance war, um Dante davor zu schützen, in eine Strafkolonie verfrachtet zu werden.
Kurze Zeit später saßen sie mit Clay und Samuel an einem Tisch in einer Art Wohnküche und erzählten ihnen, was passiert war. Dabei ließen sie nichts aus. Sie berichteten von Crispins Tod und wie sie Valix überrumpelt hatten. Samuel – den sie Sam nennen durften – rief sofort einen Anwalt an und verständigte Ratsmitglieder, von denen er wusste, dass sie gewillt waren, mit dem Dämonenkonsulat zu kooperieren.
»Ich glaube nicht, dass dieser Überfall als ein Bruch deiner Bewährungsauflagen angesehen wird«, verkündete Clay schließlich zuversichtlich und klappte sein Handy zusammen. »Der Rat ist froh darüber, dass ihr kooperiert. Sie schicken gerade einen Trupp mit Durchsuchungsbefehl zu dem Versteck der Censio. Allerdings wird es noch ein paar Tage dauern, bis wir wissen, was los ist. Über die Feiertage sind viele der Mitglieder im Urlaub oder bei ihrer Familie zu Besuch.« Clay setzte sich neben Sam an den Tisch. Stille trat ein und die beiden wechselten einen bedeutungsvollen Blick. Sam zuckte mit den Schultern und Clay rollte mit den Augen, als wäre es eine
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