Light & Darkness
Ehren.«
»Wenn es vonseiten des Klägers und Angeklagten keine Einwände gibt, würde ich gerne Light Adam in den Zeugenstand rufen.« Aus dem Augenwinkel sah Light, wie ihre Eltern den Kopf schüttelten und auch Mr Bennett hatte keine Einwände. »Light Adam«, sagte der Richter und deutete auf einem Stuhl neben sich. »Bitte treten Sie in den Zeugenstand.«
Light löste ihre feuchten Händen, die das Holz der Sitzbank umklammert hatten, und nahm auf dem Stuhl neben dem Richter Platz. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie aufblickte und in die Augen von hundert Fremden starrte. Einige von ihnen waren Menschen, sie hatten ihre Mäntel um ihre Körper geschlungen oder auf ihrem Schoß liegen, andere Besucher hingegen waren eindeutig Wesen. Neben Clay und Dante war mindestens ein weiterer Dämon im Saal. Light entdeckte auch zwei Feen und eine Nixe, deren Haar so blau war wie der Ozean. Es herrschte andächtige Stille, bis der Richter sie durchschnitt. »Ihr Name ist Light Adam. Sie sind 17 Jahre alt und leben gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Bruder Jude Adam in Ferrymore Village?«
»Das ist richtig, Euer Ehren.« Wieder gruben sich Lights Finger in den Saum ihres Kleides. Ihre Nerven waren zum Zerbersten gespannt.
»Sie wissen, dass Sie vor Gericht trotz Minderjährigkeit eine vollwertige Delegierte sind und Ihre eigene Entscheidung bezüglich der Lossagung von Dante Leroy treffen können?«
Light blickte auf ihre Füße. »Ja, Euer Ehren.«
»Sie wurden belehrt, dass eine Entlassung Sie von jeder Pflicht Mr Leroy gegenüber entbindet.«
»Ja, Euer Ehren.«
»Somit frage ich Sie, Delegierte Adam, willigen Sie in die Entlassung von Dante Leroy aus ihrer Obhut ein?« Aus seinem Mund klangen diese Worte banal und gefühllos, als würde sie keine Rolle spielen, aber für Light bedeuteten sie die Welt. Für Dante bedeutete sie die Welt und für all jene Wesen, die wie Clay für mehr Gleichberechtigung kämpften, bedeuteten sie einen Neubeginn.
Die Blicke der Anwesenden durchbohren Light. Sie konnte es förmlich auf ihrer Haut spüren, als sie es sagte, das eine Wort, das alles verändern würde: »Nein.« Sie war überrascht, wie fest und entschlossen ihre Stimme klang, als duldete sie keine Widerworte, als wäre ihre Entscheidung in Stein gemeißelt.
Augenblicklich brach Gemurmel im Gerichtssaal aus, Schuhe schabten auf dem Boden und Mäntel raschelten. Hier und da wurden Diskussionen laut. Dante setzte ein schiefes Grinsen auf. Light musste ein Lachen unterdrücken. Die Stimmen im Saal wurden aufgeregter, doch der Richter griff nicht zu seinem Hammer, um sie zum Schweigen zu bringen, vielmehr blickte er hilfesuchend zu Mr Bennett. Dieser wirkte ebenfalls verwirrt, stand jedoch auf und kam zu ihr. Die Schweißperlen standen ihm nun nicht länger auf der Stirn, sondern liefen ihm über das Gesicht und sammelten sich über seinen Lippen. »Light, was tun Sie da?«, fragte er empört. Fahrig tastete er nach einem Taschentuch, doch seine Hände waren so zittrig, dass er es kaum schaffte, das Tuch aus seiner Jackettasche zu ziehen.
Einen Moment sah Light ihn nur an, blickte in seine verängstigten Augen. Wovor hatte er Angst? Dass Dante ihr etwas antun könnte? Dass er seinen Job verlieren konnte? Oder wusste er, dass es der Anfang von etwas Größerem war? »Ich tue das, was ich für richtig halte, Mr Bennett.«
»Ihre Entscheidung verstößt gegen Artikel 9«, warf der Richter ein, als wüsste sie das nicht.
»Bei allem Respekt, Euer Ehren, Mr Bennett war es, der am Tag meiner Delegation Artikel 9 gebrochen hat, indem er zugelassen hat, dass Dante bei mir einzieht. Er und sein Team waren es, die diesen Fehler begangen haben, nicht ich und auch nicht Dante.« Die Stimmen im Hintergrund wurden immer lauter. Menschen diskutierten mit Wesen und zwischen all diesen Leuten saß Clay. Er lächelte, als wäre dieser Tag der Glücklichste in seinem Leben und er hielt Samuels Hand – niemand schenkte ihnen Beachtung. »Davon abgesehen«, fuhr Light fort, »kann eine Revision nur dann durchgeführt werden, wenn der Delegierte einwilligt und die dazugehörigen Dokumente unterschreibt. Ihre Gesetze führen uns also in eine Sackgasse, Euer Ehren.«
Der Richter nickte und dachte einen Moment über seine Worte nach. »Sie hat Recht, Mr Bennett. Ohne ihre Einwilligung kann ich die Revision nicht rechtens machen.« Mr Bennett tupfte sich nervös den Schweiß von der Stirn, ohne etwas zu erwidern. »Mir sind die Hände
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